Sonntag, 27. Dezember 2009

20 Jahr! Blondes Haar!

Gleich zwei Jubiläen muss ich hier auflisten. 5 Monate in Ecuador und 20 Jahre auf der Welt! Der kleine Joschie erfreut schon 20 Jahre diese Welt mit seiner Anwesenheit und davon sogar 5 Monate in Ecuador. Wie sich diese Tage der Feier und des Festes, welche überraschenderweise auch gleich mit dem Weihnachtsfest zusammenfielen zugetragen hatten möchte ich in den nächsten Zeilen berichten.
Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot vom Chef des Joschie ausging, dass am 24. Nicht gearbeitet werden müsste. So wurde schon pünktlich um 18 Uhr des 23.12. in meiner Arbeit mein Geburtstag gefeiert. Denn nach deutscher Zeit hatte bereits der 24.12. begonnen.
So wurde in der Arbeit getrunken, geredet, gelacht und Pizza gegessen. Viva el cumplanero! Que viva! Ich fühlte mich etwas komisch, denn so hatte ich doch noch gar nicht richtig Geburtstag. Doch das schien meine Arbeitskollegen nicht groß zu interessieren und man feierte den deutschen Freiwilligen. Als Bier und Pizza reichlich konsumiert und schließlich leer waren, da brachen wir auf. Doch nach Hause ging es noch lange nicht. Zusammen mit meinen Arbeitskollegen Carlos und Fabian fuhren Simon und ich zunächst Billardspielen. Was aber außer den Kugeln, Stab und Löchern rein gar nichts mit dem hiesigen Billardspiel gemein hat. So mussten Simon und ich als deutsche Verliererfraktion die Rechnung übernehmen und es ging weiter. Wir fuhren noch ein wenig durch die Stadt, bis wir Carlos schließlich in seinem Haus im Nachbardorf Riobambas absetzten. Uns dort noch etwas aufhielten und dann zurück nach Riobamba fuhren. Simon und ich klopften alsbald dann bewaffnet mit etwas zu trinken bei der WG anderer Deutscher um mit ihnen noch etwas zu feiern. Und so kam auch endlich mein eigentlicher Geburtstag hier in Ecuador. Ich freute mich riesig un bekam auch gleich die erste Gratulations-SMS aus Israel. Danke an dieser Stelle! Ein bisschen melancholisch wurde ich dabei, was einerseits wohl an dem Alkohol andererseits aber doch wohl auch daran lag, dass ich zurückdenken musste wie ich letztes Jahr in meinen Geburtstag gefeiert hatte zusammen mit allen Freunden. Und in diesem Jahr sind wir in aller Welt verstreut!
Doch zum Glück habe ich ja inzwischen auch hier Freunde gefunden, mit denen ich an diesen Tage feiern kann.
Nach einigen politischen und betrunkenen Barphilosophien, wo ich die SPD vor schweren Angriffen verteidigen musste - und das an meinem Geburtstag... - fuhr ich mit dem Taxi nach Hause. Der Taxifahrer grüßte mich wie selbstverständlich mit Buenos días! - Guten Morgen! und ich musste lächeln. Es war wirklich mein Geburtstag!
Ich hatte mir den Wecker für den nächsten Morgen gestellt um wie verabredet am morgen mit meiner Familie in Deutschland zu reden. So stand ich überraschen fit nach 5 Stunden Schlaf und einem mächtigen Kater auf.
Nun empfang ich als Mitglied der Internetgeneration die meisten Glückwünsche über das Internet. Über Facebook, Skype, Studikz oder Email.. Es war zwar einerseits schön die Glückwünsche zu erhalten doch irgendwie musste ich dabei auch den Kopf schütteln. Mein ganzer Kontakt zur Welt in Deutschland spielt sich nur im Internet ab. Musste ich mir langsam Sorgen machen, das ich mich auch zu einem Internetsüchtigen sabbernden bleichen Monster verwandelte der alle sozialen Kontakte über das Internet erhält? Naja genug davon. Ich bin es ja doch nicht! Habe noch immer auch Freunde hier und erlebe weiß Gott sehr viel hier in Ecuador!
Es war also sehr schön die Glückwünsche von den Freunden und der Familie zu bekommen aber etwas weh ums Herz wurde mir dabei schon. So stellte ich den Computer als bald weg und begrüßte meine “abuelita” die gerade zur Tür hineinkam und mir einen wunderschönen Tag wünschte und natürlich alles Gute zum Geburtstag.
Dann begann ich die Bescherung. Ich packte die Geschenke aus, die mir zugeschickt wurden und ich freute mich sehr. Dann freute ich mich noch einmal, denn es gab Mittagessen und von all der Anstrengung hatte ich inzwischen Hunger bekommen und ich aß um mein Leben bevor ich mich dann mit Simon im “Parque Infantil” (eigentlich Guayaquil) traf.
Wir kauften etwas zu trinken und setzten uns in den Schatten der Palmen, denn die Sonne war wieder einmal brennend heiß. Und als ich dann einen Anruf von Christian auf mein ecuadorianisches Handy bekam, dann konnte ich stolz damit prahlen gerade in der Sonne unter Palmen zu liegen und mich über seine Glückwünsche freuen.
Simon und ich beobachteten erstaunt unsere Umgebung und das treiben der Menschen. Es war Weihnachten, das bestätigte ein Blick auf das Datum und der Weihnachtsschmuck und die künstlichen Neonpalmen im “Parque Sucre”. Aber irgendwie war es doch kein Weihnachten. Wir lagen hier schwitzend im Schatten großer Palmen und erfreuten uns des kalten Bieres und die Neonpalmen im “Parque Sucre” erinnerten bei Nacht eher an Las Vegas oder Miami Beach als an Weihnachten.
Doch in diesem Moment fehlte mir Weihnachten kein bisschen. Der Schwermut des Morgens war verflogen. Weihnachten passte hier einfach gerade nicht rein. Es passte schicht weg nicht.
Nachdem Simon und ich uns noch mit Regina und Yacu trafen und einige aufgedrehte 17 und 18jährige deutsche Austauschschülerinnen trafen und uns köstlich amüsierten, ging es auch wieder zurück nach Hause, denn heute abend war das Weihnachtsessen angesetzt.
Da Mauricio an Weihnachten arbeiten musste, sollten Abuelita und ich das Weihnachtsfest zusammen mit ihrem ältesten Sohn und der Familie seiner Frau verbringen.
Und jetzt hatte ich doch noch ein Weihnachtsfest. Ganz anders als ich es von Deutschland kenne. Doch Weihnachten war es auf jeden Fall. Es war eine riesige Familie in einem kleinen Wohnzimmer verteilt. Da waren Onkels, Tanten, Oma, Opa, Cousinen und Schwippschwäger.. Alle waren da. Einschließlich des Gringos. Der zunächst neugierig beobachtet, dann aber herzlich willkommen in der Familie geheißen wurde. Jedes Jahr werde in dieser Konstellation gefeiert erklärte man mir. Mal mehr mal weniger Leute. Und jedes Jahr sei es in dem Haus eines anderen Familienmitgliedes.
Und so wurden große Reden geschwungen. Lecker und reichhaltig gegessen und getrunken. Und ich musste schwer kämpfen mit der riesigen Portion Truthahn. Nach dem Essen wurde erstmal ein selbstgemachter Film aller Cousinen und Cousins gezeigt, der die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens neu interpretierte und in unser Jahrhundert setzte. Daraufhin gab es lustige Spiele. Die Gastgeber einschließlich nächster Familie zogen sich ihre Pyjamas an und fanden sich in Pärchen zusammen. - Hier fiel wieder auf wie jung man hier Kinder bekommt. Es gab Pärchen, die nicht älter waren als ich, aber schon ein Baby im Arm trugen. - Diese Pärchen legten sich dann in die Mitte des aus den übrigen Gästen gebildeten Kreises und machten es sich unter Bettlacken bequem. Der Wettbewerb bestand nun darin welches Pärchen es unter der Decke zuerst schaffte die Pyjama komplett zu tauschen.
Das war wirklich sehr lustig anzuschauen. Dort strampelten sich junge und alte Pärchen unter der Decke bis ins unmöglichste ab um danach völlig lächerlich bekleidet wieder zu erscheinen.
Nach diesem Spielchen und ähnlichen wurde es spannend. Es war inzwischen auch schon nach 12 Uhr und die kleinsten Kinder wurden schon müde und ungeduldig. Doch es wurde laut “Papa Noel!” gerufen und plötzlich ging das Licht aus und mit lauten Knallen und in Konfettiregen erschien der rote bärtige Weihnachtsmann. Endlich habe ich ihn gesehen! Nach 20 Jahren ohne Weihnachtsmann hat er sich mir endlich gezeigt und mich auch prompt umarmt und mir einen Sack voller Süßigkeiten geschenkt. Ich war gerührt und verwirrt. Gibt es ihn doch? Doch bevor ich klare Gedanken fassen konnte hatte schon jeder in dem Raum ein Säckchen in der Hand und Papa Noel verabschiedete sich wieder mit einem Hohoho! und einem lauten Knall und war verschwunden.
Noch wie benommen trottete ich hinter der Menschenmenge hinterher, die das Haus verließ und sich auf der Straße versammelte. Jetzt kam auch noch Sylvester zum Weihnachtsfest hinzu. Es wurde jede Menge geböllert und gezündelt und gequalmt und riesige Raketen in die Luft geschossen. Diesem Spektakel allerdings erfreuten sich vor allem die Männer der runde. Die Frauen passten auf die Kinder auf, das sie auch gut Abstand vom Feuerwerk halten und beließen es bei einigen Ahs und Ohs bei besonders prächtigen Raketen, wärend die Männer und Jugend eifrig hin und her liefen um möglichst viel gleichzeitig in die Luft zu jagen. Dem konnte auch ich mich nicht entziehen und so war es schließlich wie Sylvester. Aber eben an Weihnachten.
Nachdem alles verböllert und verballert war ging man wieder etwas enttäuscht und sich noch immer umschauend nach anderer entzündbarer Masse ins Haus zurück.
Endlich Bescherung! Dachten sich wohl die kleinen Kinder indem sie auf den riesigen Geschenkberg blickten, der am Rande des Wohnzimmers aufgetürmt war. Schließlich war es schon deutlich nach 1 Uhr. Doch zunächst sorgte eine Verwandte dafür, dass es auch noc besinnlich wurde und man doch auch dem Geburtstagkind und dem wichtigsten am heutigen Tage bedenken sollte. Lächelnd dankte ich ihr für diese Worte und wollte schon abwinken, als ich bemerkte das sie vom kleinen Jesulein redete. So wurde also die Weihnachtsgeschichte nach Lukas gelesen und immer wieder durch Gebete unterbrochen während die Kinder die Augen rollten oder schon geschlossen hatten.
Endlich wurde das kleine Plastikjesulein aus der Krippe herumgegeben und ein jeder konnte es in seinen Händen halten oder sogar küssen. Die Kinder wurden dabei wieder wach. Das bedeutete den Abschluss der Besinnlichkeit und den Beginn des Geschenkzerreißens.
Und so wurden zwei hübsche Cousinen gebeten die Weihnachtsfeen zu geben und die vielen mit Namen beschrifteten Geschenke zu verteilen. So tauchte ein Babiepuppe und ein Spielzeuglaster nach dem anderen auf und die Kinder stapelten holde lächelnd ihre Geschenke auf einen großen Berg. Schließlich aber auch einige Geschenke für Erwachsene und Jugendliche. Aber die Mehrheit für die Kinder. Wie in Deutschland so auch hier.
Ich bekam überraschenderweise auch Geschenke. Einen Ecuadorschal von “abuelita” und wie fast jedes männliches Familienmitglied in der Runde einen Kugelschreiber mit integrierter Laserleuchte von dem ältesten Sohn abuelitas! Ich war stolz wie Oskar! Und so wurde mit den anderen Männer der Familie wild umher gelasert und sich gefreut wie kleine Kinder.
Ich selbst schenkte Abuelita die deutsche Schokolade und etwas Tee und Kekse, die Schokolade aber verschenkte sie gleich weiter wegen Herzproblemen. Und doch verstanden wir uns prächtig am diesem Tag. Ich war inzwischen aber unglaublich müde. Immerhin hatte ich in der Nacht zuvor nur knapp 5 Stunden geschlafen! So war ich froh als sich die Gemeinschaft nach dem aufreißen der letzten Geschenke dann schließlich verabschiedete und ich konnte zufrieden und glücklich aber auch hundemüde ins Bettchen fallen.
Ich hatte also doch noch Weihnachten gehabt. Weihnachten, Geburtstag, Sommerwetter und Sylvester an einem Tage. Das war selbst für mich viel auf einmal gewesen!!
Ich möchte an dieser Stelle allen Freunden und Verwandten danken, die mir gratuliert oder an mich gedacht haben! Ich habe mich sehr über die Glückwünsche gefreut!
Es tut mir leid wenn ich euch vielleicht nicht allen persönlich danken kann, aber ich möchte das ihr wisst wie ich mich darüber gefreut habe, egal ob per Post, SMS, Anruf, Skype, Email, Facebook oder Studikz.
Ich danke euch allen und wünsche nachträglich frohe Weihnachten und nun einen schönen Rutsch ins Neue Jahr! Auf das es ein tolles Jahr wird!

