Montag, 9. August 2010

Rückkehr

Ich bin wieder zurück. Seit einigen Wochen schon. Ich atme wieder deutsche Luft, trinke wieder deutsches Bier und freue mich über saftige Steaks und knackige Würstchen auf deutschen Grills.
Es ist schon komisch. Man wird schlagartig zurückgeworfen in die alte Umgebung und muss anfangs realisieren: Man hat sich verändert.
Es sind die selben Straßen, die selben Menschen, das selbe Wetter sogar, wie vor deinem Fortgang. Und doch wandelst du über diese Plätze wie im Traum. Wie im tiefsten Schlaf schüttelst du die Hände deiner alten Freunde und Bekannte.
Ich sehe mich auf der Hauptstraße laufen. Es ist wie immer. Nichts hat sich verändert und doch ist es ganz anders. Mein Blick wird fahrig vom Suchen nach bekannten Gesichtern. Jedes Gesicht wird geprüft. Und jeden Moment glaube ich gleich zu erwachen. In Ecuador, in Riobamba.
Aber man gewöhnt sich wieder an die alten Gesichter. Man merkt, dass Fruendschaften auch solche Bestandsprobn halten. Langsam lebt man sich wieder, ohne es genau zu bemerken ein.
Ich kann keinen Zeitpunkt nennen, ab welchem ich nicht mehr so oft an Ecuador dachte und ich mich nicht mehr dabei erwischte mich zu wundern. Mich zu wundern über mich selbst, über altbekanntes Verändertes, über Gleichgebliebenes. Es gibt einen Punkt, ab dem du die Sachen so annimmst. Ab welchem du dich nicht mehr wunderst.
Und du gehst wieder wie selbstverständlich zwischen deinen alten Freunden. Du streitest wieder mit deinen Eltern, du lachst wie früher und trauerst wie früher.
Dann aber gibt es noch immer Momente, die mich ermahnen. Plötzlich fühle ich mich unwohl. Und ich überlege warum. Es ist ein Gefühl der Schuld, das tief in meiner Kehle sitzt und tief kratzt. In diesen Momenten habe ich Angst. Ich habe Angst wieder zurück in meine alten Kreise zu kommen, als wäre nichts geschehen. Als währe Ecuador nie gewesen. Als hätte dieses Jahr nichts gewirkt. Und dann erwische ich mich in diesen Momenten, wie ich vor mich hin Spanisch rede. Nur um es nicht zu vergessen. Dann aber denke ich mir. Ecuador und dieses Jahr und alle Erinnerung sitzen tief in mir. Sind teil von mir geworden. Ein Teil, den mir keiner mehr nehmen kann. Ich habe so vieles gelernt und auch wenn ich mir dessen nicht jeder Minute bewusst sein kann, so trage ich doch unbewusst im Versteckten jede Sekunde dieses Gelernte, Erlebte mit mir.
Ich habe so vieles gelernt in diesem Jahr. Ich habe Probleme gesehen. Lösungen gelernt. Ich habe Freunde gefunden. Menschen getroffen und von frmeden Kulturen gelernt, bis sie nicht mehr fremd waren.
Nun aber gilt es zurückzugeben, was ich bekommen habe. Meine Schuld zu begleichen. Ich habe großes Glück gehabt so viel erleben zu dürfen. Ecuador hat für immer einen Platz in meinem Herzen. Was sehr kitschig klingt, ist denoch wahr. Das Leben in einem Land für eine längere Zeit bewegt dich mehr als du zugeben willst. Und so will ich mir hier ein Versprechen abringen. Ich möchte weitergeben, was ich gelernt und erfahren habe. Mein Wissen klug einsetzen. Ich möchte die Welt ein Stückchen näher wachsen lassen. Ich will Ecuador niemals vergessen..

Zum Schluss von meinem Blog möchte ich jetzt noch allen Lesern danken, die mich ermutigt haben weiter zu schreiben. Ich danke euch für eure Unterstützung und vor allem für eure Rückmeldungen.
Ich stehe am Ende eines reichhaltigen Jahres, doch die Zukunft wird noch größere Früchte bringen. Dessen bin ich mir sicher.
Ich lege euch allen ans Herz nach Ecuador zu fahren. Es ist das vielseitigste Land, das ich jemals gesehen habe. In kürzester Zeit kannst du soviel sehen und soviel erleben. Im tiefsten Regenwald kannst du frühstücken, du lernst fremde Kulturen kennen. Zum Teil leben sie noch vollkommen abgeschieden und autark. Du siehst eine unglaubliche Vollkommenheit und Vielseitigkeit der Natur. Pflanzen, Tiere und das alles in unglaublicher Diversität auf kleinstem Raum.
Dann fährst du weiter und isst in den Anden zu Mittag. Das leckere gebratene Meerschweinchen sei wärmstens ans Herz gelegt. Du bewunderst die reine Schönheit der weich vzerfließenden Ecuadorianischen Anden mit den vielen schneebedeckten Riesen und den feuerspeienden Vulkanen. DU erholst dich kurz in einer der vielen heißen heilenden Mineralquellen und fährst dann zu deinem Abendbrot an die Küste. Wunderschöne Sandstrände aufgereiht wie Perlen an eine rendlosen Halskette unglaublicher Schönheit und Schlichtheit. Du beschaust den Sonnenuntergang, genießt die fast karibische Umgebung zu den Klängen heißer Salsarhythmen und trinkst den kalten Kokossaft.
Auch wenn du an einem Tage von Regenwald, über die Anden, bis an die Küste fahren könntest, so kann ich aus Erfahrung sagen. Nicht einmal ein Jahr genügt um die Vielseitigkeit dieses kleinen Landes zu fassen. Ecuador ist Magie. Lass dich verzaubern.

