Sonntag, 27. Dezember 2009

20 Jahr! Blondes Haar!

Gleich zwei Jubiläen muss ich hier auflisten. 5 Monate in Ecuador und 20 Jahre auf der Welt! Der kleine Joschie erfreut schon 20 Jahre diese Welt mit seiner Anwesenheit und davon sogar 5 Monate in Ecuador. Wie sich diese Tage der Feier und des Festes, welche überraschenderweise auch gleich mit dem Weihnachtsfest zusammenfielen zugetragen hatten möchte ich in den nächsten Zeilen berichten.
Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot vom Chef des Joschie ausging, dass am 24. Nicht gearbeitet werden müsste. So wurde schon pünktlich um 18 Uhr des 23.12. in meiner Arbeit mein Geburtstag gefeiert. Denn nach deutscher Zeit hatte bereits der 24.12. begonnen.
So wurde in der Arbeit getrunken, geredet, gelacht und Pizza gegessen. Viva el cumplanero! Que viva! Ich fühlte mich etwas komisch, denn so hatte ich doch noch gar nicht richtig Geburtstag. Doch das schien meine Arbeitskollegen nicht groß zu interessieren und man feierte den deutschen Freiwilligen. Als Bier und Pizza reichlich konsumiert und schließlich leer waren, da brachen wir auf. Doch nach Hause ging es noch lange nicht. Zusammen mit meinen Arbeitskollegen Carlos und Fabian fuhren Simon und ich zunächst Billardspielen. Was aber außer den Kugeln, Stab und Löchern rein gar nichts mit dem hiesigen Billardspiel gemein hat. So mussten Simon und ich als deutsche Verliererfraktion die Rechnung übernehmen und es ging weiter. Wir fuhren noch ein wenig durch die Stadt, bis wir Carlos schließlich in seinem Haus im Nachbardorf Riobambas absetzten. Uns dort noch etwas aufhielten und dann zurück nach Riobamba fuhren. Simon und ich klopften alsbald dann bewaffnet mit etwas zu trinken bei der WG anderer Deutscher um mit ihnen noch etwas zu feiern. Und so kam auch endlich mein eigentlicher Geburtstag hier in Ecuador. Ich freute mich riesig un bekam auch gleich die erste Gratulations-SMS aus Israel. Danke an dieser Stelle! Ein bisschen melancholisch wurde ich dabei, was einerseits wohl an dem Alkohol andererseits aber doch wohl auch daran lag, dass ich zurückdenken musste wie ich letztes Jahr in meinen Geburtstag gefeiert hatte zusammen mit allen Freunden. Und in diesem Jahr sind wir in aller Welt verstreut!
Doch zum Glück habe ich ja inzwischen auch hier Freunde gefunden, mit denen ich an diesen Tage feiern kann.
Nach einigen politischen und betrunkenen Barphilosophien, wo ich die SPD vor schweren Angriffen verteidigen musste - und das an meinem Geburtstag... - fuhr ich mit dem Taxi nach Hause. Der Taxifahrer grüßte mich wie selbstverständlich mit Buenos días! - Guten Morgen! und ich musste lächeln. Es war wirklich mein Geburtstag!
Ich hatte mir den Wecker für den nächsten Morgen gestellt um wie verabredet am morgen mit meiner Familie in Deutschland zu reden. So stand ich überraschen fit nach 5 Stunden Schlaf und einem mächtigen Kater auf.
Nun empfang ich als Mitglied der Internetgeneration die meisten Glückwünsche über das Internet. Über Facebook, Skype, Studikz oder Email.. Es war zwar einerseits schön die Glückwünsche zu erhalten doch irgendwie musste ich dabei auch den Kopf schütteln. Mein ganzer Kontakt zur Welt in Deutschland spielt sich nur im Internet ab. Musste ich mir langsam Sorgen machen, das ich mich auch zu einem Internetsüchtigen sabbernden bleichen Monster verwandelte der alle sozialen Kontakte über das Internet erhält? Naja genug davon. Ich bin es ja doch nicht! Habe noch immer auch Freunde hier und erlebe weiß Gott sehr viel hier in Ecuador!
Es war also sehr schön die Glückwünsche von den Freunden und der Familie zu bekommen aber etwas weh ums Herz wurde mir dabei schon. So stellte ich den Computer als bald weg und begrüßte meine “abuelita” die gerade zur Tür hineinkam und mir einen wunderschönen Tag wünschte und natürlich alles Gute zum Geburtstag.