Mittwoch, 25. November 2009

LOST - in Ecuador!

Nach der berauschenden Geburtstagsfeier vom Freitag sollte für den Samstag ein Ausflug zu den “aguas termales” von Palitahua anstehen. Was ich mir morgens im Bett jedoch nur schwerlich vorstellen konnte. Ich wollte nur weiterschlafen und weiterschlafen und nochmals weiterschlafen.
Aber geplant war geplant! Denn am Freitagnachmittag bei der Arbeit hatte ich mit Yoki, Simon, Fabián, mein ecuadorianischer Arbeitskollege, Carlos und Leonardo, ebenfalls Arbeitskollegen, beschlossen von Samstag auf Sonntag an der Thermalquellen von Palitahua zu übernachten.
Also wurde wieder einmal der alte VW-Bus von Fabian bepackt, es wurde Essen, Trinken und andere lebenswichtige Dinge gekauft, Zelte organisiert, die Reifen gewechselt und dann konnte der Spaß losgehen.
Zunächst holten wir Carlos in Guano ab und fuhren dann bei strahlendem Sonnenschein weiter in eine kleines Dörfchen unterhalb des Tungurahua namens Penipe, wo der ortskundige Leonardo, der uns als “guia” - also Führer dienen sollte, schon auf uns wartete.
Unser Weg führte weiter in Richtung Tungurahua und überall konnte man noch die Spuren der mächtigen Ausbrüche der letzten Jahre sehen. Zerstörte Häuser und Brücken, riesige Schluchten, durch welche die heiße Asche und Lava gerollt war und nur wenige befahrbare Straßen. So quälte sich der gelbe VW-Bus nur mühsam die holprigen Wege hinauf.
Die Vegetation hatte sich stark von der Riobambas verändert, obwohl wir nur etwa eine Stunde entfernt waren. Man spürte, dass man dem Erholungsort Banos nah war. Die Vegetation war üppiger und grüner im Vergleich zum staubigen Riobamba.
In einem kleinen feuchten Wäldchen fühlte ich mich wie im Frühling im Schwarwald, auch wenn ich noch nie im Frühling im Schwarzwald war, so muss es sich anfühlen. Eine frische, etwas feuchte Luft und leichte Sonne, die sich in den Nadelbäumen bricht.
Leider hatten wir bald einen Punkt erreicht, an dem der Schotterweg endete und der VW-Bus beim besten Willen nicht weiterkam. Von hier aus also laufen.
Leonardo deutete auf einen Punkt am fernen Horizont, dort mussten wir hin. Wie wir sehen konnten führte der Weg durch mehrere Bergschneisen, das bedeutete ein munteres Auf und Ab.
Doch was uns jetzt erwartete, damit hatte keiner, außer wohl Leonardo, gerechnet.
Anfangs konnten wir noch einem kleinen Pfad folgen, während die Vegetation um uns immer mehr der des Regenwaldes glich und auch die Luft stickiger wurde. Wir passierten mehrere Wassserfälle und mussten schon über kleinere Bäche springen.
Doch mit der Zeit verlor sich der Pfad und uns blieb nichts anderes übrig als hinter Leonardo herzutrotten, der sich einen Weg durchs Dickicht schlug. Da es bereits anfing dunkel zu werden, legte er dabei ein Tempo vor, dass wir dachten die Regierungstruppen wären hinter uns Guerilleros her.
Mit der Zeit fühlte ich mich wie in der Fernsehsendung LOST und hörte schon die rasselnden Geräusche des Monsters, das da hinter dem nächsten Busch (Was sage ich? Es war ein einziger Busch!) lauert. Dann aber waren wir wieder Guerilleros auf dem Weg, die sich in den Bergdschungel zurückgezogen haben um von dort aus die Juntaregierung zu sabotieren.
Irgendwann aber hörten auch diese etwas romantischen Gedanken auf, denn darauf konnte ich mich nicht mehr konzentrieren. Es gab wichtigeres. Denn es war nun in der Dämmerung schwer genug vorwärts zu kommen, denn neben uns öffneten sich nicht selten riesige Schluchten, die man erst im letzten Moment sah und beinahe abrutschte.
Immer dunkler wurde es und wir hatten nur eine Taschenlampe, mit der Leonardo vorrannte. Zur Sicherheit verteilten wir WalkieTalkies um im Kontakt zu bleiben. Nicht lange und es bildeten sich auch schon zwei Gruppen.
Und wir stolperten immer weiter. Und immer weiter. Mit dem schweren Gepäck auf dem Rücken stolperte man nicht selten über Wurzeln, die eher riesigen schlangenähnlichen Schlingpflanzen glichen, oder man rutschte einen Abhang einige Meter weit herunter.
Der Nachhut, bestehend aus Fabian uns Simon, war inzwischen nicht mehr in Sichtweite und nur über das WalkieTalkie konnten wir Kontakt halten. Was unser Funker Carlos auch fleißig tat.
Der Nachhut war in einen Hinterhalt geraten und nun gezwungen auf dem Boden zu liegen und sich auszuruhen, wie Fabian über das WaklieTalkie bekanntgab.
Also kämpften wir uns weiter, denn wir sahen uns kurz vor dem Ziel. Sollten wir die Termalquellen sicher erreichen, dann würde Leonardo mit der Taschenlampe in einer Kamikazeaktion zurückkehren und den Nachhut retten.
Aber auch wir kamen und kamen nicht an! Mir peitschten Pflanzen ins Gesicht, der Boden unter mir war uneben und ich stolperte, kroch und kämpfte mich weiter. Immer das Fluchen von Yoki hinter mir, der den Moment verfluchte, in dem er sich entschlossen hatte seine Gitarre mitzunehmen.
Und während ich wieder mit einem Bein in einem unsichtbaren Loch feststeckte, aus dem ich mich zu befreien versuchte, da verkündete der ferne Leonardo die frohe Mähr. “Las aguas termales!”
Doch die erste Freude hielt nicht lange. Wir befanden uns auf einer kleinen Plattform umgeben von dichtbewachsenen Berghängen, von denen sich Wasserfälle herabstürzten, jedenfalls vermuteten wir das auf Grund der Geräuschkulisse. Eine Hiobsbotschaft bestätigte die Ahnung. Der Boden überall um uns herum war mehr Wasser als Erde. Wir befanden uns in einer riesigen, dicht von Sträuchern bewachsenen Pfütze. Zum Teil standen wir komplett im Wasser.
Kein Platz für die Zelt geschweige denn eine Feuerstelle.
Während Leonardo also mit der Taschenlampe loszog um unsere verlorenen Helden zu retten, da entzündeten wir einige Kerzen und begutachteten ernüchtert unsere Umgebung.
Jubelschrei drangen an unser Ohr. Endlich waren auch die anderen eingetroffen.
Gemeinsam wurde weitergesucht nach einem geeigneten Plätzchen, das wir auch schließlich fanden. Dort war der Boden nur sehr feucht, aber richte um Zelt aufzubauen und mit viel Glück auch um das Feuer zu entzünden.
Es wurden Arbeitsgruppen gebildet. Die einen bauten die Zelte auf, sammelten Feuerholz, andere stutzten das meterhohe Gestrüpp etwas oder versuchten sich schon am Feuermachen.
Auch das stellte uns vor die nächste Schwierigkeit. Zu anfang unserer Tour hatte Fabian extra etwas Benzin aus dem Tank des VW-Busses gesaugt um Feuer zu machen, doch das kleine Fläschchen ging in den Strapazen der Nebelwaldtour verloren. Schließlich schaffte es Carlos aber doch noch mit den Kerzen ein großes Feuer zu entzünden und wir grillten vor unseren Zelten sitzend das mitgebrachte Fleisch und tranken Zimtwasser mit Schnapps um uns zu wärmen. Ich wunderte mich noch immer wie wir das alles in kompletter Dunkelheit geschafft hatten. So verbrachten wir die Zeit am Feuer, wärmten uns und Leonardo erzählte Geschichten über den Puma, der in den Wäldern hier wohnt und natürlich eine große Vorliebe für Gringo-Fleisch hat.
Später gingen wir dann noch zu den vulkanischen Thermalquellen, die direkt unterhalb unserer Zelt lagen. Direkt an einem kalten Fluss, gibt es zwei kleine Teiche von heißem natürlichem Vulkanwasser. Dort hielten wir noch unsere Füße ins Wasser um dann nach einem letzten Schluck Canelaso todmüde und stolz über dieses Abenteuer in die Zelte zu fallen.
Am nächsten morgen in aller Herrgottsfrühe machten sich unsere Ecuadorianer schon auf um in den Quellen zu baden. Ich blieb liegen. Schlafen gefiel mir vorerst besser, schon allein weil es im Zelt schön trocken und da draußen unheimlich nass war. Inzwischen hatte es auch begonnen zu regnen.
Schließlich raffte ich mich aber doch auf. Jedoch erst nach einem ausgiebigen Frühstück bestehend aus restlichem Fleisch, Brötchen, Wurst und Käse. Wie es sich für die Guerilleros gehört!
Dann aber nichts wir hinein ins heiße Nass! Und was war das nicht für eine fantastische Sache. Das war ein Naturwhirlpool mit Blubberbläschen und allem Luxus, bloß eben mitten in der Natur neben einem eiskalten Fluss.
Nachdem wir die Wasserfälle der Umgebung noch etwas erkundeten und uns noch immer fühlten wie Guerilleros auf der Flucht vor den Regierungstruppen, räumten wir unser Zeltlager und begannen den Rückweg.
Dieser gestaltete sich zwar auch sehr anstrengend und abenteuerlich, mit Stürzen und Stolpern, glich aber im Vergleich zum Hinweg einem Spaziergang.
Und was war das für ein Gefühl, als ich den gelben VW-Bus zwischen den Blättern hervor glitzern sah. Amnestie für die Guerilleros und der Rettungshubschrauber ist auf der LOST-Insel gelandet. Aber werden wir je wieder in der Gesellschaft klar kommen? Wird das Leben nach der Rettung das selbe sein wie zuvor? Werden wir noch die selben sein?
Die Rückführung in die Gesellschaft gingen wir langsam an. Bevor in die Stadt zurückkehrten wurden wir erst einmal von Leonardo in sein Haus zum Mittagessen eingeladen, wo wir die vielleicht leckerste Suppe der Welt bekamen und danach noch Kekse so süß wie der Himmel.
Leonardos Familie hat zwei Häuser. Eines im vom Tungurahua bedrohten Gebiet, und ein anderes in einer Siedlung erbaut von einem Sozialprojekt nach den schweren Zerstörungen durch den Tugurahua. In dieses Haus, in dem die Familie oftmals am Wochenende wohnt lud er uns ein.
Die aus dem Boden gestampfte Siedlung aus quadratisch angeordneten Baracken wirkt nicht wirklich einladend, doch die Landschaft in der sie steht ist unglaublich schön und auch von innen verstehen es die Familien die Häuser gemütlich einzurichten.
Von solchen Brackensiedlungen findet man hier viele. Überall sind hier die Auswirkungen des mächtigen Tungurahua zu sehen und zu spüren.
Aber überall wird wieder aufgebaut und erneuert. Häuser und Brücken werden gebaut und auch meine Organisation die ich arbeite, SumakLife, engagiert sich dafür, neue Anbauflächen für die Productores vor ort zu schaffen. Die alte Straße von Riobamba nach Banos, welche lange Zeit komplett zerstört war, wird auch in zwei Monaten wieder komplett befahrbar sein.
Die Thermalquellen welche wir besuchten, waren einmal in sehr beliebtes Ausflugsziel mit kleinen Hütten, Becken, Sanitäranlagen und einfachem Zugang. Das war vor den Ausbrüchen.
Heute ist davon nichts mehr zu sehen. Nur einzelne völlig bewachsene Betonmauern erinnern noch an die Zeit vor den Ausbrüchen.
Dieses Abenteuer hat mir so stark wie noch nie die Kraft der Natur gezeigt. Wie die Natur sich doch immer wieder den Menschen untertan macht und sich dieser demütig beugen muss.
Die Vulkane schlafen, aber leben tun sie alle.