Donnerstag, 15. Juli 2010

Passierschein II 3/4

Neuigkeiten aus dem Servicewunderland Ecuador.
Zu all der Aufbruchsstimmung, die mich hier in Ecuador erfasst hat, gehört auch alle Verbindungen zu diesem Land zu kappen. Man verabschiedet sich tränenreich von Freunden, arbeitet nur noch pro forma und schliesst das ecuadorianische Bankkonto.
Letzteres aber stellte sich als ungeahnt schwierig heraus.
Schon Mittwoch nachmittag beschloss ich das erste mal mein Konto zu schliessen und machte mich auf zur Hauptstelle der Banco Pichincha. Um kurz nach 4 Uhr am nachmittag kam ich in der Bank an, doch der freundlich grummelnde Sicherheitsmann versicherte mir das eine Kontoschliessung nur von 9 bis 16 Uhr jeden Tag zu erledigen sei.
So vertröstete ich mich auf den nächsten Tag und ging lieber mit einem Arbeitskollegen ein Bier trinken. So weit so gut.
Nächster Tag. Selbes Ziel. Diesmal tauchte ich um Viertel nach Drei in der Bank auf. Und wieder stand der miesgelaunt lächelnde Sicherheitsmann mit herzlichverschränkten Armen an der Treppe. Und wieder fragte ich:" Wo kann ich denn bitte mein Konto schliessen?" - "Leider nur möglich Montag bis Freitag, von 9 Uhr bis..." - "..4 Uhr, ich weiss!", fiel ich ihm ins Wort. - "Mhh.. Ja. Normalerweise schon. Heute aber nur bis 3 Uhr."
Ungläubig starrte ich auf seinen mächtigen Schnauzbart und schüttelte den Kopf. Als er auch anfing seinen Kopf zu schütteln beschloss ich lieber noch ein Bier trinken zu gehen.
Inzwischen Freitag. Man lernt aus seinen Fehlern. Es kam auch eine genervte Mail von einem anderen Freiwilligen an, der ebenfalls erfolglos sein Konto zu schliessen versucht. Immerhin war er schon soweit vorgedrungen mit einem Verantwortlichen zu sprechen. Dieser Verantwortliche aber hatte einen schriftliche Gesuch ob der Schliessung verlangt. Mit Passnummer, Kontonummer, Kartennummer und Ausstellungsdatum.
Mit einem solchen Brief also bewaffnet wagte ich einen weiteren Versuch, diesmal aber morgens. Stolz lächelnd schritt ich an dem müde gähnenden Sicherheismann vorbei und stolperte beinahe auf der Treppe.
Dann aber endlich stand ich vor dem Verantwortlichen. Stolz wedelte ich mit dem Gesuch vor seiner Nase herum. Das Resultat waren gelangweilte Augen, die mich müde musterten. Ich gab ihm auch noch meinen ecuadorianischen Ausweis, der innerhalb von Ecuador komplett als Reisepassersatz gilt. Nach einigem Drehen und Wenden in seiner trocken rissigen Hand, stellte er zufrieden fest, das ich doch meinen Reisepass brauche.
Nun aber reichte es mir. Ich schnauzte freundlich zurück, das er doch bitte lesen solle was auf dem Dokument steht, -gültig für alle innerstaatlichen Formalitäten- ,im übrigen habe ich mit dieser Karte auch das Konto eröffnet, es zu schliessen sollte also doch auch möglich sein! Seine müden Augen musterten mich lange und dann verlangte er zwei Farbkopien des Ausweises. Also wieder Treppe runter. Raus. Kopien machen. Rein. Treppe hoch. Anstellen. Warten. Warten. Warten. Und wieder bei den müden Augen.
Endlich. So dachte ich. Nun folgte die peinlich genaue Untersuchung meiner Unterschriften. Dazu zogen die müden Augen noch ein weiteres AUgenpaar hinzu und zusammen studierten sie mich und meine Unterschriften. Dann tuschelten sie etwas und nickten dann geheimnisvoll. Ich musste erneut unterschreiben und wurde dabei genau beobachtet.
Dann endlich schienen sie mir zu glauben. Ich guckte inzwischen genervt an die Decke oder betrachtete interessiert die Plastikpflanzen in den Plastiktöpfen.
Dann stellten die müden Augen mir 3 Dokumente aus und schickten mich in das Erdgeschoss um mein restliches Geld auf dem Konto zu empfangen.
Wie die müden Augen mir mitgeteilt hatten, stellte ich mich also bei dem Schalter 1 an. Anstellen. Warten. Warten. Warten. Die Frau mit der Brille hinter dem Schalter plauchte inzwischen mit dem Mann vor mir in der Reihe. Sie unterhielten sich über Kinderschuhe. Spannend. Dann war ich an der Reihe. Ich reichte der Frau meine drei identischen Papiere und studierte dann ihre Brille. Sie war schwarz und gross und dick und nicht besonders schön. Sofort reichte sie mir meine Papiere zurück. Ich müsse noch einen Stempel beim Supervisor machen lassen und mich dann an der allgemeinen Schlange anstellen.
Also wieder anstellen. Warten. Warten. Warten. Genervt schaute ich auf die Uhr an meinem Handy. Schon über eine Stunde war ich hier beschäftigt. Dann klopfte mir der altbekannte Sicherheitsmann auf die Schulter und gab mir freundlich raunzend zu verstehen, dass ich hier kein Handy benutzen dürfe. Ich dankte ihm und knirschte ein bisschen mit den Zähnen.
Warten. Warten. Der Supervisor hört sich gerade einen Witz an, es scheint um Geschlechtsverkehr von Katzen zu gehen.
Warten. Dann endlich. Lachend empfängt er mich und studiert eine Weile meine Dokumente. Tippt auf seiner Tastatur herum. Kratzt sich am Kinn und mustert mich lächelnd. "Miesterr", sagt er stempelt auf meinen Papieren herum. Ich verabschiede mich eifrig und stelle mich wieder an. Warten. Warten. Warten. Ich pfeife etwas vor mich hin, bis die Frau vor mir in der Schlange sich empört umdreht. Sie schüttelt den Kopf. Dann schüttele ich auch ein wenig den Kopf und sie schaut wieder nach vorne. Warten. Warten. Warten. Meine Miehne verfinstert sich. Umso fröhlicher scheint der Sicherheitsmann zu werden, der jetzt eifrig hin und her hüpft und breit grinst. Er erinnert mich an den Hausmeister von Scrubs. An DEN Hausmeister. So stehe ich da und gucke links oben ins Leere, während ich vor mich hinträume. Man wird sonderbar von langem Warten. Dann bin ich an der Reihe. Und wieder komme ich zu der Brille von vorhin. Ich begrüsse sie mit einem säuerlichen Lächeln und sie nimmt grusslos meine gestempelten Dokumente entgegen. Dann tippt sie etwas herum. Zählt ein wenig Geld und telefoniert dann noch eine Weile. Endlich entlässt sie mich mit meinem letzten Ersparten und zwei doppelt gestempelten Dokumenten. Ich gehe grusslos. Selber schuld denke ich. Als ich mich umdrehe lächelt sie mir hinterher. Ich lächele aus Reflex auch. NEIN!, denke ich. Es ist schwer böse zu sein.
Treppe hoch. Warten. Warten. Warten. Die müden Augen wirken nun wacher, als sie mich misstrauisch mustern. Warum hat das denn so lange gedauert? Sie mussten doch nur am Schalter 1 ihr Geld in Empfang nehmen. Er schüttelt missbilligend den Kopf. Dummer Gringo. Ich gebe ihm meine Zettel. Er stempelt noch ein wenig, perforiert meine Karte sorgsam und reicht mir dann ein Papier zurück. Das wars auch schon, sagt er lässig. Ich lächle auch. Sauer wie eine Zitrone aber. Das ging ja schnell, sage ich noch. Er aber schaut nur verwundert und ruft dann den nächsten Kunden.
Anderthalb Stunden im Irrenhaus. Endlich wieder auf der Strasse. Ich blinzele zufrieden in die Sonne und rempele freundlich einen erschreckten Passanten an.
Ach Ecuador. Mi lindo país!! Ich liebe dich mit all deinen Macken und Kanten. Oder gerade wegen deinen Macken vielleicht. Du bist so sympathisch fehlbar und menschlich verrückt...


Bilder vom letzten Wochenendtrip mit Yoki und seinen Eltern:


Macas & Sucúa

Mittwoch, 7. Juli 2010

Ein Kurztrip in Szenen

-Aufblende-

Brüllend erheben sich die vier. Sie schreien dem großen Flachbildfernseher entgegen und ballen die Fäuste. 1:0. Die Menschen umher können es nicht fassen. 2:0 Deutsche Jubelschreie. 3:0 Himmelblaue Shirts wischen Tränen fort. 4:0 Alles wird schwarz-rot-gold.
Ich schlage mit Hamit ein. Er ist Iraner. Aber heute trägt er ein schwarz-weißes Shirt, welches uns beider verbindet. Ihm gehört auch die Bar in der wir das Spiel schauen. Die wenigen Himmelblauen haben sich kleinlaut verzogen. Wahrscheinlich trotten sie schweigend durch die sepiafarbenen Gassen Lojas und müssen sich den Spott der strahlenden Sonne ertragen lassen. Uns aber erscheinen die wärmenden Strahlen wie die goldene Dusche des Sieges. Halbfinale. Auf ins Halbfinale heißt es. Und während wir so durch das wunderschöne Loja schlendern werden uns immer wieder erhobene Daumen geschenkt. Man klopft uns auf die Schultern und deutet mit 4 Fingern in den strahlenden Himmel. Man feiert uns, als hätten wir eben selbst auf dem Platz gestanden. Ganz Loja scheint Löws Jungs für eine Szene zu danken:
Ein sprachloser Maradonna.

-

Meine Augen gleiten auf das Stroganof und die frischen Spätzle in der Pilzsoße. Langsam lasse ich den Blick höher streifen. Vor mir steht ein frisches Weißbier an dem die Kälte langsam hinunter perlt. Dahinter im Hintergrund eine weiße unschuldige Tafel mit einfachen Lettern: DL 4:0 Arg. Ich muss lächeln. Wie einfach es doch ist glücklich zu sein, denke ich. Und der warme Wind streift mich. Mein Blick wandert träumerisch hinunter ins Tal, während ich einen Schluck Franziskaner nehme. Vilcabamba. Ich hatte ja keine Ahnung... wie verschwenderisch ging ich mit dem Begriff Paradies um. Bevor ich kannte was sich mir hier doch zeigt. Nur dieser Fleck hat diese Formel verdient. So eine sanfte, einfach Schönheit. Vilcabamba prahlt nicht. Aber das muss es auch nicht. Die Natürlichkeit ist sein Geheimnis. Saftige Wiesen, zerfließend weiche Berge, Farbenfrohe Blumenwelt, gekrönt von grotesken Wolkenbildern auf azurblauem Grund. Ganzjährig um 21 Grad mit leichtem Wind, der um dein Gesicht schmeichelt.
Wie einfach Glück doch ist, denke ich wieder. Zufrieden liegt mein Stroganof-Bauch nun am Pool und ich blinzele zufrieden in die Sonne. Dann ein wenig Sport - Tischtennis und Billard und schließlich frisch machen für die große Deutschlandparty am Abend, schließlich wird das Hotel ja von Landsmännern geführt.