Dann begann ich die Bescherung. Ich packte die Geschenke aus, die mir zugeschickt wurden und ich freute mich sehr. Dann freute ich mich noch einmal, denn es gab Mittagessen und von all der Anstrengung hatte ich inzwischen Hunger bekommen und ich aß um mein Leben bevor ich mich dann mit Simon im “Parque Infantil” (eigentlich Guayaquil) traf.
Wir kauften etwas zu trinken und setzten uns in den Schatten der Palmen, denn die Sonne war wieder einmal brennend heiß. Und als ich dann einen Anruf von Christian auf mein ecuadorianisches Handy bekam, dann konnte ich stolz damit prahlen gerade in der Sonne unter Palmen zu liegen und mich über seine Glückwünsche freuen.
Simon und ich beobachteten erstaunt unsere Umgebung und das treiben der Menschen. Es war Weihnachten, das bestätigte ein Blick auf das Datum und der Weihnachtsschmuck und die künstlichen Neonpalmen im “Parque Sucre”. Aber irgendwie war es doch kein Weihnachten. Wir lagen hier schwitzend im Schatten großer Palmen und erfreuten uns des kalten Bieres und die Neonpalmen im “Parque Sucre” erinnerten bei Nacht eher an Las Vegas oder Miami Beach als an Weihnachten.
Doch in diesem Moment fehlte mir Weihnachten kein bisschen. Der Schwermut des Morgens war verflogen. Weihnachten passte hier einfach gerade nicht rein. Es passte schicht weg nicht.
Nachdem Simon und ich uns noch mit Regina und Yacu trafen und einige aufgedrehte 17 und 18jährige deutsche Austauschschülerinnen trafen und uns köstlich amüsierten, ging es auch wieder zurück nach Hause, denn heute abend war das Weihnachtsessen angesetzt.
Da Mauricio an Weihnachten arbeiten musste, sollten Abuelita und ich das Weihnachtsfest zusammen mit ihrem ältesten Sohn und der Familie seiner Frau verbringen.
Und jetzt hatte ich doch noch ein Weihnachtsfest. Ganz anders als ich es von Deutschland kenne. Doch Weihnachten war es auf jeden Fall. Es war eine riesige Familie in einem kleinen Wohnzimmer verteilt. Da waren Onkels, Tanten, Oma, Opa, Cousinen und Schwippschwäger.. Alle waren da. Einschließlich des Gringos. Der zunächst neugierig beobachtet, dann aber herzlich willkommen in der Familie geheißen wurde. Jedes Jahr werde in dieser Konstellation gefeiert erklärte man mir. Mal mehr mal weniger Leute. Und jedes Jahr sei es in dem Haus eines anderen Familienmitgliedes.
Und so wurden große Reden geschwungen. Lecker und reichhaltig gegessen und getrunken. Und ich musste schwer kämpfen mit der riesigen Portion Truthahn. Nach dem Essen wurde erstmal ein selbstgemachter Film aller Cousinen und Cousins gezeigt, der die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens neu interpretierte und in unser Jahrhundert setzte. Daraufhin gab es lustige Spiele. Die Gastgeber einschließlich nächster Familie zogen sich ihre Pyjamas an und fanden sich in Pärchen zusammen. - Hier fiel wieder auf wie jung man hier Kinder bekommt. Es gab Pärchen, die nicht älter waren als ich, aber schon ein Baby im Arm trugen. - Diese Pärchen legten sich dann in die Mitte des aus den übrigen Gästen gebildeten Kreises und machten es sich unter Bettlacken bequem. Der Wettbewerb bestand nun darin welches Pärchen es unter der Decke zuerst schaffte die Pyjama komplett zu tauschen.
Das war wirklich sehr lustig anzuschauen. Dort strampelten sich junge und alte Pärchen unter der Decke bis ins unmöglichste ab um danach völlig lächerlich bekleidet wieder zu erscheinen.
Nach diesem Spielchen und ähnlichen wurde es spannend. Es war inzwischen auch schon nach 12 Uhr und die kleinsten Kinder wurden schon müde und ungeduldig. Doch es wurde laut “Papa Noel!” gerufen und plötzlich ging das Licht aus und mit lauten Knallen und in Konfettiregen erschien der rote bärtige Weihnachtsmann. Endlich habe ich ihn gesehen! Nach 20 Jahren ohne Weihnachtsmann hat er sich mir endlich gezeigt und mich auch prompt umarmt und mir einen Sack voller Süßigkeiten geschenkt. Ich war gerührt und verwirrt. Gibt es ihn doch? Doch bevor ich klare Gedanken fassen konnte hatte schon jeder in dem Raum ein Säckchen in der Hand und Papa Noel verabschiedete sich wieder mit einem Hohoho! und einem lauten Knall und war verschwunden.