Bilder von LOST in Ecuador:

Aguas termales

Viva la cumplañera! VIVA!

Noch über meinen Vorgänger Badin lernte ich Bayron kennen, der einen Möbelladen in der Straße meiner Arbeit betreibt. Badin hatte ihn beim Fussball spielen kennen gelernt und ihn mir in meinen ersten Wochen hier in Ecuador vorgestellt.
Noch immer haben Simon und ich Kontakt zu ihm, wenn auch seltener als gewollt, was wohl vor allem an meinen mangelnden Fussballkünsten liegt, die mich nur sehr selten dazu bewegen einmal selbst den Ball zu treten. Ich übernehme eben lieber den passiven, kommentierenden und jubelnden Sofa-Part, was Fussball angeht.
Bayron aber nun hatte uns drei Deutschen Yoki, Simon und mich am letzten Freitag zu einer Geburtstagsfeier eingeladen. Unter einer Bedingung konnten wir kommen: Wir mussten deutsche Frauen mitbringen. Also luden wir noch Regina, Eva, Celeste und Phillipa ein, die ebenfalls ihren Freiwilligendienst hier in Riobamba ableisten.
Bei der Party handelte es sich um eine Überraschungsgeburtstagsfeier von der Schwester von Bayrons Frau.
Anfangs war alles noch etwas steif, es wurde ein Endlosloop von “Happy Birthday to you” eingespielt und alle standen an den Wänden eines großen leeren Raumes, hielten sich an ihren Sektgläsern fest und betrachteten das rührende Bild der vor Freude oder Überraschung weinenden “cumplañera”. Dann wurde der Kuchen bewundert und die cumplañera musste “sterben”, will heißen mit dem Kopf in die Torte: Das bringt Glück und sieht dazu noch richtig lustig aus!
Und dann begann sich die Party langsam aufzuwärmen, die vielen Latinos in dem Raum konnten nicht lange ruhig sitzen und als der Endlosloop dann durch die altbekannten und doch feurigen Salsaklänge ersetzt wurde war fast niemand mehr zu halten und der erste Tanz wurde eröffnet. Die ganz Schnellen hatten sich eine begehrte Deutsche als Tanzpartnerin geschnappt und wirbelten diese nun durch die Luft.
Doch das hatte ich schon oft erlebt und war bis hierher auch nichts besonderes. Aber je später der Abend umso ausgelassener die Feier. Und es wurde quer durch alle Generationen getanzt. Von den kleinen Kindern, die mit ihrem Hopps-Salsa bestimmt noch besser aussehen als ich, bis zum Großmütterchen, das sich von ihrem Don Juan herumwirbeln lässt.
Nach noch mehr Tanz, Essen und Bier wurden Whisky und Puro herausgeholt und was kaum zu erwarten war: es wurde noch ausgelassener. Es wurden die ecuadorianischen Volkstänze ausgepackt und stolz den etwas tappsigen Deutschen beigebracht.
Und so wurde getanzt und gelacht und getrunken und man fühlte sich wie in einer großen Familie. Mit dem Großvater, der einem listig zwinkernd zuklatschte während man seine deutschen Tanzkünste zum besten gab oder die alten Frauen die einen offen aber freundlich auslachten und dann aber ihre Töchter schickten, es dem Deutschen doch einmal richtig beizubringen.
So wollte der Abend nicht enden und einige von den Deutschen wollten schon, völlig verschwitzt, flüchten, doch die Tür war verschlossen und auf die Frage ob man sie nicht öffnen konnte wurde nur lachend geantwortet: “Morgen früh um 10 Uhr und jetzt tanz mit mir!”
Es war, wie der Vater der cumplañera, welche tapfer mit wechselnden Partnern durchtanzte, gefordert hatte: “Heute ist ein glücklicher Tag für meine Tochter! Aber nicht nur für sie! Ein jeder hat heute etwas zu feiern, ganz egal was! Also lasst uns alle glücklich sein!”
Es war wirklich wie im Rausch - im Tanzrausch, was allerdings auch an dem Whisky und selbstgebrannten Schnapps liegen könnte.
Aber gerade diese Feier quer durch alle Generationen, die selbstverständlich nebeneinander feiern, hat mich so begeistert.
Diese Erfahrung wollte ich hier mit euch teilen, denn die Feier hat mir so gut gefallen, wie ich es mir nie von einer Feier mit Kleinkindern, Eltern, Großeltern und Freunden allen zusammen vorstellen könnte. Eine einzigartige Erfahrung, für die ich den kleinen Kater am nächsten Morgen gerne in Kauf nahm.

Ich versuche noch über Bayron an Fotos von der Feier zu kommen, aber bislang bleibt es bei der reinen Erinnerung an einen wunderschönen Abend.