-

Staubige Steine springen eifrig durch die Luft. Für einen Moment sehe ich alles, wie in Zeitlupe. Immer wieder heben sich die Hufen in die Luft hinauf und stoßen dann wieder kräftig in den Boden der staubigen Wege hinein. Durch Baumwipfel gefilterte Sonnenstrahlen streifen meinen vom Eifer erhitzen Kopf. Mein Kopf ist starr nach vorn gerichtet. Ich habe die Umgebung fest im Blick. Meine Augen trotzen dem scharfen Sonnenlicht. Weite Weideflächen breiten sich vor mir auf. Dann wieder engere Täler. Mal saftig grüne Weiden mit Kühen. Dann wieder Banananplantagen.
Meine Rechte hält hart die ledernen Zügel, während meine Linke rhythmisch die kleine Peitsche schwingt. Vor mir rauscht die breite Mähne des tapferen Tieres und ich kann das freudige Schnauben hören.
Dann aber muss ich aufpassen. Fast hätte ich den Halt verloren. Mitten im Galopp beinahe hinuntergefallen. In letzter Sekunde bekomme ich aber den Sattel zufassen und ich füge mich wieder dem Rhythmus des galoppierenden Pferdes. Werde eins mit dem Rhythmus.
Am Straßenrand grüßt mich ein alter Mann und zieht seinen Hut. Ich nicke ihm zu und bin schon vorüber. Eine kleines Schamgefühl macht sich breit. Wie gut es sich doch manchmal anfühlt mächtig zu wirken. Ich muss an die Gutsherren des 19. Jahrhunderts auf ihren Südamerikanischen Haziendas denken. Doch dann muss ich mich wieder konzentrieren. Fast wäre ich wieder gefallen.

-

Loja & Vilcabamba

Dienstag, 29. Juni 2010

Die Stiere Wembleys!

Während der Kalte Krieg nach 20 Jahren mit russischen Spionageskandalen wieder seine starren Finger über unsere heile Welt ausstreckt, dreht sich die Erde in Ecuador in ruhigem Rhythmus weiter.
Die Zeit der Rückkehr nach Deutschland rückt jeden Tag näher und die Gedanken sind wieder bei Freunden und Familie in der Heimat. Hinzu kommt das Deutschland auch hier in Ecuador in aller Munde ist. Seit dem unglaublichen Sieg der jungen deutschen Mannschaft über das erfahrenere England, ist den Ecuadorianern auch mein Heimatland ein Begriff. Spielerisch ganz Gross. Allen die von Glück reden, kann ich nur sagen, wer so schön spielt der hat auch etwas Glück verdient. Und im Hinterkopf eines jeden Deutschen blinkt doch ein kleines rotes Lichtlein auf: Wembley. Nach diesem Spiel fällt es uns endlich leichter die Schande von Wembley zu vergessen. Die Zeit ist gerecht!
Hier in Ecuador sah ich das Spiel um 9 Uhr sonntagmorgens im Kreis der Freunde. Ein Befreudneter Barbesitzer schloss uns seine gemütliche Bar an diesem Sonntagmorgen auf und wir feierten die Revidierung Wembleys mit Nutellabroten, Eiern, Kaffee und Bier.

"They´re going home... they´re going home... England´s going home!" "God shave the Queen!" "Johannesburg, Johannesburg, wir fahren nach Johannesburg!"

Geisterhaft wehten diese Gesänge durch die leeren Strassen des morgendlichen Riobambas. Ein grölender Mob vulgaris zog Fahnenschwenkend durch das Andenstädtchen. Einige erschreckte Indigenas schauten verdutzt mit grossen Augen den schwarz-rot-geilen Wimpeln hinterher.
"Licto, Licto, wir fahren nach Licto!" Die Horde machte sich auf zum grössten Volkfest in der Umgebung. Die Fiestas de Licto. Ein kleines Städtchen südwestlich von Riobamba. Denn Freude will man teilen. Und Grund zum Feiern gab es genug.
Die WM-Feier wurde also auf das Stadtfest von Licto gelegt. Gemeindefest wie es in den Geschichtsbüchern steht: Mit Stierkampf, Blaskapellen, traditionellem Tanz und vor allem mit viel Alkohol.
Es wurde ein Erfolg um es gleich vorweg zu nehmen. Leckerstes Hornado (gegrilltes Schwein am Stück), viel Chicha, Puro und Cerveza (Alkohol), blutrünstige Stiere, glückliche Deutsche.
Es war der erste Dorfstierkampf den ich hier sah. "Los torros del pueblo" (Die Dorfstiere) So der hochtrabende Name des Vergnügens.
Ein wackliges Holzstadion wurde erbaut auf dem grossen Dorfplatz. Nun wurden immer wieder Stiere in die Mitte getrieben und dann wurde getanzt. Ein jeder Mann des Dorfes der etwas auf sich hielt, stieg hinab zu den wütenden jungen Stieren.
Es war ein gefährlicher martialischer Tanz, der aus fernen Urzeiten zu kommen schien. Die betrunkenen Männer, die zwischen den Stieren hindurchtorkelten sorgten für den amüsanten Teil des Spektakels.
Bis hierher gefiel mir das alles recht gut. Es gab einige Aufreger von umgerannten und zertrampelten Trunkenbolden. Aber nichts ernsthaftes. Ich konnte den Stierkampf weiterhin gegen alle traditionsfernen Hippikritiker verteidigen.
Dann aber kam der Höhepunkt des Spektakels...
Der gross angekündigte mexikanische Stierkämpfer im traditionellen aber etwas engen Dress begann nach einer Ehrenrunde im Stadion seinen Kampf. Es war ein mächtiger Stier und der leichtfüssige Tanz des fuchrlosen Mexikaners konnte mich beeindrucken. Bald darauf verwundete er den Stier mit 4 Lanzen und der deutschlich verwundete Stier kämpfte langsamer und mit heraushängender Zunge. Dann aber sollte der Gandenstoss folgen. Der einfache Sebelhieb durch den Rücken in das Herz. Kurz und schmerzlos. Doch irgnedwie wollte der Mexikanische Lakai nicht treffen. Immer wieder versuchte er den Sebel in den Stier zu stechen. Das Herz aber traf er auch nach dem achten Male nicht. Inzwischen war die Arena auch wieder gefüllt mit Trunkenbolden und anderen mutigen Gesellen. Denn der Stier war detuschlich geschwächt. Zusammen kreisten sie den Stier immer wieder ein. Doch der Mexikaner traf und traf nicht. Er fügte dem Stier nur immer neue klaffende Wunden zu.
Der verwundete Stier, welchen ich für seine Eleganz und seinen Stolz bewundert hatte, wurde nun von betrunkenen Feiglingen getreten und bespuckt. Feiglinge mit roten Schnappsnasen bespuckten das edle Tier. Man zog an seinem Schwanz und trat immer wieder auf ihn ein.
Und endlich wurde der unfähige Mexikaner des Platzes verwiesen und der Stier in sein Gehege zurückgeführt.
Dann aber lief der Mexiknaer sich feiernd noch eine Ehrenrunde. Und wirklich das Volk jubelte diesem Taugenichts zu. Erst als wir ihm zu spüren gaben, das er schlecht war begannen auch andere ihn als unfähig zu beschimpfen.
In meiner Gunst steht er ganz tief. Nicht nur weil er das arme stolze Tier unnötig gequält hatte, sondern auch weil meiner Verteidigung des Stierkampfes die Argumente bei solcher Stümperei ausgehen. Was wir hier sahen war wirklich eine Qual. Für Tier und Mensch.
Läuft der Kampf aber professionell und wohlgeführt ab, so verteidige ich diese Art der Unterhaltung noch immer.
Wir aber fuhren nach diesem Spektakel deutlich alkoholisiert zurück nach Riobamba.
Sieg für Deutschland. Schmach für England. Schande über den Torrero. Trauer über den Stier.

Fiesta de Licto

Dienstag, 22. Juni 2010

Namen über Namen

Nun, da sich mein Auslandsjahr dem Ende neigt ist es langsam zeit einige (All)gemeinheiten über Ecuador zu erzählen.
ZU diesem Kuriositätenkabinett gehören zum Beispiel die Namen. Die Menschen in Ecuador haben vor allem sehr bekannte Namen wie Jonathan, Miguel oder Simón. Und jeder zweite hier heisst Jose Maria. In letzter Zeit aber sind besondere Namen sehr in Mode. Wo in Deutschland sich Kevin seiner Beliebtheit erfreut, so sind hier vor allem Lenin, Stalin oder Hitler immer beliebtere Vornamen. Vor allem auf dem Land erfreuen sich diese Namen einer grossen Beliebtheit bei der indigenen Bevölkerung. Wenn Stalin also mal wieder Lenin ärgert, dann bewirft der kleine Hitler vielleicht gerade Hunde mit Steinen.
Wie es der Zufall wollte hiess auf den Galapagosinseln unser Bootsführer auch Hitler. Wir haben uns sofort super verstanden.
Meine Lieblingsnamenkombination sehe ich jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit. Mit dem Bus fahre ich jeden Morgen an der Kanzlei von Anwalt Hitler Guevara vorbei. Schon wegen den wäre er meine Wahl.
Der kleine Usnavi aber aus einer Comunidad nahe dem Chimborazo hat eine ganz besondere Namensgeschichte. Geboren wurde er an der ecuadorianischen Küste bei Manta in der Nähe des ehemaligen nordamerikanischen Stützpunktes. Sein Vater war örtlicher Fischer und freute sich unglaublich über die Geburt seinens ersten Kindes. Er wollte seinem Sohn einen besonderen Namen geben. Einen mächtigen Namen. Einen Namen, der seines Sohnes würdig sei. Und so stand er aufgeregt mit glühenden Wangen an Bord seines kleinen Fischerbootes und blickte über die grossen Kriegsschiffe des amerikanischen Militärs. Und plötzlih wusste er einen Namen für seinen Sohn. Verschwommene, doch noch immer stolze Letter an dem mächtigen Bug des grauen Schiffes präsentierten ihm den Namen seines Sohnes: US Navy! Er sollte Usnavi heissen. Usnavi Yupanqui Daquilema.

