Mittwoch, 7. Oktober 2009

Las Piedras Negras

Lange ist es her, dass ich hier das letzte mal aus meinem Privatleben plauderte und meine ganz private und persoenliche Krankengeschichte hier praesentierte.
Die letzten Wochen waren - und ich mag schon den verwunderten Blick der Leser sehen - gepraegt von Gesundheit. Regelmaessige Besuche im Fitnessstudio, Arbeit und Unternehmungen mit Freunden bildeten die Grundlage der letzten Wochen.
Auch unternahm ich keine grossen Reisen an den Wochenenden, sondern lebte mich so richtig in Rio ein. Dazu gehoert auch der momentan beinahe taegliche Besuch des Fitnessstudios und natuerlich die geliebte Arbeit, mit der wir zum Beispiel auf comunidades hinausfuhren um Quinua von den productores zu kaufen.

Dazu hier ein Link:

Trabajo en Troje Chico


Eigentlich wollten uns riobambeños letztes Wochenende Freunde aus Quito besuchen, doch das Zusammentreffen scheiterte an den eifrig errichteten Strassensperren der indígenas, die - wohl bis gestern - im "paro" waren, dass heisst das sie Blockaden errichteten und demonstrierten. Worum es bei diesem "paro" ging ist nicht voellig klar. Klar ist nur, dass es der erste Aufstand der indígenas unter Rafael Correa - der eigentlich bei den indígenas beliebte Praesident - war. Gruende scheint es mehrere zu geben aber die eigentliche Ursache scheint wohl gewesen zu sein, dass ein Bindeglied zwischen Correa und den indígenas weggebrochen ist und so die Kommunikation nicht mehr funktioniert. Der Grund, der immer wieder in den Zeitungen genannt wird, ist die Erhebung von Kosten fuer das Wasser, das die indígenas fuer ihre Ernte brauchen. Doch diese Preiserhoehungen und Neukosten sind wohl nie direkt von der Regierung bestaetigt worden. In jedem Fall begehren die indígenas auf und sperren Strassen und es kommt zu Unruhen.
Waerenddessen streiken auch viele Lehrer, da die Regierung einige Ermaessigungen und Vorteile streichen will. Die Leute mit denen ich geredet haben erklaeren sich die Sparpolitik der Regierung (Steuererhoehungen, Abschaffung von Vorteilen usw.) als Ursache der "Kolumbienkrise" - so moechte ich die Situation einmal nennen.
Durch das harte Vorgehen der von den USA ausgeruesteten Militaers in Kolumbien gegen den Drogenanbau (va. Kokain und Marihuana) fluechten immer mehr Kolumbianer, die ehemals von eben diesem Anbau lebten, nach Ecuador. Mit ihnen kommen ganze Familien oder andere Verfolgte und in Lebensgefahr schwebende.
Durch diese grosse Einwanderung steigt in Ecuadors Innland die Zahl an Gewaltverbrechen, Entfuehrungen, Rauben und Diebstaehlen.
Ich moechte nocheinmal betonen, dass ich hier nur wiedergeben, was ich hier gehoert habe, was also lediglich eine Meinung ist.
Auf diese erhoehte Kriminaltitaet sollen nun die linksgerichteten Regierungen, wie etwa Ecuador oder Venzuela nun mit Aufruestung reagieren. So sind also neue Waffen und Flugzeuge fuer Ecuadors Armee geplant - fuer die aber eingetlich kein Geld da ist. Also werden - in Zeiten der noch immer andauernden Finanzkrise - alte Sozialleistungen gekuerzt und die Steuern erhoeht um ein Budget fuer die Militaerausgaben zu schaffen.
So weit eine Meinung, die ich hier einfach einmal niederschreiben moechte. Ob dies alles der Wahrheit entspricht kann ich nicht beurteilen und moechte es hier auch nicht tun. Denn die Meinungen, die hier herrschen sind so kontorvers, wie einem die Politik von Rafael Correa manchmal errscheint.