Quito Zwischenseminar - eine Parallelwelt

Nachdem ich mich ein Wochenende lang von einer, meines Erachtens nach von ecuadorianischen Ärzten zur Bronchitis hochstilisierten, Erkältung ausgruht hatte fuhr ich am Sonntag zusammen mit Simon zum Zwischenseminar nach Quito um die nun schon 4 Monate hier in Ecuador Revue passieren zu lassen.
Schon die Fahrt nach Quito war wieder einmal einzigartig, da ich das große Glück hatte den 31. von 30 Sitzplätzen im Bus bekommen zu haben. Etwas verwundert begutachtete ich zunächst meine Busfahrkarte mit der 31 und schaute zwischen ihr und der kleinen Toilette neben der Nummer 30 hin und her. Schon witzelten die ersten Ecuadorianer einschließlich Simon, dass ich wohl die Klokarte gezogen hätte. Griff ins Klos!. Doch der noch immer laut “Quito, Quito, A Quito!” schreiende Busschaffner winkte mich nach vorne und so wurde mir der Beifahrerplatz neben dem Busfahrer angeboten, den ich stolz annahm.
Also konnte ich die Ecuadorianische Fahrweise, vor allem die der Busfahrer endlich einmal aus nächster Nähe sehen, ob ich das wirklich wollte ist eine andere Frage. Doch für die Landschaft hat es sich allemal gelohnt. Während also der nicht viel ältere Busfahrer als ich mich angrinste und lässig seine Sonnenbrille aus der Tasche zog und dabei in einer Haarnadelkurve einen LKW überholte, bot ich ihm eines meiner Hustenbonbons an und bestaunte dann die Landschaft.
Es war ein sehr klarer Tag und so sah ich die beeindruckenden Vulkane in Reihenfolge: Chimborazo, Altar, Tungurahua und Cotopaxi in ihrer vollen Pracht. Und war so zwischen Staunen über diese Schönheit und Wut über das Kameraunglück von Cuenca (man erinnere sich) hin und hergerissen.
So kamen wir aber dann in Quito an, wo ich zu meiner Überraschung bemerken musste, das ich den, auf der ganzen Fahrt durchschlafenden Simon, nicht sonderlich beeindrucken konnte mit meinen Erzählungen von dem Busfahrersitz.
Und so fuhren wir mit dem “Trole-Bus”, einem Straßenbahnbus von dem weit außerhalb liegenden Terminal nach Quito in die Innenstadt. Die Fahrt entpuppte sich als deutlich entspannter als zuvor angenommen, den bisher verband ich mit Quito immer unendlich volle Busse mit unendlich vielen Fingern, die in deinen Taschen wühlen. Hier am Terminal aber war der Bus leer und wir konnten uns einen Sitzplatz ergattern und so wurde die lange Fahrt durch Quito durch den Regen, der gegen die Scheiben prasselte, beinahe gemütlich.
Ja, seit Wochen, seit über einem Monat vielleicht sah ich wieder Regen, denn Ecuador durchlebt gerade eine niegekannte, nievermutete Trockenperiode. Dadurch bricht vor allem das Stromnetz zusammen, das in diesem kleinen Land fast ausschließlich auf einem Staudamm basiert und so wird man tagtäglich von den “apagones” heimgesucht - in jedem Barrio wird jeden Tag für mindestens 3 Stunden der Strom abgestellt, was meine Arbeit auch durchaus zum Teil erschwert. Natürlich leidet auch die Landwirtschaft stark unter der Trockenheit und in Ecuador spricht man schon vom Notstand und es werden dem umstrittenen Papa Rafael wieder einmal die verschiedensten Vorwürfe gemacht.
Und ausgerechnet in der Hauptstadt sehe ich dann die ersten Tropfen, die sich zu einem richtigen Regen ausweiten, der wieder einmal, in Ermangelung von Gullis, alle Straßen in Flüsse verwandelt. Gefolgt wird dieser Regen von einem Phänomen, das ich schon so oft hier in Ecuador sehen konnte. Außerhalb von Quito Regen aber kaum sind wir in der Innenstadt strahlender Sonnenschein und die “quitenos” liegen in den Parks herum und Sonnen sich. Man kann das Wetter in dieser Stadt nie einschätzen und vertrauen kann man ihm schon gar nicht.
In Quito treffen Simon und ich auf Maren und Yoki, die schon einen Tag früher in Quito waren und zusammen checken wir im guten alten Hotel Calima ein. Das war meine erste Adresse in Ecuador, dort habe ich meinen ersten Sonnenbrand auskuriert, geübt das Klopapier nicht ins Klo sondern in den Eimer zu werfen und auf mein Gepäck aus Caracas gewartet. Back to the roots!
Doch nicht lange bleibt Zeit in Erinnerungen zu schwelgen und so gehen wir zusammen mit unseren Begeliterinnen Estefanie und Carolina Pizza essen. Papa DED zahlt!
Wirklich interessant ist es jetzt die ganzen anderen Freiwilligen hier in Ecuador kennenzuleren, die nach mir ankamen und die ich noch nicht kennen lernen konnte. Eine wirklich schöne Chance. So treffe ich auch Paul von meinem Auswahlseminar wieder, der jetzt in Quito arbeitet. Es werden Erfahrungen ausgetauscht und es wird vor allem eins: richtig viel gegessen.
Dannach dann noch in die “Mariscal” - Quitos Patymeile - und die Gespräche bei “canelaso” (warmer Zuckerrohrschnaps) und Bier weiterführen.
Die Gesichter am nächsten morgen sprechen für den Abend und gestärkt durch frisches Obst, Rührei und Kaffeee und bewaffnet mit Sonnenbrillen geht es in aller frühe ins Hotel “Quito”.
Warum? Wegen der Trockenheit. Trockenheit - Stromausfälle - Nicht gut für unser Seminar!
Also hat der gute DED beschlossen unser Seminar in das etwas luxuriösere Hotel Quito zu verlgen, da dieses fast als einziges in Quito über eigene Transformatoren verfügt.
Diesem glücklichen Umstand verdanken wir auch ein leckeres Mittagsmenü am Pool unter Palmen und kleine Kaffepausen mit allerlei Köstlichkeiten. Kurz - ich fühlte mich sehr sehr wichtig in diesem Luxushotel im Auftrag der deutschen Regierung. Das Seminar an sich war auch im großen und ganzen interessant. Wir redeten viel über unsere Erfahrungen hier vor Ort - so musste jeder eine kleine Präsentation halten, ein Vertreter der Botschaft stellte sich uns vor und viele weitere DED-weltwärts-Vertreter anderer Länder Lateinamerikas waren anwesend. So waren vor allem die Kaffeepausen mit den schon erwähnten Leckerein sehr interessant um sich mit den anderen weltwärts-Vertretern, dem DED-Chef von Ecuador oder dem Botschaftlichen Mitarbeiter zu unterhalten.
Das Seminar dauerte noch den ganzen Tag. Uns wurden so etwa auch die Projekte des DED in Ecuador vorgestellt. Diese haben nichts mit dem weltwärts-Programm in welchem ich mich bewege zu tun. Sondern hierbei handelt es sich um die “wirklichen” Projekte von Entwicklungshelfern. Uns weltwärtslern soll dabei eine Chance geschaffen werden ein einmonatiges Praktikum in einem dieser Projekte zu absolvieren um genauere Einblicke in die Arbeit des DED in Ecuador zu bekommen. Ich halte das für eine großartige Chance und interessiere mich sehr für eine solche Arbeit.
Der Tag fand schließlich seinen Abschluss im Haus des DED-Landeschefs von Ecuador.
Mit einem Privatbus fuhren wir in die etwas außerhalb liegenden Viertel der reicheren Bewohner Quitos, die extra bewacht sind und durften dann einen wunderschönen Abend zusammen mit DED-Mitarbeitern verbringen. Der DED-Landeschef und seine Frau entpuppten sich als wunderbare und zuvorkommende Gastgeber und so wurde es ein feuchtfröhlicher und sehr interessanter Abend und man sah sich schon im Gespräch mit DED- und Botschaftsfunktionären Verbindungen für die Zukunft knüpfen.
Nach diesem schönen Abend ging es dann noch einmal in die “Mariscal” und auch von dieser Nacht erzählten unsere Gesichter am nächsten Morgen.
Und wieder folgte eine Einheit des Seminars im Hotel Quito. Diesmal behandelten wir bisherige Probleme und den Umgang mit diesen und diskutierten ausführlich in Kleingruppen.
Nach dem Mittagessen am Hotelpool im Schatten der Sonnenschirme ging es dann für die meisten Freiwilligen zurück in ihre ecuadorianischen Heimatstädte. Nur einige blieben um eine weitere “capacitacion” zum Thema Englischunterricht zu bekommen. Doch ich, der ja keiner lehrenden Arbeit, sonder vielmehr einer Sackschleppenden Aufgabe hier nachgeht fuhr zurück in mein geliebtes Riobamba.
Das war also das erste Zwischenseminar. Resümee? Sehr interessant mit den anderen Freiwilligen zu reden. Sehr interessant mit den vielen DED-Mitarbeitern zu reden. Sehr sehr komisch diese plötzliche Luxuswelt - diese Parallelwelt.
Im Bus zurück nach Riobamba waren meine Gefühle zweigeteilt. Einerseits fühlte ich mich stolz die ganzen Menschen vom DED kennen gelernt zu haben und auch dieser Luxus hatte mir irgendwie gefallen, aber andererseits fühlte ich mich auch schuldig und komisch dabei, auch noch während ich gerade schreibe habe ich dieses Gefühl. Dann kommt schnell das Schlagwort Freiwilligentourismus auf und das der Selbstnutz größer ist, als was ich hier zu geben vermag.
Ich will dieses Thema allerdings an dieser Stelle nicht breittreten, der Artikel ist schon lange genug. Wichtig ist denke ich aber seine Rolle hier im Ausland differenziert zu sehen und sich vor Selbsterhöhung zu schützen.
Diese Welt, die ich an diesen zwei Tagen in Quito gesehen habe und in der ich mich bewegte, so gut sie mir auch gefallen haben mag: Ecuador war das nicht. Und das muss einem auch bewusst sein!

Impressionen einer anderen Welt:

Quito Zwischenseminar

Donnerstag, 5. November 2009

Immer mehr vom Meer!

Und wieder Küste! Nach dem kurzen Abestecher letzte Woche in den Regenwald war diese Woche wieder die Küste dran. Und was war daran besonders toll? Wir hatten ein langes Wochenende, sowohl Montag als auch Dienstag waren frei.
Am Freitagabend gab es noch eine kleine Feier von ERPE, die Fundación für die sowohl Simon, als auch ich arbeiten, es wurde "colada morada" getrunken (ein dickflüssiges, süsses Getränk aus vielen Früchten und Maismehl) und "guagua de pan" (Btchen in Form von Babys) gegessen. Das ist ein traditionelles Essen, das in der Kombination am "Día de Muertos" oder "Día de Difuntos" am 2. November gegessen wird. Aufgepeppt wurde diese Tradition von unseren Arbeitskollegen aber noch durch ein Reisgericht und jede Menge "aguardiente" - Schnaps.
In der Nacht zum Samstag fuhren Yoki, Simon und ich dann los. Das erste Ziel war Guayaquil, von da aus sollte es weitergehen nach Manta. Am morgen am Terminal von Guayaquil änderten wir unsere Pläne dann etwas ab, denn was uns hier empfang hatten wir nicht erwartet. Wir kamen kaum in den riesigen, modernen, einem Flughafen ähnelnden Busbahnhof hinein, denn dort waren bereits Unmengen von Menschen!
Es war ein unglaubliches Chaos, die Leute schrien, rannten, schwitzten und vor allem ärgerten sich. Ein ganz normales langes Wochenenende in Ecuador.
Und so disponierten wir kurzfristig um und beschlossen die ersten Tickets zu nehmen, die wir bekommen konnten. Und das war dann schliesslich mit viel Glück und noch mehr Schweis ein Ticket nach Puerto López. Wärend wir also glücklich zu dem Bus rannten, entwicklete sich hinter uns mal wieder eine kleine Schlägerei, denn es war ein Taschendieb in der Menge entdeckt worden und ein jeder, dachte wohl sein Vordermann sei gemeint und so machten wir uns schnell aus dem Staub.
Aus dem Staub in den Staub. Dem Staub der Strasse, denn endlich nach Stunden des Drängelns fuhren wir wieder. Und wir fuhren und fuhren, bis wir in Puerto López ankamen. Eigentlich bekannt für seine Walexpeditionen, aber jetzt in der Nebensaison ein ruhiger realtiv sauberer Strand mit kleinen Strandbars. Also checkten wir in einem Strandnahen Hostal ein und das Strandleben konnte beginnen. Zunächst planten wir noch die nächsten Tage weiter nach Manta oder Salinas zu fahren, doch das chillen a Strand gefiel uns besser und so entwickelte sich ein relativ ereignisloser Strandurlaub, der nicht viel zu erzählen lässt ausser vielleicht die leckserten Batidos de Coco der ganzen Welt!
Lediglich die Rückfahrt bleibt erzählenswert, denn dort bekamen wir nur einen Bus nach Jipijapa - eine kleine sehr staubige Stadt mitten im nichts, die aussieht als sei sie von einer Handvoll Gesetzeslosen gegründet worden. Dort wollten wir denn Bus weiter nach Guayaquil nehmen um schliesslich wieder zurück nach Riobamba zu fahren. Die Idee nach Guayauil zu fahren hatten aber noch Hunderte andere Menschen, die auf irgendwelche merkurdigen Arten auch in Jipijapa gestrandet waren, und so mussten wir den ganzen Tag am Terminal auf einen Bus warten.
Wir assen, sassen im Schatten, assen Eis, tranken und schlugen die Zeit tot. Endlich in Guayaquil ass ich dann den leckersten Sandwich aller Zeiten: "sanduche cubano"!
Sehr empfehlenswert für alle die mal in Guayaquil sind. So etwas habt ihr noch nie gegessen!
Und damit möchte ich auch schliessen, mit den Gedanken beim besten "batido de coco" und Sanwich der Welt!
Ach nein! Mit den Gedanken bei allen Menschen im kalten Deutschland, die mich beneiden um meinen Strandurlaub, möchte ich schliessen.
Ich schicke euch ein wenig von meinem Sonnenbrand nach Deutschland!

Alle guten Dinge sind drei!