Im hohen Norden

Ob der nahenden Heimatrückführung sinkt die Motivation für lange Blogeinträge deutlich. Nur noch ein Monat auf den Tag genau und ich bin zurück in deutschen Gefielden.
Erwähnen will ich dennoch meine kurze Reise an diesem Wochenende.
WIeder einmal stand dei hauptstadt auf dem Programm. Freitag nachmittag nach der Arbeit wurde sich in Schale geworfen und dann ging es nach Quito zum Feiern. Freunde von mir feierten ihren Abschied von Ecuador.
Nach Monaten der Hauspartyabstinenz wurden wir nun endlich wieder erlöst. Eine grosse Hausparty mit allen Eetails stand auf dem Programm und forderte uns den ganzen Freitagabend.
Am Samstagmorgen erwachte ich etwas zermatscht aber glücklich. Nach einem Kaffee, Keksen, frischem Obstsalat und einem Bagel mit Frischkäse war ich gerüstet für das restliche Wochenende.
Wir fuhren nach Otavalo um Mitbringsel zu kaufen und Umrundeten die Lagune Cuicocha. Mehr passierte nicht. Schön war es trotzdem.

Party Sandra


Otavalo Cuicotcha

Mittwoch, 16. Juni 2010

Reise nach Mordor

Nach einer Woche bin ich wahrlich wieder zurück. Eine arbeitsreiche erste Woche liegt hinter mir. Inspektionsbesuche auf den Comunidades, Aktualisierungen der Quinuadaten und jede Menge neues Quinua, welches gewogen und getragen werden wollte, boten mir eine unterhaltsame erste Woche zurück in Riobamba.
Es ist Freitagnachmittag und ich bin unheimlich müde. Die starke Andensonne und die vielen Aufgaben der Woche haben mich erschöpft. Das merke ich.
Doch für den heutigen Tag steht Großes an. Weltbewegendes.


Seit etwa zwei Wochen ist Mama Tungurahua wieder aktiv. Unser Hausvulkan spuckt Lava, Asche und Steine. Die dichten schwarzen Aschewolken wurden bis an die Küste nach Esmeraldas und Guayaquil getragen, sodass die armen Küstenbewohner ihre Häuser nur noch mit dichten Atemmasken verlassen konnten.
In Riobamba aber, eine der nächsten Städte des Tugurahua ist es verhältnismäßig ruhig. Riobambas Schulen wurden kurweilig evakuiert. Etwas Asche ist gefallen. Und vor allem Nachts schrecken einen immer wieder kleine Erdstöße oder das laute Grummeln des Berges auf.
Meine Arbeitskollegen und ich wollten mehr. Wir wollten das absolute Abenteuer. Den Nervenkitzel. Unseren Wagemut auf eine neue Spitze heben.
Wir wollten ganz dicht heran. So dicht als nur möglich.
So rottete sich eine kleine Gruppe wagemutiger Abenteurer zusammen und wir brachen am Freitagabend nach der Abreit in 2 Wagen auf. Eine Gruppe kaufte leckere Hühnchenschlegel mit Pommes für unterwegs, während wir Carlos in Guano abholten. Er hatte seine berühmt berüchtigte “Leche de Tigre” gemacht. Eine ecuadorianische Version des White Russian mit Zuckerrohrschnaps, Eiern und Milch.
Dann brachen wir auf. Ins Lande Mordor wie es schien. Der Schicksalsberg schrie laut seine Wut in die klate Nacht und die Schlücke aus der wärmenden Schnapsflasche wurden größer.
Wir kamen ohne weitere Zwischenfälle bis kurz hinter Penipe, doch dann verperrten uns die Wächter der Finsternis den Durchgang. Die Polizisten hatten die Anweisung niemanden passieren zu lassen. Zu groß sei die Gefahr, warnten sie uns.
In Ecuador aber heißt ein Nein nicht immer Nein. Zumindest wenn diese Ablehnung ein Uniformierter formuliert, so gibt es verschiedene Möglichkeiten.
Zunächst versuchten wir uns als Journalisten der Radiofonicas Populares del Ecuador auszugeben, die Tonaufnahmen des grollenden Berges machen wollen. Für diesen Zweck hatten wir uns zuvor Ausweise der Journalisten ausgeliehen.
Wir diskutierten lange mit den Uniformierten, wiesen unsere handys als Aufnahmegeräte aus und boten schließlich etwas zu trinken an.
Dann durften wir passieren. Eine Stunde in der Sperrzone. Nicht länger. Auf eigene Gefahr.
Und so holperten wir die letzten Minuten hinauf zum Tungurahua. Das Land um uns wurde immer dunkler. Eine dicke Ascheschicht bedeckte alles. Straßen, Pflanzen, Häuser und Kühe. Alles war in eine graue Aschehaut gehüllt.
Schließlich kamen wir mit dem Auto nicht mehr weiter und mussten den Weg zu Fuss fortsetzen. Hier oben. Auf einer Höhe mit dem mächtigen Berg. Hier oben nahm man das Keuchen des Berges vollkommen wahr. Einem rhythmischen Stampfen gleich, grollt der Berg unablässlich in tiefen, rollenden Tönen. Als würden gierige Hände tief im inneren des Berges eifrig das Gestein zerklopfen. So klingt es aus dem Herzen.
Wie eine mächtige Dampfmaschiene, die unaufhaltsam ihrem Untergang entgegenrast.
Die Kuppe des Berges aber war in Rauch und Nebel gelegt. Auch wir selbst standen in diesem Nebel.
Die Erde zitterte immer wieder. Dazu das heftige Klopfen eines Uhrwerks. Zur Beruhigung ließen wir noch einmal die wärmende Flasche kreisen, schlangen gierig unser vielleicht letztes Mahl hinunter und lenkten uns dann mit Musik ab. Wir hatten Gitarren, Chanrangos und Panflöten mitgebracht und versuchten nun den mächtigen Berg in den Schlaf zu singen. Immer wieder aber übertönte uns sein wütendes Keuchen, auf das wir uns, die Zeit immer im Blick, bald an den Abstige machten.
Zurück in gemäßigter Zivilisation, bei unseren uniformierten Freunden, ließen wir uns noch etwas nieder. Es waren inzwischen viele Menschen hier. Sie alle saßen auf der Terasse des kleinen Gasthauses. Man lachte, aß und trank.
Es war eine schöne Runde und wir feierten noch etwas mit den Bewohnern.
Dann aber.. Ein mächtiges Donnern und wir konnten den Himmel brennen sehen. Es war als hätte sich die schwarze Tür der Nacht mit einem Mal aufgetan. Heraus quoll rotglühende Hitze. Das Innerste des Berges wurde immer wieder hinauskatapulitert in die schwarze Nacht. Die Lieder verstummten. Alle starrten wie gebannt auf das Feuer am Himmel. Glühende Brocken flogen dort am Horizont in hohen Bögen umher...
Dantes Inferno zeigte eine Kostprobe.
Und wir warem mit einem Mal sehr froh nicht mehr oben am Schicksalsberg zu stehen...


Die Bilder, die ich versuchte von dem Höllenschlunt aufzunehmen, wurden leider zu dunkel, anstelle dessen ein Bild, das ebenfalls dieser Tage hier am Tungurahua aufegnommen wurde. Jedoch von professionellen Kameras:

Der Berg ruft

Um mich herum ein dichtes Schneetreiben.
Ein stechender scharfer Schmerz in meinen Lungen. Mein Herz klopft schnell und ich schnappe gierig nach Luft.
Doch ich blicke in ein Panorama, welches gleichen ich noch nie gesehen habe. Vor mir erhebt sich die weite schneebedeckte Kuppe des Cotopaxi - mit knapp 5900 Metern größter aktiver Vulkan der Welt. Zur anderen Seite öffnet sich ein weites tiefes Tal, das tiefe Einblicke erlaubt. Zwischen Tal und mir, da liegen die Wolkenlandschaften. Ich stehe über diesen grotesken Wolkenbildern, die immer weicher zerfließen zu scheinen.
Während die Schneeflocken um mich wirbeln und ich mit dem Fuß in einem Eisklumpen scharre, da atme ich die dünne Luft tief ein und blicke ins weite.
Was ist geschehen? Gestern noch war ich im tiefsten Regnewald auf knapp 900 Metern höhe. Dann aber die Rückkehr nach Riobamba. Nach einem Monat endlich wieder in meinem kleinen Städtchen Riobamba.
Am nächsten Tag aber brach ich mit Regina auf, um den Cotopaxi zu erklimmen.
Und dort stehe ich nun. Oberhalb des Refugio Jose Ribas, auf über 4800 Metern. Einen Monat nur zuvor hatte ein Freund von uns den 5900 Meter hohen Gipfel erklommen. Das aber schien uns nun unmöglich. Auf dieser Höhe kostet ein Schritt unglaublich viel Kraft. Du kommst nur langsam vorwärts und schnappst heftig nach Luft.
Eine Besteigung bedarf größerer Planung, größerer Ausdauer und mehr Training.
So aber genossen wir schon hier an der Schneegrenze die unglaubliche Höhe und den ersten Schnee nach über einem Jahr.
Heute Morgen noch war ich im T-Shirt zum Bus gelaufen und nun stand ich schon zitternd im Schnee. Dieses Land überrascht. Und es überrascht jeden Tag.
Nach unglaublichen Minuten dort oben in einer anderen Welt, über den Wolken, begannen wir wieder den Abstieg.
Am Abend belohnten wir uns mit dicken Hamburgern, Popkorn und einem Film im Kino von Ambato, bevor wir am späten Abend wieder nach Riobamba zurückfuhren.
Der nächste Tag sollte wieder der alltäglichen Arbeit bei Sumaklife gewidmet sein. Nach einem Monat zurück bei Sumaklife.

Samstag, 29. Mai 2010

Chilenachtrag

Nachdem ich nun aus dem Regenwald wieder komme kann ich auch den Bericht über die Chilereise nachreichen. Ich entschuldige das chronologische Durcheinander und hoffe der kluge Leser findet seinen Weg durch Textdschungel.


Zwei Wochen nur. Doch denk ich zurück so erscheinen sie wie Monate. Monate voller Erlebnisse, Bekanntschaften und Erfahrungen. Erlebt aber wieder fühlt sich die Zeit um ein Vielfaches kürzer an.
Zwei Wochen nur. Und doch zu viel um davon in Kürze zu berichten.
Chronologisch werde ich es wohl kaum zu Stande bringen. Ich werde aus dem Gefühl heraus schreiben. Schreiben was mir gerade in den Kopf kommt.

Doch zunächst eine kleine Reisroute:

Riobamba - Guayaquil - Lima - Santiago - San Pedro de Atacama - Iquique - La Serena - Valparaíso - Santiago - Guayaquil - Riobamba