Um nun aber wieder einen Uebergang in mein Privatleben zu finden, das ich doch hier eigentlich in grossem Stile breittreten moechte: Unsere Freunde aus Quito konnten also aufgrund des "paros" nicht kommen und so musste ein Alternativprogramm geschaffen werden.
Also beschlossen Simon und ich den anderen Freiwilligen Yoki in seinem neuen Heim zu besuchen. Das neue Heim liegt sehr nahe am Chimborazo auf etwa 3.800 Metern in einer kleinen comunidad namens Pulinguí San Pablo. Dort arbeitet Yoki unter der Woche in der kleinen Schule als Lehrer.
Also fuhren wir morgens mit dem Bus los. Mitten auf halber Strecke hielten wir dann den Bus an und stiegen aus. Normalerweise bietet sich hier einem ein wundershcoener Blick direkt auf den Chimborazo doch ausgerechnet an diesem Tag war es nach einer Woche reinem Sonnenschein sehr bewoelkt.
So machten wir uns zunaechst in Yokis Huette, die wirklich mit jedem Luxus ausgestattet ist, von Gasherd ueber Kamin und Heizung bis hin zu einem Gaestezimmer
mit 4 zusaetzlichen Betten, eine heissen Tee fuer die bevorstehende Wanderung zu den Piedras Negras auf etwa 4.200 Metern.
Die Wanderung war abgesehen von dem bescheidenen Wetter wirklich beeidruckend. Unterwegs begegneten wir sehr zahmen Alpacas, sowie wilden Eseln und Stieren. Das alles abgestimmt mit der unnachahmlihen Vegetation des "Paramos".
Der Wind spielt mit den leichten Graesern, waerend er an den scharfen Felsformationen der Piedras Negras (Schwarze Felsen) zerbricht.
Auf diesen Piedras hatte man einen beeidruckenden Blick ins Tal hinunter nach Riobamba, dass unter einen kleinen Dunstwolke lag. Bie gutem Wetter soll man von dort aus auch fast alle anderen Vulkane, sogar den Cotopaxi sehen koennen, aber bei den Verhaeltnissen, wie wir sie hatten liess sich nur ab und zu einmal ein Stueckchen des nahen Chimbiorazos blicken.
So wanderten wir und wanderten wir und kehrten erst gegen halb 7 zurueck in Yokis Huette. Wir belohnten uns mit Bier, warmen Essen und dem waermenden Kaminfeuer, dass wir nach einigen Versuchen doch noch zum Brennen brachten.
So verbrachten wir dann den Abend, als es um uns herum empfindlich kalt wurde, wir uns aber am Feuer waermten und so redend uns trinkend den Abend verbrachten.
Am naechsten Morgen schliefen wir aus so gut es eben geht wenn dauernd Haehne krahen und machten dann frische Pfannkuchen mit Marmelade zum Fruehstueck.
Bevor wir nach Riobamba zurueckkehrten vebrachte ein jeder vo nuns noch etwas Zeit mit dem Liegen in Haengematten und dem Lesen von Buechern, die wir in der Huette gefunden hatten. Dostojewskis Idiot war meine Lektuere, bevor wir uns dann zur Strasse aufmachten und auf eine Mitfahrgelegenheit bis Riobamba warteten.
Bald auch schon wurden wir auf einem Pickup hinten mitgenommen und es ging rasant hinunter nach Rio zurueck. Wieder ein Wochenende war vorbei und die Arbeitswoche konnte beginnen. Diesmal allerdings eine etwas kuerzere, da der Freitag diese Woche eiin Feiertag sein Wird. Der Tag der Unabhaegigkeit Guayaquils.
Das lange Wochenende wollen wir nutzen um die drittgroesste Stadt Ecuadors kennenzulernen: Cuenca. Die als die europaeischte Stadt Ecuadors geltende Stadt, soll eine der reichsten aber auch schoensten Staedte des Landes zu sein - errichtet auf den Truemern der zweitwichtigesten Stadt des alten Inkareiches "Tumipamba".
Doch davon hoffentlich in Kuerze mehr, wenn uns der "paro" keinen Strich durch die Rechnung macht...

Einige Bilder von dem Wochenendtrip:

Wochenende bei Yoki

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