Endlich - und ich kann das voller Stolz sagen - endlich habe ich alle drei geographische Zonen Ecuadors unsicher machen können. Oh welch ein Gefühl der Freude! Das Jungfernhäutchen ist gerissen, denn der kleine Jonathan war das erste mal im Regenwald. Genauergesagt in Puyo, Hauptstadt der grössten Provinz Ecuadors Pastaza. Gemeinsam mit Simon, Regina, Yoki und Frodo, dem Berliner Freund von Yoki, der hier seine Ferien verbrachte.
Von Riobamba gelangt man relativ schnell über Baños nach Puyo. Die etwa 4 Stunden dauernde Fahrt zeigt in einer unglaublichen Geschwindigkeit den Wechsel der Vegetation zwischen Sierra und Oriente mit einem Höhenunterschied von mehr als 2000 Metern.
Die Berge werden kleiner, die Felsen kürzer, die Pflanzen grüner und die Farne höher.
Dazu rauscht nicht mehr der kühle, frische Wind des Chimborazo am Fenster vorbei, sondern die Luft hat sich zusammengeknotet und aufgebauscht zu einem warmen, feuchten Brei. Trotz der frühen Stunde - wir waren schon um 7 Uhr samstagmorgens in Riobamba losgefahren - fing ich also schon im Bus an zu schwitzen und liess meine Zunge aus dem Fenster hängen. Dem nächsten schreinden Wasserverkäufer entriss ich eine seiner Plastikflaschen und schluckte das kühle Nass sofort in eiligen Zügen hinunter.
Keine gute Idee, denn so träumte ich die letzte halbe Stunde auf dem Weg nach Puyo, wärend wir an Unmengen von reissenden Wasserfälen vorbeikamen, nur noch von einer Toilette um mein kleines Geschäft zu verrichten.
Endlich in Puyo und erheblich erleichtert wurden schnell ein Hostal, diesmal sogar mit Kabelfernsehen, und etwas zu Essen gesucht. Dann, mit einem leckeren Eis, durch die staubigen Strassen von Puyo schlendernd konnte ich Puyo zum ersten mal richtig wahrnehmen. Es entpuppte sich als staubige, etwas gesichtslose kleine Stadt, mitten im Grünen. Am Horizont sah man nur grüne bogenförmige Waldschneisen, welche langsam ins bläuliche übergingen. Durch das Eis, die unglaubliche Hitze und die kurze Hose auf den Urlaubsgeschmack gekommen, beschlossen wir dann in das nahegelegene Schwimmbad zu gehen, wo wir auch auf Yoki und Frodo trafen, die direkt aus Macas nach Puyo gereist waren. Ausser Palmen, unverschämt erfrischendem Wasser und einem Sprungturm beheimatete das Freibad auch zwei unglaublich hohe Rutschen, von welchen man eine tolle Aussicht über ganz Puyo und die umliegenden Regenwälder hatte. Doch das Rutsch an sich war noch toller. Und so fühlte ich mich wirklich wie im Urlaub mitten im Regenwald.
Am Abend liefen wir dann nocheinmal durch das kleine Städtchen Puyo. Es war schon dunkel und auf einmal fanden wir uns in einer kleinen Strasse wieder und alles um uns war duster. Wir konnten nichts wirklich sehen, lediglich hören konnten wir und das hörte sich an wie man es aus allen Regenwaldfilmen kennt - ein wildes Drucheinander an zirpen, zischen, klackern, gackern, rascheln, murmeln. So nah am Regenwald hatten wir uns doch gar nicht gefühlt. Vor Schreck hatten wir Hunger bekommen und folgten unseren Nasen zu einem Restaurant, vor dem leckere Fleischstücke gebraten wurden. Und so beschlossen wir diesen ersten Tag im Regenwald mit Fleisch und reichlich Bier.
Der nächste Tag - schon der letzte, da ein Sonntag und Ecuador Montags gearbeitet wird - war reserviert für eine Regenwaldtour mit Führung.
Mit einem Pickuptaxi fuhren wir also hinein in den Regenwald und nur immer weiter hinein. Von einer kleinen Buschstation aus liefen wir dann los. Mit unserem Führer durch den Regenwald. Neben einiger groben Witze erzählte er auch einige interessante Dinge über Flora und Fauna. So sahen wir etwa laufende Bäume, die sich durch das Abwerfen und Bilden neuer Wurzeln fortbewegen können, und noch allerlei Gewürm und Insektentierchen. Bis zu einem riesigen Wasserfall liefen wir. Schon von weitem kam uns ein nasser und kühler Wind entgegen, der ausgelöst wurde durch das in die unglaublich Tiefe stürzende Wasser. Wir befanden uns direkt unterhalb des Wasserfalles und es bot sich einem ein atemberaubendes Bild. Angeheizt durch Wetter, Sonne und unseren Führer stiegen wir dann auch ins Wasser und badete in den Staudamm, der eine unglaublic Kraft hatte, sodass man nur schwer gegen die Strömung anschwimmen konnte. Von diesen Strapazen ruhten wir uns etwas aus und liefen dann weiter, denn jetzt sollte es zur Kanufahrt gehen. Unsere Sachen trockneten natürlich kaum in der feucht stickig drückenden Luft. Auch auf dem grossen Fluss in dem Einholzkanu gab es nicht wirklich frischere Luft. SO glitten wir lagsam durch das Wasser und an uns vorbei das mächtige Grün. Auf dem Wasser war alles still, nur aus dem undurchdringbaren Gestrüpp der Ufer klangen merkwürdige Geräusche. Hier erst wurde mir die Macht des Regenwaldes richtig bewusst. Es war eine unglaubliche Macht, eine ungreifbar Macht, aber keine wirklich freundliche. Und ich merkte, ich war ein Fremdkörper in diesem grossen atmenden einzigen grünen Brei der mich heimlich beobachtete.
Von diesen Eindrücken wie benommen sollte wir nun noch eine Indígenasiedlung besuchen. Wir fühlten uns alle sehr unwohl in unserer Rolle als gaffende und staunende Europäer, die im Vorgarten des Schamanen herumtrampelten. Also möchte ih auch hierzu nicht viel schreiben, als vielmehr nur, das nach wie vor sehr viele Indigenas in der Amazonia recht traditionell leben, aber inzwischen die Chancen durch Tourismus erkannt haben und extra Shows für Touristen bieten oder Artesanía verkaufen. Dazu kann man denken was man will, ich jedenfalls fühlte mich nicht wohl in der Rolle des gaffenden Touristen beim Menschengucken.
Abgeschlossen wurde unser kleiner Ausflug in eine andere Welt mit dem Bsuch der "peces gigantes" - der Riesenfische, die bis zu 5 Metern lang werden.
Dann ging es wieder schnell zurück nach Puyo in die Zivilisation. Dort wurde ein sehr spätes Mittagessen eingenommen, ein Eis gelutscht und schliesslich auf den Bus nach Riobamba gewartet. Wieder ein Kurztrip war vorbei und eine Arbeitswoche in Riobamba konnte folgen.

Fotografieren konnte ich noch immer nicht in Ermangelung einer Kamera, doch ich zeige hier einige, die Simon mit seiner Kamer gemacht hat.