In Santiago also treffe ich auf Max. Die ganze Nacht hindurch unterhalten wir uns im kleinen Hintergarten der Deutschen-WG. Als die Sonne schon weit am Himmel steht und deutlich die herbstliche Kälte der Nacht verscheucht wollen wir aufbrechen. Unsere Reise starten.
Wir schultern unsere Rucksäcke. Seit langem wieder U-Bahn fahren. Ich bin ein wenig aufgeregt. Irgendwie ist hier alles so anders als in Ecuador. Die Menschen haben deutlich hellere Haut, die Strassen sind sauberer, und es gibt eine U-Bahn.
Am Busbahnhof dann der erste Dämpfer. Es gibt keine Busse mehr nach San Pedro. Nur am Abend wieder. Etwas enttäuscht kaufen wir die Tickets für den Abend und auf einmal sind wir sehr müde. Die Stadt wirkt grösser als zuvor. Immer mehr Menschen strömen durch die Strassen und quetschen sich zu uns und unseren übergrossen Rucksäcken in die U-Bahn.
Nur mit Mühe kann ich meine Augen offenhalten. Wir kaufen bei der WG um die Ecke einen Laib frisches Brot und Wasser. Ergänzt mit Nutela, Milch, Kaffee und Cornflakes aus der WG ergibt sich für uns ein super Frühstück. Dann aber geht nichts mehr. Ich bin wie schlafwandelnd. Und wandele umgehend auf die Couch.
Ich rieche Fisch. Frischen gebratenen Fisch. Vielleicht mit etwas Dill gewürzt. Auf jeden Fall viel Pfeffer. Dazu kommt das schleimige Bruzzeln von Bratfett. Ich kann nicht länger widerstehen und öffne meine Augen. Als erstes sehe ich Jonas in der Küche braten. Dann aber fällt mir sofort auf, dass der Tag goldener geworden ist. Die Sonne steht tief und wirft ein verschlafenes Gold in die Wohnung. Ich erschrecke. Wir müssen zum Busbahnhof. Wir haben wirklich fast den ganzen Tag geschlafen. Jonas begrüsst mich freudig überrascht. Ich danke für seine Gastfreundschaft und schiebe mir dann ein Stück Brot in den Mund.
Dann wecke ich Max, der sich im zweiten Stock in eine Bett eingerollt hatte.
Wieder Rucksäcke schultern und dann nichts wie ab. Wieder U-Bahnfahren. Inzwischen kenne ich die Strecke. Santiago ist doch übersichtlicher als ich zunächst dachte.
Das Busterminal ist zweistöckig und riesig. Wir essen eine Kleinigkeit und packen uns genug zu essen ein. 22 Stunden nämlich wird die Fahrt dauern. Wir begutachten unser neues Heim zufrieden und lassen uns auf die Luxsledersitze fallen, die leicht in ein Bett umzufunktionieren sind. Dann geht die Fahrt los. Es sit schon dunkel draussen. Drinnen läuft ein japanischer Streifen. Max und ich schlafen schnell ein.
Mitten in der Wüste erst erwachen wir wieder. Es ist 10 Uhr morgens und um uns nur Sand. Ein gutes Gefühl über 12 Stunden in dem Bus geschlafen zu haben. Auch ein gutes Gefühl zu Frühstücken. Dann machen wir eine Pause bei Antofagaste am Pazifik und es ist ein gutes Gefühl seine Beine wieder zu bewegen. Ich rufe beim Hostal Sonchek in San Pedro an. Julian ist schon agekommen wird uns gesagt. Wir werden sehnusüchtig erwartet lacht die Frau in Telefon. Auch ein schönes Gefühl.
So vergeht der Rest der Fahrt wie im Flug. Zur Linken der Pazifik und zur Rechten die unendliche Wüste. Um 8 Uhr kommen wir in San Pedro an. Wir sind noch immer mitten in der Wüste. Ein staubiger Wind fegt durch die Strassen des kleinen Dörfchens. Kleine Lehmhäuser. Es wirkt nicht so als würde hier ein Freund aus Heidelberg warten. Ich frage eine Mann nach dem Weg zum Hostal und er deutet freundlich in eine Richtung und trottet dann weiter.
Und dann stehen wir vor dem Hostal und wir hören einen Schrei. Und dann fliegt auch schon ein langer, bärtiger Julian durch die Luft und wirbelt direkt auf uns zu. Lächelnd beobachtet die Hostalfrau unsere Begrüssungsszene. Endlich vereint! Endlich wieder vereint.
Vor über 9 Monate sah man sich das letzte mal im fernen Heidelberg, und nun wieder zu dritt vereint an diesem staubigen Ort.
Sofort ziehen wir los und feiern unser Zusammensein mit Pizza und Bier!Von diesem Moment an erscheint mir alles wie ein Traum. Wir stürzen uns auf Snowboards von riesigen Sanddünen hinab. Der stahlblaue Himmel über uns zerfloss und die bizarren Fels- und Sandformationen der Atacameswüste spielten lustiges Theater im Spiel der untergehenden Sonne.
Der rote Feuerball der Abendstunden taucht die ganze Wüste in ein unwirkliches rötliches Dämmerlicht und du siehst die Farbe Rot in undenklicher Variation. Es ist das Schauspiel einer menschenlosen Welt. Die Schönheit dieser Landschaft liegt jenseits der Schaffungskraft des Menschen. Tagsüber heiß, hart, schroff und tödlich und am abend von einer seltenen Sanftmut. Die Atacameswüste lebt.
Auf Mountainbikes durchquerten wir den zweittrockensten Ort der Welt. Wir entspannten unsere geschundenen Körper in den seltenen Quellen und wir schwitzten, froren und freuten uns an diesem Ort.
Das waren die ersten gemeinsamen Tage am Ende der Welt. Schon nach diesen wenigen Tagen schien es uns, als wären wir nie getrennt gewesen. Als hätten wir uns nie in Heidelberg Lebewohl gesagt.
Unsere Leiber bräunten sich und bildeten endlich einen Kontrast zu den weißen Häuschen des kleinen gemütlichen Nestes San Pedro.
Uns aber wurde klar wir müssen weiter. Chile wartet auf uns.
Umgeben von dem unendlichen Sand kam in uns ein unsterbliches Gefühl von Durst auf. Wir sehnten uns nach den weiten Wassern. Nach rauschenden Wellen und weiß schäumender Brandung. Nach Sand der ein Ziel im Wasser findet. Wir sehnten uns nach dem Meer.
So nahmen wir eine kleine Planänderung vor und beschlossen noch einmal weiter in den Norden Chiles vorzustoßen. Bis nach Iquique.
Nach weiteren Nachtstunden in Chiles Reisebussen konnten wir die salzig schwere Luft des weiten Pazifiks vernehmen.
Iquique ist der Traum den wir im weiten Sand von San Pedro hatten. Hier öffnet sich die weite Wüste und stürzt sich in selbstmörderischen Absichten in die Fluten des wilden Pazifiks.
An dieser Nahtstelle zwischen undenlicher Trockenheit und weiten Wassern, zwischen Ertrinken und Verdursten liegt Iquique mit dem von Hochhäusern geprägten Gesicht der vielen Hafenstädte. Doch die weiten Paläste und die kolonialen bunten Holzfestungen der Altstadt sind Zeugen anderer Zeiten. Zeugen des reichen goldenen Salpeterzeitalters. Diese prächtig schlichten Bauten und die Geschichten von Kriegen, Schlachten, Reichtum, Stolz und Sklaverei geben Iquique sein Gesicht. Nicht immer ein schönes Gesicht aber doch so authentisch und rein. Nirgendwo riecht der Fisch so wie auf dem Fischmarkt von Iquique, wenn die Fischer die Köstlichkeiten des Meeres ausbreiten und alle Straßenköter Chiles
witternd um die Ecken schleichen. Iquique sind die Surfer, die vor der neuen Hochhausfratze ihre Künste zeigen. Iquique ist das flanieren am Meeresufer. Der Geschmack von frischen Empanadas, Bier und salziger Luft auf der Zunge.
Wir fanden was wir gesucht hatten. Der Pazifik erprobte uns mit seinen Spielen und warf uns wie kleine Spielkugeln in seinem Bette hin und her. Der weiche Sand der Strandküste umarmte uns warm und die Stadt beschenkte uns mit vom Pisco getrübten Strandpartys und Grillfesten.
Die Parillada Chilena, die Chilenische Grillplatte schmeckt nach einem harten Strandtag im Kreis der Freunde noch tausendmal besser. Und nur diese Platte kann die Grundlage schaffen für den starken Pisco - Chiles Weinbrand.
Es war schnell gegangen und Iquique hatte uns mit offenen Armen empfangen. Wir aber mussten getrieben vom Backpackerherzen wieder hinaus. Wieder hinaus in andere Städte Chiles.
Und wieder die Küste. La Serena. Am Herzen des Piscos gebaut. An den Tälern von Elqui geboren. Zur Küste gewachsen. La Serena empfang uns in einem herbstlichen Gewand. Die vielen Kilometer zwischen Iquique und La Serena lassen auch die Jahreszeiten wandern.
Vom Spätsommer in einen goldenen Herbst gefahren. Die Pappeln auf der breiten Allee warfen bereits ihr goldenes Kleid hinab. Auf den Straßen lag ein feiner Saum der gelblichen Herbstpracht.
Eine prächtige Stadt mit einem goldenen Strand. An der gesamten Küste reiht sich ein Strand an den nächsten, wie an einer unendlichen Perlenkette. Und nie sah ich einen Sonnenuntergang in einem solchen Rot wie hier. Oder vielleicht sah ich ihn. Nie aber wirkte ein Sonnenuntergang auf mich so wie an dieser goldenen Herbstküste Chiles.
Wir aßen zu abend in einer einfachen Pizzeria. Pizza, Pasta, Bier. In unseren Ohren surrten die weichen lateinamerikanischen Klänge, die man viel zu selten hört. Dann aber plötzlich ein lauter schriller Ton. Ein Alarm - nicht unähnlich dem deutschen Feueralarm oder Fliegeralarm. Der Alarm ertönt in der ganzen Stadt. Die Leute schauen sich verdutzt an. Nicht so verdutzt, wie wir sie mustern. Einige rennen auf die Straße. Die Musik wird leiser gedreht. Wir schauen uns an und denken alle an das selbe. An wackelnde Häuser, an springende Scheiben, an Erbeben.
Ich rufe die taubscheinende Kellnerin eifrig herbei. Was das für ein Geräusch sei möchte ich wissen. Die Feuer antwortet sie ruhig. Die Feuerwehr beklagt einen Toten in den eigenen Reihen. Tapfere Chilenische Feuerwehrmänner. Die Helden einer Nation. Erst jetzt nehmen wir den Trauerzug draußen auf der Straße war. Feuerwehrmänner in Trauerflor laufen hinüber. Es ist ein unangenehm passendes Bild für das Chile dieser Tage.
Nachdem wir La Serenas Bars und Kneipen satt sind, dann ruft uns ein höheres Ziel. Die Verheißung. Das legendäre Valparaíso. Chiles Kulturhaupstadt.
Die Stadt der tausend Gesichter. Verschachtelte Gassen. Dunkle Ecken. Kein Haus das dem anderen gleicht. Häuser jeder Farbe und Form. Allein sind sie individuell, gemeinsam aber ergeben sie das einzigartige Bild einer grandiosen Stadt. Unendliche Treppen der Schönheit. Alte Aufzüge auf ehrwürdige Hügel. Straßenkunst an jeder Ecke. Tiefes Blau des Pazifik. Weiße Wolken schwimmen im Himmelsmeer.
Von oben nach unten öffnet sich diese verkästelte Stadt dem weiten Wasser. Todesmutig eröffnet sie ihr Innerstes den wilden Wellen. Oben vertecken sich kleine unübersichtliche Gassen und wagemutige Treppen, unten imitieren die weiten Plätze und offenen Boulevards den Pazifik.
So viele Geschichten stecken in den Gassen. Man hört die Zeit in ihnen flüstern. Die Menschen.
Und über all dieser lebendigen Pracht, da thront der König. Der Dichter des Volkes. Dort oben über den Dächern Valparaíso auf einem der hchsten Hüglen da liegt die Stimme der Ungerechtigkeit und der Liebe. Die Stimme des Don Pablo. Der vielleicht volksverbundenste Dichter schreibt: “Die Treppen beginnen unten und oben und winden sich steigend. Sie werden fein wie Haar, gewähren kurze Rast, sind steil. Werden seekrank. Stürzen vornüber.Breiten sich aus. Weichen zurück. Enden nie.” Und er schreibt noch viel mehr treffende Sätze über diese Stadt des Lebens.
Und genau so fühlten wir uns in Valparaíso. Wir waren gefangen und befreit von Schönheit und Dichte. Von Weite und Verschrobenheit. Von seemännlicher Härte und weiblicher Zartheit. Nur einmal für einen Abend verließen wir Valparaíso und gingen feiern in dem benachbarten Vina del Mar. Die Residenz dieser ungekämmten Stadt. Wo Valparaíso wie eine verkommene bezaubernde natürliche Schönheit wirkt, so ist Vina die aufgebrezelte, künstlich oberflächliche Schwester. Und doch, als ich am Morgen nach großer Feier einige Zeit am Strand von Vina ging so enthüllte auch Vina seine Reize und seine viel einfacher zugängliche Schönheit. Und doch war ich froh zurück in Valparaíso zu sein.
Dann aber kam die Zeit des Abschieds. Wir zögerten ihn lange hinaus. Bis wir nur noch einen halben tag und eine Nacht in Santiago hatten bevor mich mein Flieger zurück in die ecuadorianische Wahlheimat bringen sollte.
Ein halber Tag ist wenig für eine Hauptstadt und so versuchten wir erst gar nicht ihr gerecht zu werden. Wir aßen in einem gemütlichen Straßenkaffee. Es war noch kälter geworden und ich fühlte mich wie in einem europäischen Herbst. Leute flanierten umher. Viele Studenten. Eingetlich nur Studenten. Wir saßen und genossen die verdiente Ruhe. Dann bestiegen wir den höchsten Stadtberg Santiagos mit einer Bergbahn. Oben in der Höhe blickt man gemeinsam mit der riesigen Mutter Gottes über das weite Santiago. Umringt von breiten Bergmassiven. Einzelne Hügel zeigend. Ansonsten glatt und weit daliegend. So ruhig liet sie da. Die Stadt in der Weltgeschichte geschrieben wurde. Große Männer gingen in diesen Straßen. Salvador Allende - Erfinder Lateinamerikanischer Sozialdemokratie. Gabriela Mistral - nonnenhafte Größe der Dichtkunst. Und zuletzt der große Pablo Neruda.
Hier oben sieht die Stadt von Pinochets Terror, Gewalt und Verrechen so klein und ruhig aus.
Man kommt in Grübeln dort oben, wenn der Wind einem durch die Haar fährt und leise die Stadtgeräusche an dein Ohr dringen.
Abwärts gingen wir zu Fuss. Ein kleiner Herbstspaziergang abseits der Hauptstadt.
Eine kleine Randnotitz im Lonelyplanet hatte unsere Aufmerksamkeit erregt. Die neueste Mode von Santiagos Businessklasse waren kleine Cafes mit “speziellen” Service, hieß es da. Etablissements, die nur tagsüber geöffnet haben, ausschließlich Kaffee verkaufen aber das ganze im Umfeld eines Stripclubs. Starker Kaffee und nackte Haut seien zu einer beliebten Kombination für die Mittagsstunden geworden. So weit der Lonelyplanet.
Wir aber fühlten, das wir der Sache auf den Grund gehen mussten. Und um es vorwegzunehmen es lohnte sich nicht. Trotz des starken und guten Kaffees.
Wir schlenderten noch etwas durch das dämmernde Santiago und kochten dann unser letztes gemeinsames Abendmahl in der Hostalküche.
Dann ging es los. Der letzte Abend in Chile. Der letzte abend in schon gewohnt gewordener Dreisamkeit. Elektronische Musik. 3 Freunde. Alkohol und Frauen.
Der Abend war dem eines letzten Abends angemessen und verschwand in den Dunstschwaden der jungendlichen Unternehmungslust.
Und dann der Abschied. Es war schwer ein weiteres Mal Abschied zu nehmen und sich zu sagen auf ein Wiedersehen in Deutschland. Dort wird wieder alles anders sein. Der Urlaub war ein Traum und wir drei träumten zusammen.
Wir hatten uns in Heidelberg verabschiedet, doch Chile ist der Ort an dem ich mein Herz verloren.