Noch wie benommen trottete ich hinter der Menschenmenge hinterher, die das Haus verließ und sich auf der Straße versammelte. Jetzt kam auch noch Sylvester zum Weihnachtsfest hinzu. Es wurde jede Menge geböllert und gezündelt und gequalmt und riesige Raketen in die Luft geschossen. Diesem Spektakel allerdings erfreuten sich vor allem die Männer der runde. Die Frauen passten auf die Kinder auf, das sie auch gut Abstand vom Feuerwerk halten und beließen es bei einigen Ahs und Ohs bei besonders prächtigen Raketen, wärend die Männer und Jugend eifrig hin und her liefen um möglichst viel gleichzeitig in die Luft zu jagen. Dem konnte auch ich mich nicht entziehen und so war es schließlich wie Sylvester. Aber eben an Weihnachten.
Nachdem alles verböllert und verballert war ging man wieder etwas enttäuscht und sich noch immer umschauend nach anderer entzündbarer Masse ins Haus zurück.
Endlich Bescherung! Dachten sich wohl die kleinen Kinder indem sie auf den riesigen Geschenkberg blickten, der am Rande des Wohnzimmers aufgetürmt war. Schließlich war es schon deutlich nach 1 Uhr. Doch zunächst sorgte eine Verwandte dafür, dass es auch noc besinnlich wurde und man doch auch dem Geburtstagkind und dem wichtigsten am heutigen Tage bedenken sollte. Lächelnd dankte ich ihr für diese Worte und wollte schon abwinken, als ich bemerkte das sie vom kleinen Jesulein redete. So wurde also die Weihnachtsgeschichte nach Lukas gelesen und immer wieder durch Gebete unterbrochen während die Kinder die Augen rollten oder schon geschlossen hatten.
Endlich wurde das kleine Plastikjesulein aus der Krippe herumgegeben und ein jeder konnte es in seinen Händen halten oder sogar küssen. Die Kinder wurden dabei wieder wach. Das bedeutete den Abschluss der Besinnlichkeit und den Beginn des Geschenkzerreißens.
Und so wurden zwei hübsche Cousinen gebeten die Weihnachtsfeen zu geben und die vielen mit Namen beschrifteten Geschenke zu verteilen. So tauchte ein Babiepuppe und ein Spielzeuglaster nach dem anderen auf und die Kinder stapelten holde lächelnd ihre Geschenke auf einen großen Berg. Schließlich aber auch einige Geschenke für Erwachsene und Jugendliche. Aber die Mehrheit für die Kinder. Wie in Deutschland so auch hier.
Ich bekam überraschenderweise auch Geschenke. Einen Ecuadorschal von “abuelita” und wie fast jedes männliches Familienmitglied in der Runde einen Kugelschreiber mit integrierter Laserleuchte von dem ältesten Sohn abuelitas! Ich war stolz wie Oskar! Und so wurde mit den anderen Männer der Familie wild umher gelasert und sich gefreut wie kleine Kinder.
Ich selbst schenkte Abuelita die deutsche Schokolade und etwas Tee und Kekse, die Schokolade aber verschenkte sie gleich weiter wegen Herzproblemen. Und doch verstanden wir uns prächtig am diesem Tag. Ich war inzwischen aber unglaublich müde. Immerhin hatte ich in der Nacht zuvor nur knapp 5 Stunden geschlafen! So war ich froh als sich die Gemeinschaft nach dem aufreißen der letzten Geschenke dann schließlich verabschiedete und ich konnte zufrieden und glücklich aber auch hundemüde ins Bettchen fallen.
Ich hatte also doch noch Weihnachten gehabt. Weihnachten, Geburtstag, Sommerwetter und Sylvester an einem Tage. Das war selbst für mich viel auf einmal gewesen!!
Ich möchte an dieser Stelle allen Freunden und Verwandten danken, die mir gratuliert oder an mich gedacht haben! Ich habe mich sehr über die Glückwünsche gefreut!
Es tut mir leid wenn ich euch vielleicht nicht allen persönlich danken kann, aber ich möchte das ihr wisst wie ich mich darüber gefreut habe, egal ob per Post, SMS, Anruf, Skype, Email, Facebook oder Studikz.
Ich danke euch allen und wünsche nachträglich frohe Weihnachten und nun einen schönen Rutsch ins Neue Jahr! Auf das es ein tolles Jahr wird!