Puyo

Donnerstag, 15. Oktober 2009

Auf den Spuren der Inka

Es gibt Neues im Staate Ecuador. Zunaechst einmal erlebe ich hier naechstes Jahr eine Praemiere. Ich werde zum ersten mal in meinem Leben in einem Land leben, das nicht an der WM teilnehmen darf. Ja, Ecuador hat es nicht geschafft. Sie haetten das Spiel gegen Chile gewinnen muessen und zusaetzlich auf Argentinien und Uruguay hoffen muessen. Argentinien konnte zwar den Konkurenten Ecuadors Uruguay besiegen aber die Gelben selbst schafften es nicht ueber eine 1:0 Niederlage gegen das schon qualifizierte Chile hinaus. Was fuer eine Trauerstimmung im kleinen verregneten Riobamba. Regen? Ja, auch das! Der Winter erhaelt auch hier im Fernen Ecuador langsam Einzug. Das heisst Hitze und Sonne(nbrand) vormittags und kaltes nasses Regen-Schmuddel-Wetter am Abend...
Desweiteren muss ich leider den Verlust meiner geliebten Kamera kundgeben. Durch meine eigene Dummheit und Fahrlaessigkeit in dem wunderschoenen Cuenca wechselte sie so rasch und fast unbemerkt den Besitzer. Welch Schmach und Aberschmach! Vor allem um die schoenen Bilder ist es mir Schade. Doch lassen wir das jammern und zaekeln und kommen zu den schoenen Dingen. Der aufmerksame Leser darf schon bemerkt haben, dass sich unser Protagonist Jonathan am letzten Wochenende im schoenen Cuenca breitgemacht hatte.
Reisefuehrer wie Einheimische und Reisende sprachen alle in den groessten Toenen von dieser mysterioesen Stadt im Sueden des Landes. Einzig meine Abueltia scnaufte nur veraechtlich und murmelte etwas ueber Kaelte. Davon konnten wir allerdings nichts mitbekommen. Es war - auch wenn nicht deutlich - waermer als in unserem Rio und sobald sich einmal die scheue Sonne aus ihrem Versteck wagte richtig heiss in der Stadt.
Yoki und cih fuhren am Donnerstag nach der Arbeit los, da der Freitag ein Feiertag sein wuerde. Es war halb zwei Uhr nachts als wir in Cuenca ankamen. Am Terminal stigen wir in eines der wartenden Taxis und liessen uns in die Innenstadt kutschieren. Was wir vor den Fenstern im Dunkel der Nacht erkennen konnten war eine schoene Stadt, die uebersichtlich angeordnet zu sein schien. Die Strassen erschienen ordentlich und aufgerauemt und das weiss der vielen kleinen Gebaeude schien sogar in der Nacht zu leuchten.
Wir fanden dann auch rasch ein kleines Hostal in der Innenstadt, das mit einem kleinen Patio - indem wir ein im Preis enthaltenes Fruehstueck erhalten konnten - und schoenen kleinen Zimmern ausgestyattet war. So legten uns Yoki und ich noch einmal hin um etwas zu schlafen bis am naechsten Morgen Rafael, Fabian und Shari aus Quito, sowie Maren aus Ambato ankommen wuerden.
Gestaerkt durch ein kleines Fruehstueck und im Gespraeche mit den Freunden aus Qito und Ambato zogen wir dann los um Cuenca, die drittgroesste Stadt Ecuadors und die als am europaeischten geltende Stadt, zu erkunden. Nicht weit von unserem Hostal entfernt lagen auch die beiden beruehmten Kathedralen von Cuenca. Die neue und die alte. DIe alte mit der aeltesten Orgel Ecuadors und die neue mit den nciht nur beruehmten sindern auch wunderschoenen tuerkisfarbenen Kuppeln.
Doch die gesamte Stadt ist als UNESCO Weltkulturebe eingetragen. Und das zurecht. Es sind die unterschiedlichsten Baustile und Spuren aller hier einmal gelebten Voelker zu sehen. Wenn ich doch nur mehr Ahnung von Architektur hatte, denke ich mir... Doch in Ermangelung dessen muss ich hier in Cuenca einfach demuetig den Kopf senken und mich insgeheim ueber diese Schoenheit freuen.
Doch was fuer Voelker lebten denn hier ueberhaupt? Zunaechst lebten hier die Cañari-Indianer und an der Stelle Cuencas stand ihre kleine Siedlung Guapondelig. Um 1500 aber wurden die Cañari unterworgen von den maechtigen Inka, die hier die Stat Tumipampa errichteten, die das noerdliche Cuzco werden sollte ( Noch heute traegt der groesste der 4 Fluesse in Cuenca disen Namen). In Folge der Erbfolgekriege der Inka wurde die Stadt allerdings abermals zerstoert und war bei der Ankunft der Spanier um 1550 war die Stadt bereits vrlasen und sie gruendeten auf den alten Inka- und Cañarruinen die Stadt "Santa Ana de los Cuatro Ríos de Cuenca" - kurz Cuenca.
Den Status als Touristen zufrieden annhemend nahmen wir Platz in einem Touristenbus und liessen uns begleitet von den erklaerenden Worten eines guías durch die Stadt kutschieren. Es war eine sehr interessante und auch schoene Tour, die auf dem "Turi" -einer der Berge um Cuenca - "gipfelte", von wo aus wir einen beeidruckenden Blick ueber Cuenca hatten und bei Bedarf Artesanía kaufen konnten.
Die schoenen Bilder, die ich dort im Laufe der Zeit mit meiner kleinen Kamera schoss, sind nun leider fuer mich fuer immer verloren.
Denn auf dem Weg zum Mittagessen, hatte sie leider im Gedraenge der Menschen auf dem Plaza Mayor unbemerkt seinen Besitzer gewechselt. Welch ein Pech. Doch Schuld daran war wohl einzig und allein meine Unaufmerksamkeit. Trotz dieses tragischem Verlustes wollte ich dem Dieb nicht auch noch die Freude machen und mir dadurch die Freude an dem Kururlaub nehmen. Also machte ich ein trotziges Gesicht und liess mir das Mittagessen schmecken.
Der Abend wurde dann auch richtig gut. Zusammen mit Freunden und Cousins der Gastfamilie von Maren feierten wir die ganze Nacht und ich verliebte mich erst so richtig in Cuenca. Es ist diese bstimmte Stimmung, die es - abgsehen von der oberflaechlichen Schoenheit - so einzigartig macht. Es sind die kleinen Bars, die feiernden Menschen oder auch die Fluesse. So liessen wir die Nacht/Morgen in einer kleinen Bar direkt am Fluss Tomepampa mit reichlich Canelaso (Gluehweinaehnliches typisches Getraenk mit hochprozentigem Alkohol) ausklingen.
Am naechsten morgen wollten wir frueh aufbrechen um mit dem Bus etwa 2 Stunden nach "Ingapirca" zu den besterhaltensten Inkaruinen Ecuadors zu fahren. Alles wurde reichlich kanpp aufgrund der abendlichen Eskapaden, aber schliesslich waren wir doch zusammen mit unzaehligen anderen Gringos und vor allem Deutshcen in dem Bus nach Ingapirca - in Ermangelung an ausreichend Plaetzen und aus der Unlust 2 Stunden zu stehen machten wir uns in dem engen Gang bequem und die Fahrt auf steinigen Pfaden durch die Anden begann.
Mir wurde mit der Zeit etwas flau in der Magengegend und ich ersehnte mir den erloesenden Inkatempel herbei.
Endlich die Strapazen ueberstanden waren wir in Ingapirca angekommen. Eine Tempelanlage, die Kreisfoermig auf einer kleinen Hochebene angefertigt ist.
Nachdem wir unsere Freiwilligepaesse vorzeigten mussten wir nur den Einheimischenpreis von 2 statt 5 Dollar zahlen.
Und so machten wir uns zu den Steinformationen auf. EIne Zeitlang schlossen wir uns einer Spanischprachigen Fuehrung an, die allerings nicht sonderlich interessant war. Imerhin erfuhren wir, das die Tempelanlage schon von den Cañar errichtet und genutzt und dann von den Inka umgebaut und erweitert wurde. Sie soll der des Machu Picchu nicht unaehnlich sein. So sind noch immer der Sonnentempel, ein Beobachtungspunkt von Sonne und Mond, rituelle Bäder, Grabstätten, Straßen und Plätze sowie die Wasserversorgung zu erahnen.
Angeschlossen war ausserdem ein Museum, das einem die Geschichte der Inka naeher bringen sollte und auch ein Heimatkunde Museum enthielt, dass das heutige Leben der Indígenas in Cañar zeigte.
Darauf folgte nach einem kleinen Mittagessen wieder die Kletterei im Bus. Diesmal allerdings ging es abwaerts.
Nach diesen Strapazen endlich zurueck in Cuenca ruhten wir uns zunaechst etwas aus um dann fuer das Spiel Ecuador gegen Uruguay gewappnet zu sein, das die amarillos allerdings 1:2 , durch einen Elfmeter in der letzten Minute der Nachspielzeit verloren. Was fuer ein Pech!
Abends machten wir etwas ruhiger als am Vortag und verbrachten dann auch den Sonntag noch ganz entpannt im Schosse Cuencas. So tranken wir etwas in Cafe de la Arte Prohibida, ein sehr alternativ anghauchte Cafe fuer das du 25 centavos Eintritt zahlst und dann in einen Schlauchartigen Raum mit allerlei moderner und erschreckender Kunst kommst. Vom bosen Jesus bis zu Kinderleichen gab es da alles, was einen katholischen Ecuadorianer schocken vermag. Am beeidruckensten war aber, dass auf einer kleinen Buehne die ganze Zeit fuer die 2 oder 3 Besucher, oder vielleicht auch nur fuer sich selbst Theater gespielt wurde. Es wurde getanzt und improvisiert mit Mimen und Gesten gespielt und gelacht. Das war ein wirklich schoener Abschluss von Cuenca und ich hatte schon laengst beschlossen wiederzukommen.
so bleiben nur die Frage, wo bekomme ich eine neue Kamera her und wohin geht es naechste Woche in diesem kleinen aber beeidruckenden Land Ecuador.

Bilder gibt es heute leider keine. Der aufmerksame Leser weiss warum!


Hier ein Bild von Ingapirca auf wikipedia, aufgenommen von "Delphine Ménard", welche ebenfalls Nutzungsrechtsinhaber dieses Bildes ist:

Mittwoch, 7. Oktober 2009

Las Piedras Negras

Lange ist es her, dass ich hier das letzte mal aus meinem Privatleben plauderte und meine ganz private und persoenliche Krankengeschichte hier praesentierte.
Die letzten Wochen waren - und ich mag schon den verwunderten Blick der Leser sehen - gepraegt von Gesundheit. Regelmaessige Besuche im Fitnessstudio, Arbeit und Unternehmungen mit Freunden bildeten die Grundlage der letzten Wochen.
Auch unternahm ich keine grossen Reisen an den Wochenenden, sondern lebte mich so richtig in Rio ein. Dazu gehoert auch der momentan beinahe taegliche Besuch des Fitnessstudios und natuerlich die geliebte Arbeit, mit der wir zum Beispiel auf comunidades hinausfuhren um Quinua von den productores zu kaufen.

Dazu hier ein Link:

Trabajo en Troje Chico


Eigentlich wollten uns riobambeños letztes Wochenende Freunde aus Quito besuchen, doch das Zusammentreffen scheiterte an den eifrig errichteten Strassensperren der indígenas, die - wohl bis gestern - im "paro" waren, dass heisst das sie Blockaden errichteten und demonstrierten. Worum es bei diesem "paro" ging ist nicht voellig klar. Klar ist nur, dass es der erste Aufstand der indígenas unter Rafael Correa - der eigentlich bei den indígenas beliebte Praesident - war. Gruende scheint es mehrere zu geben aber die eigentliche Ursache scheint wohl gewesen zu sein, dass ein Bindeglied zwischen Correa und den indígenas weggebrochen ist und so die Kommunikation nicht mehr funktioniert. Der Grund, der immer wieder in den Zeitungen genannt wird, ist die Erhebung von Kosten fuer das Wasser, das die indígenas fuer ihre Ernte brauchen. Doch diese Preiserhoehungen und Neukosten sind wohl nie direkt von der Regierung bestaetigt worden. In jedem Fall begehren die indígenas auf und sperren Strassen und es kommt zu Unruhen.
Waerenddessen streiken auch viele Lehrer, da die Regierung einige Ermaessigungen und Vorteile streichen will. Die Leute mit denen ich geredet haben erklaeren sich die Sparpolitik der Regierung (Steuererhoehungen, Abschaffung von Vorteilen usw.) als Ursache der "Kolumbienkrise" - so moechte ich die Situation einmal nennen.
Durch das harte Vorgehen der von den USA ausgeruesteten Militaers in Kolumbien gegen den Drogenanbau (va. Kokain und Marihuana) fluechten immer mehr Kolumbianer, die ehemals von eben diesem Anbau lebten, nach Ecuador. Mit ihnen kommen ganze Familien oder andere Verfolgte und in Lebensgefahr schwebende.
Durch diese grosse Einwanderung steigt in Ecuadors Innland die Zahl an Gewaltverbrechen, Entfuehrungen, Rauben und Diebstaehlen.
Ich moechte nocheinmal betonen, dass ich hier nur wiedergeben, was ich hier gehoert habe, was also lediglich eine Meinung ist.
Auf diese erhoehte Kriminaltitaet sollen nun die linksgerichteten Regierungen, wie etwa Ecuador oder Venzuela nun mit Aufruestung reagieren. So sind also neue Waffen und Flugzeuge fuer Ecuadors Armee geplant - fuer die aber eingetlich kein Geld da ist. Also werden - in Zeiten der noch immer andauernden Finanzkrise - alte Sozialleistungen gekuerzt und die Steuern erhoeht um ein Budget fuer die Militaerausgaben zu schaffen.
So weit eine Meinung, die ich hier einfach einmal niederschreiben moechte. Ob dies alles der Wahrheit entspricht kann ich nicht beurteilen und moechte es hier auch nicht tun. Denn die Meinungen, die hier herrschen sind so kontorvers, wie einem die Politik von Rafael Correa manchmal errscheint.
Um nun aber wieder einen Uebergang in mein Privatleben zu finden, das ich doch hier eigentlich in grossem Stile breittreten moechte: Unsere Freunde aus Quito konnten also aufgrund des "paros" nicht kommen und so musste ein Alternativprogramm geschaffen werden.
Also beschlossen Simon und ich den anderen Freiwilligen Yoki in seinem neuen Heim zu besuchen. Das neue Heim liegt sehr nahe am Chimborazo auf etwa 3.800 Metern in einer kleinen comunidad namens Pulinguí San Pablo. Dort arbeitet Yoki unter der Woche in der kleinen Schule als Lehrer.
Also fuhren wir morgens mit dem Bus los. Mitten auf halber Strecke hielten wir dann den Bus an und stiegen aus. Normalerweise bietet sich hier einem ein wundershcoener Blick direkt auf den Chimborazo doch ausgerechnet an diesem Tag war es nach einer Woche reinem Sonnenschein sehr bewoelkt.
So machten wir uns zunaechst in Yokis Huette, die wirklich mit jedem Luxus ausgestattet ist, von Gasherd ueber Kamin und Heizung bis hin zu einem Gaestezimmer
mit 4 zusaetzlichen Betten, eine heissen Tee fuer die bevorstehende Wanderung zu den Piedras Negras auf etwa 4.200 Metern.
Die Wanderung war abgesehen von dem bescheidenen Wetter wirklich beeidruckend. Unterwegs begegneten wir sehr zahmen Alpacas, sowie wilden Eseln und Stieren. Das alles abgestimmt mit der unnachahmlihen Vegetation des "Paramos".
Der Wind spielt mit den leichten Graesern, waerend er an den scharfen Felsformationen der Piedras Negras (Schwarze Felsen) zerbricht.
Auf diesen Piedras hatte man einen beeidruckenden Blick ins Tal hinunter nach Riobamba, dass unter einen kleinen Dunstwolke lag. Bie gutem Wetter soll man von dort aus auch fast alle anderen Vulkane, sogar den Cotopaxi sehen koennen, aber bei den Verhaeltnissen, wie wir sie hatten liess sich nur ab und zu einmal ein Stueckchen des nahen Chimbiorazos blicken.
So wanderten wir und wanderten wir und kehrten erst gegen halb 7 zurueck in Yokis Huette. Wir belohnten uns mit Bier, warmen Essen und dem waermenden Kaminfeuer, dass wir nach einigen Versuchen doch noch zum Brennen brachten.
So verbrachten wir dann den Abend, als es um uns herum empfindlich kalt wurde, wir uns aber am Feuer waermten und so redend uns trinkend den Abend verbrachten.
Am naechsten Morgen schliefen wir aus so gut es eben geht wenn dauernd Haehne krahen und machten dann frische Pfannkuchen mit Marmelade zum Fruehstueck.
Bevor wir nach Riobamba zurueckkehrten vebrachte ein jeder vo nuns noch etwas Zeit mit dem Liegen in Haengematten und dem Lesen von Buechern, die wir in der Huette gefunden hatten. Dostojewskis Idiot war meine Lektuere, bevor wir uns dann zur Strasse aufmachten und auf eine Mitfahrgelegenheit bis Riobamba warteten.
Bald auch schon wurden wir auf einem Pickup hinten mitgenommen und es ging rasant hinunter nach Rio zurueck. Wieder ein Wochenende war vorbei und die Arbeitswoche konnte beginnen. Diesmal allerdings eine etwas kuerzere, da der Freitag diese Woche eiin Feiertag sein Wird. Der Tag der Unabhaegigkeit Guayaquils.
Das lange Wochenende wollen wir nutzen um die drittgroesste Stadt Ecuadors kennenzulernen: Cuenca. Die als die europaeischte Stadt Ecuadors geltende Stadt, soll eine der reichsten aber auch schoensten Staedte des Landes zu sein - errichtet auf den Truemern der zweitwichtigesten Stadt des alten Inkareiches "Tumipamba".
Doch davon hoffentlich in Kuerze mehr, wenn uns der "paro" keinen Strich durch die Rechnung macht...