Ein letztes Geschenk machte mir Chile am Flughafen. Leicht benebelt durch die letzte Nacht stand ich am Schalter um mein Gepäck einzuchecken. Die freundliche Chilenin am Schalter erzählte mir aber das leider die Businessclass überbucht sei. Ich lächelte nur stumm und wunderte mich. Ich war noch nie Businessclass geflogen.
Bis sie mit ihren langen roten Fingenägeln auf mein Ticket tippte. Mein Reisebüro aus Deutschland hatte mich aus Versehen auf Businessclass gebucht. Doch die war nun überbucht. Traurig schüttelte die Frau ihre lange Mähne und beschwichtigte mich mit der Zusicherung das ich zwar Economyclass fliegen müsse aber dafür eine Entschädigungszahlung von 350 USD erhalten würde. Ticket getauscht. Dokument ausgestellt. Stempel drauf. Und ich hatte 350 USD in Bar auf der Hand.
Also flog ich wie von Anfang an vorgesehen Touristenklasse aber mit 350 USD mehr im Gepäck. Noch nie habe ich mir die Gegenstände im DutiFreeShop so genau angesehen.
Hin und Rückflug Ecuador-Chile haben mich also insgesamt 50 USD gekostet.
Mit einem Lächeln auf dem Gesicht flog ich in Richtung Ecuador. Nach Hause...

Fitzcarraldo

Nach Zeiten der Internetabstinenz war es ruhig geworden um unseren kleinen blonden Helden aus Riobamba. Verschollen in weiten Regenwald war er und kehrte erst am heutigen Tag nach einem Monat wieder zurück zur Sultanin der Anden - nach Riobamba.
Nach Zeiten im Wilden Wald nun wieder in dem weichen Schoß der mütterlichen Anden.

Im Folgenden einige Aufziechnungen unseres Helden:

Dienstag, 4. Mai

Ich sehe die Dächer von Quito. Um mich herum regnet es. Die Hosentaschen und warme Gedanken sollen mich vor der Kälte bewahren. Doch so ganz klappt es nicht.
Ein grauer Morgen in Quito. Graue Häuser. Grauer Himmel. Alles grau.
Ich schiebe meine Hände tiefer in die Hosentaschen und verlasse die Dachterrasse des Hostals.
Meinen Rucksack geschultert bezahle ich die Nacht und verabschiede mich von der Senora. Sie wünscht mir eine frohe Reise und viel Glück.
Auch wenn ich mich auf der Straße nicht mehr umdrehe habe ich das Gefühl sie sieht mir hinterher oder winkt sogar noch einmal. Eine sehr freundliche Frau.
Es sind nur zwei Blocks die ich laufen muss und doch schlägt mir das Herz schnell und ich schaue mich aufmerksam um. Es ist immerhin Quito. Und ich befinde mich in der Marsical, bekannt für Überfälle und Diebstähle. Hier ist es schwierig den feinen Grad zwischen gesunder Aufmerksamkeit und argwöhnischem Wahn zu finden.
Ich komme wohlauf in dem Haus von Surtrek/Vitalideas an. Ich kenne das Büro schon vom Vortag und so steige ich gleich in den Fahrstuhl und fahre in den 4. Stock hoch.
Nach einem Klingeln an der Tür öffnet mir eine Frau. Auch wenn ich mich nicht an ihren Namen erinnern kann, erinnere ich mich sie schon am Vortag getroffen zu haben. Sie lächelt mich an und bietet mir an mich auf das Sofa zu setzen.
Dann kommt auch schon Alfonso, der Chef von Surtrek. In einer halben Stunde fahren wir los, erklärt er mir kurz. Ich setze mich wieder auf das Sofa und packe noch einmal meine Sachen um.
Einen Moment später kommt auch Flor. Sie macht ihrem Namen mal wieder alle Ehre. Mit dem breitesten und freundlichsten Lächeln begrüßt sie mich. Ich folge ihr in ihr Büro und wir klären noch Einzelheiten.
Dann kommt auch schon Alfonso wieder, ich verabschiede mich von Flor und sie verspricht mir mich am Montag zu besuchen.
Meinen Rucksack geschultert eile ich Alfonso hinterher durch den Regen von Quito. Er hat einen großen teuer aussehenden Geländewagen.
Auf dem Beifahrersitz beginne ich etwas Samalltalk. Er wirkt etwas angespannt oder gestresst, aber freundlich.
Dann holen wir noch einen Kunden ab, wie er sagt. Noch ein Deutscher. Und Alfonso spricht auf einmal auch Deutsch. Der Deutsche ist der Chef des Partnerreisebüros aus Deutschland.
Zusammen mit Alfonso bietet er für die Deutschen die Ecuadortouren an.
Dann beginnt unsere Fahrt zu dritt. Es ist komisch. Plötzlich scheint hier jeder in Ecuador deutsch sprechen zu können. Ich bin etwas verdutzt.
Wir machen eine kleine Pause in Papallacta. Die Vorzeigethermalquellen von Ecuador. Auch hier regnet es. Aber das verleiht dem riesigen Luxuskomplex mit Sauna, Massage und Wellnessbereich etwas gemütliches. Dieser Luxus, der sich mir hier zeigt passt auch nicht in das Bild, das sich mir in den letzten Neun Monaten von Ecuador gezeigt hat. Während wir dann im Auto weiter auf Deutsch plaudern, werfe ich einen prüfenden Blick aus dem Fenster. Auf einmal fühle ich mich nicht mehr als wäre ich noch in Ecuador. Zumindest ist das nicht mein Ecuador.
Trotz alledem ist die Landschaft noch immer wunderschön. Wenigstens das passt zu meinem Bild. Langsam fahren wir von 4000 auf 400 Meter hinab. Es wird wärmer. Grüner. Üppiger. Und das ganz rasant.
In Tena machen wir eine Pause. Wir gehen eine Kleinigkeit essen. Das Essen schmeckt europäisch und dauert viel zu lange. Untypisch. Ich merke noch deutlicher wie viele Bilder ich inzwischen von diesem Land habe und muss meine Haltung langsam kritisch beurteilen. Vielleicht habe ich mir auch nach 9 Monaten noch viel zu rasch Bilder von Ecuador gemacht.
Von Tena ist es nur noch eine Stunde. Dann hören die asphaltierten Straßen auf und der Regenwald beginnt.
Neben einem kleinen Holzhaus hält Alfonso den Wagen und wir steigen aus. Auf einem kleinen Pfad durch Bananenstauden, Palmen und unglaublich vielen unterschiedlichen Pflanzen gelangen wir zu der Lodge. Zu “der” Lodge. Es ist ein Paradies. Eine große zweistöckige Holzhütte mitten im Regenwald. Hier befinden sich Küche und Essensraum. Sowie 2 Bäder und die zwei Schlafzimmer für die Angestellten. Also in diesem Fall für Raúl, den Administrator der Lodge und für meine Wenigkeit. Es sind große Zimmer mit zwei Betten und privater Terrasse.
Und die Terrasse ist das beste. Hier oben liegst du in deiner Hängematte und schaust in das Treiben des Regenwaldes. Kolibris schwirren um das Geländer. Ein Tukan schwebt vorbei und von einem nicht weit entfernten Ast krächzen einige Papageien. Dazu das unglaublich laute Zirpen der Grillen.
Um das Hauptgebäude liegen strategisch verteilt die Cabanas, welche auch jeden Luxus bieten. Rodolfo und der Deutsche lassen sich in je einer von den Cabanas nieder.
Nach einem kleinen Spaziergang wird es auch schon dunkel und das Essen wartet bereits auf unserem Tisch. Eine leckere Suppe und danach ein riesiger Teller mit Maniok, Hühnchen an einer Pilzsoße und Reis. Es schmeckt super aber ich kann schon nicht mehr.
Wir wurden doch gerade erst mit frischem Obst, Fruchtsäften und Keksen begrüßt.
Der Nachtisch aus einer Schokoladentorte macht es mir dann wirklich schwer. Ich fühle mich wie im Traum und gehe so auch rasch zu Bett. Ich bin unglaublich müde...