Einige Bilder von dem Wochenendtrip:

Wochenende bei Yoki

Dienstag, 22. September 2009

Eine kleine Krankengeschichte oder das Erbe von Montañita

Ich bin nun seit etwas mehr als 2 Monaten in Ecuador. Das mag an sich keine lange Zeit sein, wiegt man es auf gegen ein Leben oder ein gesamtes Schuljahr, das sich immer ewig zu ziehen und zu strecken scheint.

Und doch kommt mir die Zeit hier nicht kurz vor – ebenso wenig, wie sie mir lang vor kommt. Einerseits kommt es mir vor als sei die Zeit bisher wie im Flug vergangen und doch kommt es mir ewig vor, wenn ich die Zeit hier in Ecuador nur an den Ereignissen aufwiegen soll.

So viel ist hier schon geschehen, so viel neues habe ich gesehen, gelernt und so viele neue Gesichter bilden inzwischen meinen Alltag.

Sinnbildlich dafuer ist wohl meine Krankenhauserfahrung hier in Ecuador. Jeder der mich besser kennt, der weiss genau, der Jonathan, der kraenkelt mal gerne. Der hat in Deutschland das ganze Jahr Schnupfen und wird in jedem Urlaub einmal bettlaegerig. Das ist der Jonathan mit seinen starken Abwehrkraeften.

Ebenso hat Ecuador unseren Jonathan inzwischen kennen gelernt. Zunaechst noch ueberrascht, dass die ersten Wochen so gut vergingen und ich als fast einer der einzigen der Freiwilligen von schweren Magenbeschwerden verschont blieb und ich munter durch die kalte windige Andenluft auf fast 3000 Metern huepfte, suchte mich bal d die erste Krankheit heim. Langsam steigerte sich ein Schnupfen ueber allgemeines Unwohlsein bis hin zu einer Grippe. Meine Familie, besonders meine liebe “abuelita”, reagierte schockiert auf mein Fieber und ich wurde am Morgen sofort auf Schweinegrippenverdacht ins staedtische Krankenhaus verfrachtet. Doch halt! Verdachtsfaelle auf Schweinegrippe duerfen wegen der hohen Ansteckungsgefahr das Krankenhaus nicht ohne weiteres betreten.

Doch zum Glueck ist vor dem Krankenhaus ein Lazarettaehnliches Notfallzelt errichtet, vor welchem die Verdachtsfaelle auf ihre Untersuchung warten. Ausgeruestet mit einer Atemmaske schloss auch ich mich den Wartenden an und setzte mich auf eine der kalten Eisenbaenke. Nach einiger Wartezeit kam ich auch an die Reihe und es wurde mir von zwei auffallend huebschen und freundlichen Aerztehelferinnen Fieber gemessen und andere Untersuchungen gemacht, ehe ein Formular ausgefuellt wurde, etwas ueber meine Herkunft und mein gebrochenes Spansich gedruchst und ich dann mit beruhigenden Worten, dass die Symptome fuer Schweinegrippe sich wohl nicht bestaetigt hatten, in einen kleinen Anbau des Krankahauses gefuehrt wurde. Dort untersuchte mich nach einiger Wartezeit noch einmal ein Arzt und attestierte mir dann eine Halsentzuednung und einen grippalen Infekt und verschrieb mir einige Medikament, die ich in der Krankenhausapotheke besorgen konnte. Ich fragte noc h nach einer “factura” damit ich die Kosten fuer meinen Arztbesuh, sowie fuer Medikamente spaeter vom DED zurueckfordern koennte, doch der runde Arzt mit der netten Brille und den lustigen Augen winkte nur laechelnd ab. Etwas durcheinander verliess ich dann den Raum und besorgte mir mit dem Rezept die Medikamente in der Apotheke – wieder ohne einen auch nur einen centavo zu bezahlen, obwohl ich wieder tapfer mein Portemonnaie zueckte.

Die gesamte Untersuchung sowie die Medikamente waren kostenlos gewesen! Das war meine erste Erfahrung mit dem ecuadorianischen Gesundheitssystem gewesen. Und wie positiv sie doch war in mitten meiner Krankheit. Furchtbar nette Aerzte, kompetente Kraefte und dazu noch kostenlos. Ich konnte es kaum glauben, doch auch meine abueltia fragte zur Sicherheit noch einmal nah, ob ich sicher nichts bezahlen muesste. Wieder wurde laechelnd der Kopf geschuettelt. Ganz sicher bin ich mir aber immer noch nicht, ob das nur ein Einzelfall war oder wirklich alles kostenlos ist, bei einer solchen grippalen Krankheit.

Bei dieser ersten Erfahrung sollte es aber nicht bleiben. Bald beschlossen einige Freiwillige und ich nach Montanita, in ein kleines partydoerfchen an der Kueste zu fahren. Yoki, Simon, Rafael, Badin, Thomas - der verrueckte Franzose, und ich beschlossen in der Nacht von Freitag auf Samstag nach Montanita zu fahren um die Nacht fuer die lange Fahrt nach Guayaquil zu nutzen. Der Bus fuhr um 2 Uhr nachts vom Terminal losfahren. Nun hiess es die Zeit bis dahin zu ueberbruecken und wir gingen in den Tentadero feiern, eine kleine doch immer erstickend volle Disko. Wir feierten zusammen mit Kollegen von der Arbeit und meinem Gastvater/-bruder Mauricio. Bis wir dann Hals ueber Kopf die Disko verliessen, unsere Rucksaecke bei mir aus dem Haus holten und zum Terminal stuermten um den zur Abfahrt bereitstehenden Bus noch zu erwischen.

Dann ging die Fahrt auch schon los. Thomas, der verrueckte Franzose, der bei Sumaklife fuer seinen franzoesischen Arbeitgeber Kekse auf Quinuabasis herstellt, unterhielt den ganzen Bus mit kleinen Showeinlagen waerend wir anderen uns auf unseren Sitzen zum Schlafen zusammenkrochen.

Ich konnte nicht gut schlafen der Bus wackelte und rappelte. Immer wieder stiegen Leute ein und aus und die Tuer des Busses quietschte jedesmal vorwurfsvoll. An meinen Fuessen verrutschte ein riesiger Sack immer wieder und lief Gefahr auf mich zu fallen. Im Halbschlaf war es fuer mich ein riesiger Quinuasack, den ich mal wieder tragen musste. Ich kam ins Schwitzen. Die Luft im Bus hatte sich geaendert. Von der eisigen Andenluft war nichts mehr geblieben. Wir hatten die Hoehenmeter spielerisch genommen und es war schwuel-warm, vor allem im Bus, aber auch draussen vor den Fenstern, wo sich inzwischen breeiggraue Haeuser in der Morgendaemmerung zeigten.

Mir ging es nicht gut. Ich schwitzte und hatte Kopfschmerzen. Der Alkohol der Nacht verbunden mit dem rasanten Hoehenunterschied und dem schlechten Schlaf hatten sich in der schwuelen Luft hier zu einem Cocktail des Unwohlseins zusammengemischt.

Doch wir waren in Guayaquil. Das Wetter blieb auch als es heller wurde diesig und grau und schwuel. Am Terminal, der direkt neben dem Flughafen gelegen ist stiegen wir in einen anderen Bus, der den europaeischen Luxusbegriffen entsprach. Grosse weiche Sitze, ebenso grosse Fernseher an der Decke und die kuehle Luft der Klimaanlage.

In diesem Luxus flogen wir durch Regen und Grau weiter in Richung Montanita. Unterwegs wechselten wir nocheinmal den Bus. Diesmal das exakte Gegenteil: Zerschlissene alte winzige Sitze und erdrueckende Enge empfiengen uns hier. Der Bus ruckelte und stoehnte und holperte und krachte. Einzig die Schreie der Empanada- und Kokossaftverkaeufer konnten diesen Laerm ueberschallen.

Nun ging es immer am grauen Pazifik entlang. Der krachende Bus scheuchte Pelikane und anderes Fluggetier auf und Fischer sammelten sich im Grau des Strandes und des Meeres.

In Montanita angekommen empfang uns ein leichter Nieselregen. Die sandigen Wege des kleinen Stranddoerfchens hatten sich in graue Schlammlachen verwandelt und so wateten wir hindurch auf der Suche nach einem desayuno und einem Hotel.

Trotz des schlechten Wetters und des fruehen Morgens waren ueberraschend viele Menschen unterwegs, die rauchend und lachend, Baarfuss ueber die Sandwege platschten, sich ihre filzigen Haare streichelten oder ihr Surfbrett spazieren fuehrten.

Nachdem wir gefruehstueckt hatten und nach langem Suchen endlich ein passendes Hotel gefunden hatten, richteten wir uns haeuslich ein. Wir hatten beschlossen uns vom schlechten Wetter nicht die Laune verderben zu lassen und so bezogen wir munter pfeifend unser Sechserzimmer mit Balkon, Haengematte (die wir uns vom Nachbarbalkon ausliehen) und Fast-Strandblick.

Dann ging es rein ins kuehle Nass. Meine Pazifiktaufe! Wie wohl ich mich jetzt fuehlte. Das warme Nass umgab mich und ich kaempfte mit den anderen gemeinsam gegen die grossen Wellen an. Und wir gaben nicht so schnell auf. Es war ein Kampf Mann gegen Wasser. Erschoepfter verkaterter Mann gegen verdammt viel Wasser. Wir kaempften und kaempften. So stark und frei fuehlte man sich hier unten auf 0 Metern , viel uns erst jetzt im Vergleich zu unseren Bergen auf.

Eine Ewigkeit kaempften und lachten und wir so weiter. Mal stiess ich meinen Koerper hart gegen die Fluten und dann liess ich mich wieder weit auf einer der Wellen zurueck an Ufer treiben. Es war ein Katz und Maus-Spiel mit dem Wasser.

Bis die Katze Jonathan als kleine Maus zurueck zu seinem Haduch kehrte und auf einmal sehr muede war. Muede aber gluecklich. Mit einem frischen Fruchtsaft in der Hand. Erfrischt und Platt. Genussvoll schluckend und schwer atmend.

Nach einem Mittagessen beschlossen wir das Spiel Ecuador gegen Kolumbien anzuschauen. Es war aber schwer noch einen Platz in einer der vielen Bars an der Strandpromenade zu bekommen. Die Stadt quillte foermlich ueber von Menschen aus aller Herren Laendern. Da waren Chilenen und Argentinier, die hier lebten und auf der Strasse jonglierten oder selbstgemachten Schmuck verkauften. Und natuerlich tausende “Gringitos”. So trafen wir auch Deutsche in diesem kleinen Stranddoerfchen. Schwaben und Bayern. Was fuer eine Kombination…

Schliesslich fanden wir einen Platz zum Fussballschauen. Das Spiel war langweilig und glich nicht einem Nationalspiel oder gar einer WM-Qualifikation. Waerenddessen versuchte man uns mit nach Schwefel riechendem Bier zu vergiften, dass wir aber wie viele andere zurueckgeben liessen und dafuer richtige Biere bekamen. Waerend ich dann immer wieder versuchte Waser aus meinem rechten Ohr zu klopfen verlor Ecuador das Spiel auch noch und geknickt kehrten wir in unser Hotel zurueck um uns auszuruhen.

Ich fuehlte mich zerschlagen. Sofort schlief ich ein und wachte erst von dem Herumalbern der anderen und einem drueckenden Schmerz in meinem Ohr auf. Zusammen mit Badin diagnostizierte ich etwas Schlimmeres als Wasser im Ohr, da die Schmerzen immer schlimmer wurden. Also machten wir uns zu zweit auf den Weg zu einem Arzt oder aehnlichem. Einzig eine Apotheke war in Montanita zu finden, wo es inzwischen dunkel wurde. Der nette Apotheker empfahl uns sofort mit dem Taxi ins Krankenhaus des naechsten Dorfes zu fahren. Gesagt getan und ich fuehlte mich gar nicht gut. Das Ihr schmerzte und drueckte und ich konnte nur schlecht hoeren. Im Krankenhaus, das aus einem einzigen Raum mit 3 Aerzten zu bestehen schien wurde ich sofort untersucht. Eine alte Frau auf einem Krankenbett und ihren am Bett kauernden Sohn im Blick wurde mir eine Mittelohrentzuednung diagnostiziert und einige Tablette und Ohrentropfen verschrieben, die ich in der kleinen Apotheke um die Ecke kaufte. Wieder kostete die Behandlung nichts. Doch die Medikamente bezahlte ich waerend im Fernseher an der Wand “James Bond - Otro día para morir” lief und der Apotheker sich mehr fuer Halle Berry als fuer mein Geld zu interessieren schien.

Waerend wir also zurueck nach Montanita fuhren fingen die Medikamente ereits an zu wirken und mir ging es erheblich besser. Die Schmerzen liessen fast augenblicklich nach.

Das war also meine zweite Erfahrung mit der Medizinischen Versorgung gewesen. Es stellt sich also heraus. Auch wenn man irgenwo in kleineren Staedten oder auf dem Land unterwegs ist: die Aerztedichte ist doch erstaunlich hoch. So sind es vor allem junge Menschen, die man in den Krankenhaesern arbeitend antrifft. Der Berufszweig der “Salud” erfreut sich einer regen Beliebtheit bei jungen Menschen hier in Ecuador und es gibt zahlreiche Gesundheitsprogramme zur Gesundheitlichen Aufklaerung und Krankheitspraevention. So arbeitet etwa auch mein Gastvater/-bruder Mauricio in einem eben solchen Projekt an der ESPOCH – einer Universitaet in Riobamba.

Die dritte Erfahrung mit dem Gesundheitssystem schloss sich gleich an die erste an. Am Sonntagabend beschlossen Badin, Simon Yoki und ich - waerend Rafael und Thomas bereits abgereisst waren - in einem kleinen Restaurant direkt am Strand “camarones” – Garnelen – zu essen. Sie schmeckten einigermassen und wir genossen den rauhen salzigen Meerwind und das Rauschen der Wellen, waerend es um uns herum immer dunkler wurde.

Zurueck im Hotel beschlossen wir nicht mehr abends auszugehen, da die Stadt wie ausgefehgt und wir alle sehr muede waren. Also redeten wir noch einige Zeit, gingen dann aber schlafen. Und ploetzlich erwischte es mich. Mir wurde im Bett schwindelig. Ich sah vor mir weisse Flecken und kalter Schweiss stand auf meiner Stirn. Mein Magn drohte zu explodieren. Die “camarones” rumorten und drueckten und grummelten wuetend und ich stuerzte auf die Toilette. Weiteres moechte ich nicht so ausfuehrlich berichten, doch wir hatten uns eine schwere Lebesnmittelvergiftung zugezogen. Waerend die anderen noch nichts oder wenig spuehrten, sie aber wohl meine Reaktion mit Sorge sahen begann auch bei ihnen langsam das Dilemma. Und so waren 3 von uns vieren bald zu fast nichts mehr in der Lage. Nur Simon erfreute sich seiner Gesundheit.

Also ging es erneut ins Krankenhaus. Wir bekamen sofort Spritzen und Tabletten und mussten einen Saft aus der Apotheke gegen die Dehydrierung trinken. Nach eingigen Stunden ging es uns besser und wir kehrten ins Hotel zurueck um noch weinige Stunden zu schlafen, bevor es im Bus zurueck nach Riobamba ging. Die Fahrt ging ueberraschend gut und doch war ich froh endlich wieder im vertrauten Riobamba zu sein. Den naechsten Tag erholte ich mich noch etwas und ging nicht zur Arbeit, denn der Magen war sehr sehr uebel angegriffen.

Ueber die Woche hinweg wurde es besser, doch ein Gefuehl von Druck blieb auf dem rechten Ohr. Ich ignorierte es und dachte es wuerde von selber heilen. So startete ich wieder in das Alltagsleben mit Quinua-Saecke schleppen, Spanisch Reden und natuerlich auch mit dem abendlichen Ausgehen mit Freunden am Wochenende.

So wachte ich am Sonntagmorgen mit einen tierischen Durst auf und mein Koerper war wie zerschlagen. Zum Abend hin bemerkte ich, dass ich Fieber bekommen hatte und auch wieder sehr starke Magenprobleme.

Also ging ich am Montag, nach einer durchfieberten Nacht, nicht zur Arbeit, sondern in Begleitung mit Badin, da meine abuelita und Mauricio zur Arbeit mussten, zu einem Privatkrankenhaus. Dieses hatte ich am morgen ausgesucht, da es einen Ohrenspezialisten beherbergt.

Bei diesem konnte ich aber erst um eins einen Termin bekommen und so ging ich in die normale Emergencia. Der behandelnde Arzt war wieder einmal auffallend jung und durchleuchtete, nachdem Badin und ich ihm von meinem bisherigen Leiden und von Montañita erzaehlt hatten, konzentriert mein Ohr. Zufrieden laechelte er dann und rief Badin, der es sich auch anschauen sollte. Ich hatte einen Riss im Trommelfell welcher sich entzuendet hatte. Ausserdem hatte ich eine Mageninfektion, wie der junge Arzt duch abtasten und abfragen herausfand und so attestierte er mir Antiobiotika und Ohrentropfen.

Das war mein teuerster Arztbesuch bisher gewesen, doch ich bekomme ja, solange ich nur gewissenhaft die “facturas” also Belege sammle das Geld eines Tages zurueck.

Aus diesen Erfahrungen habe ich also gelernt, dass man hier viel frueher zum Arzt geht. Das machen nicht nur wir “gringitos” hier, sondern auch die Einheimischen gehen schon bei den kleinsten Kopfschmerzen zum Arzt – uebertrieben ausgedrueckt. An den vielen verschiedenen und viel haeufiger als in Deutshcland vorkommenden Krankheitserregern mag das liegen und bestimmt auch an der immer weiter fortschreitenden Schweinegrippe, die hier in der Bevoelkerung alle immer und zu jeder Zeit im Bewusstsein haben.

Ueberall sieht man Schilder, die davor warnen sich die Haende zu schuetteln oder mit Kuesschen zu begruessen, da so die Grippe weitergegeben werden kann, oder Anleitungen zum richtigen Haendewaschen: Erst Haende ausgiebig befeuchten. Dann mit reichlich Seife einreiben und schliesslich gruendlich trocken rubbeln.

Und auch ueber das Gsundheitssystem hier habe ich viel gelernt. Ich habe verschieden Krankenhaeuser gesehen und auch die Unterschiede zwischen ihnen fallen einem sofort auf. Noch war ich nicht in dem Luxus-Privatkrankenhaus von Riobamba – San Juan - welches eigentlich fuer uns empfohlen ist. Die Preise dort sollen unglaublich hoch sein.

Nur von aussen habe ich es bisher sehen koennen. Ein modernes Hochaus mit gruengetoenten Fensterscheiben, die in der Sonne geglaenzt haben, das aus dem normalen idyllischen Bild von Riobamba deutlich hervorragt. Golden prangte die Schrift San Juan uber den Daechern der anderen Haeuser. Badin erzaehlte mir, dass man dort sofort an die Reihe komme, da sich sonst fast keiner eine Bahandlung dort leisten koenne. Aber ich habe bisher gelernt, die normalen Krankenhaeuser reichen auch aus.

Soviel zu meiner bisherigen Krankengeschichte, die ich am Besten hierbei belassen will. Nur ungern wuerde ich ein neues Kapitel darueber anfangen, jetzt wo es mir geraden so gut geht.

Aber ich finde auch das gehoert hier in den Blog rein, nicht nur Urlaubs und Wochenenderfahrungen. Ich hoffe euch nicht gelangweilt zu haben mit meiner Krankenakte und hoffe alle, die sich Sorgen um mich gemacht haben, was denn los ist wenn ich krank bin, sind nun beruhigt: Ich bin hier gut versorgt!