Mittwoch, 5. Mai

Ich werde noch vor meinem Wecker von den Grillen und der Sonne, welche durch das offene Fenster hineinscheint, geweckt.
Ein Blick genügt und ich weiß wo ich bin. Im Himmel. Im grünen Himmel.
Ich dusche und gehe dann hinunter zum Frühstück, wo mich bereits Alfonso und der Deutsche erwarten.
Und was für ein Frühstück. 8 verschiedene frische Früchte. Leckere Säfte. Croissants. Müsli. Yoghurt, Wurst und Käse. Das ganze gekrönt von frischem, leckeren, starkem Kaffee.
Ich fühle mich wie im Urlaub. Luxusurlaub wohl bemerkt.
Mit vollem Magen streife ich mir die Gummistiefel über die Füße und stapfe begeleitet von Raúl den Weg zur Comunidad hinab.
Beim Gewächshaus sind schon etwa 8 Leute beschäftigt, als wir kommen. Hier bauen sie allerlei an. Tomaten, Zucchini, Paprika, Salat. Der Traum eines jeden Hobbygärtners. Raúl stellt mich den Leuten vor. Ich werde freundlich begrüßt und willkommen geheißen.
Nachdem Raúl wieder fort ist, beginnt die Arbeit.
Vor dem Gewächshaus soll ein kleineres Beet angepflanzt werden. Die Erde unter den umstehenden Bäumen soll sich besonders gut dafür eignen.
Für mich ist es ein großes Glück, das die Erde schön weich durch den vielen Regen hier ist. So fällt das Graben nicht schwer.
Einfache Arbeit. In der Theorie. Erde lockern. Auf den Schubkarren heben. Zum neuen Beet transportieren. Abladen. Das ganze von vorn. In der Praxis aber sieht das Ganze völlig anders aus. Die Sonne und die schwüle Hitze bringen mich schnell ins Schwitzen. Das tut dei Ablenkung gut, die ich in den Gesprächen mit den anderen finde. Sie sind unglaublich aufgeschlossen und scheinen sich wirklich zu freuen, das ich hier bin.
So vergeht der Vormittag unglaublich schnell. Wir errichten noch ein Regendach über dem Beet. Dann ist schon Mittagspause und ich kehre zur Lodge zurück. Ingo und Alfonso sind noch immer unterwegs.
Die Müdigkeit steigt nun unbehaglich in meine Knochen. Ich fühle mich matt und erschöpft. Auf meiner Stirn steht der Schweiß und mir ist unglaublich heiß. Mein Kopf glüht förmlich und an allen Gliedern jucken die Stiche der Moskitos.
Eine kalte Dusche sollte mir guttun, denke ich während ich mich aufs Bett fallen lasse. Doch im nächsten Moment schon bin ich eingeschlafen.
Nach unruhigen Dämmerminuten erwache ich wieder mit einem Ruck. Ich muss los. Und noch etwas essen. Mein Kopf fühlt sich dumpf und schwer an. Ich fühle mich krank.
Mit schweren Gliedern stapfe ich die Treppen hinunter, wo mir Raul bereits etwas zu essen vorbereitet hat. Ich schlinge alles eilig in mich hinein und stülpe dann die Gummistiefel über meine Blasen.
Als ich in der Comunidad ankomme scheinen die anderen schon auf mich gewartet zu haben. Wir gehen sofort los. Holz holen um ein kleines Büro- und Lagerhäuschen zu bauen.
Wir gehen weit. Und immer weiter. Immer den kleinen Steinpfad entlang.
Ich atme schwer. Das T-Shirt klebt an meinem Körper. Das Zirpen der Grillen und das Schreien der unterschiedlichsten Vögel klingt hart in meinen verbrannten Ohren.
Endlich verlassen wir den Pfad. Mit Macheten schlagen wir uns in den Regenwald.
Ich bleibe mit einigen auf einer kleinen Lichtung zurück während drei anderen mit Macheten und Kettensäge vorgehen um den passenden Baum zu finden.
Um mir nur Grashalme. Mein Kopf nun weich gebetet. Auch mein Atmen wird ruhiger. Mich stechen unzählige Mücken. Doch das ist mir egals. Ich bin froh liegen zu können.
Wir unterhalten uns. John ist Spanier erfahre ich. Ungläubig blicke ich den kleinen Jungen an, der mich angrinst. Er sei in Spanien geboren. Deshalb sei er Spanier und kein Ecuadorianer.
Langsam dringt das Dröhnen der Motorsäge an mein Ohr. Zumindest realisiere ich es erst jetzt. Vielleicht sägen sie schon länger. Es ist merwürdig mitten im Regenwald zu liegen und dem Dröhnen einer Motorsäge zu lauschen.
Dann Krachen, Knacken und Stürzen. Der Baum fällt. Glaube ich. Sehen kann ich ihn nicht. Vor lauter Bäumen.
Jetzt beginnt der schwierigste Teil. Wir schlagen uns mit den Macheten einen Weg zu dem gefällten Baum durch. Mir fällt es schwer Halt zu finden. Der Boden ist glitschig und schlammig und überall sind Wurzeln und Lianen, die einem den Weg versperren.
Mir schwant übles. Was ich gerade mehr rutschend und fallend ereldigt habe, müssen wir mit den schweren Stämmen und bergauf nocheinmal erledigen.
Und dann sehe ich ihn. Den gefällten Riesen. Schwer zu schätzen wie alt der Baum ist. Für mich jedenfalls. Er ist bemoost und Schlingpflanzen ungeben ihm wie zum Schutz. Hat ihm auch nichts gebracht. Nun liegt er da. Einfach so. Mitten im Regenwald. In 3 Meter lange Stücke zurechtgestutzt. Mir tut es leid das er gefällt wurde. Nicht nur weil es ein schöner Baum war, sondern viel mehr weil es ein schwerer Baum war. Die Arbeit ist noch anstrengender als erwartet.
Die dicken, langen Stammstücke müssen geschultert und den steilen schlammigen Pfad hinauf gebracht werden. Ziehend. Schwitzend. Schnaufend. Schreiend. Verzweifelnd.
Immerhin vergesse ich, wie krank ich mich vorhin noch gefühlt hatte.
Unter dem Gewicht der Baumstammes fällt das Amten unglaublich schwer. Schritt für Schritt kämpfst du dich mit den anderen den Berg hinauf. Jeder Schritt könnte ein falscher sein. Mit Vorsicht wählst du deine Schritte. Aber denken kannst du nicht unter dieser Last.
Doch zu spürst die Verantwortung die du trägst. Fällst du, so fällt die Gruppe. So war die gesamte Anstrengung der Gruppe umsonst. So weckst du ungeahnte Kräfte in dir, welche ebenfalls durch die Angst vom Baum erschlagen zu werden beflügelt werden.
Irgendwie schaffen wir es also die vier Baumstückriesen hinaufzuhiefen.
Und dann sitzen wir dort. Wir alle. Im Schatten anderer, mächtigerer Bäume. Wir unterbrechen die Stimmen des Waldes noch immer mit unserem Schnaufen. Doch ich fühle mich gut. Beinahe glücklich.
Und wir lassen die Stämme frei auf der anderen Seite ins Tal hinabrollen. Wie einfach und schnell sie den Berg hinunterrollen. Walzen über alles hinweg. Und doch scheinen sie den Pflanzen keinen Schaden zuzufügen.
Ich stehe staunend auf dem Hügel und blicke den Baumstämmen hinterher. Wie frei und unbeschwert sie hinunterrasseln.
Dort lassen wir sie ersteinmal liegen. Genug für heute.
Der Rückweg geht schnell und schon sehe ich mich wieder zurück in der Lodge.
Ich fühle mich richtig gut. Totmüde aber gut.
Raul und Rodolfo grillen heute abend für uns. Es gibt eine riesige Parillada. Das Bier schmeckt so gut wie nie. Es ist frisch. Herb. Unglaublich gut. Dazu gebratenes Schweine-, Puten, und Rindfleisch. Salate. Fruchtsäfte. Obst.
Als ich ins Bett falle kann ich nicht mehr denken. Nur fühlen. Und es fühlt sich gut an. Sehr gut.

Donnerstag, 6. Mai

Aufstehen. Duschen. Anziehen. Aber erst mit dem guten Kaffee, den leckeren Säften und dem morgendlicehn Gruch des Regenwaldes wache ich wirklich auf. Ein Wunder jeden morgen.
Durch mein Träumen am Frühstückstisch verspäte ich mich etwas. Als ich in der Comunidad ankomme, da sind die beiden ersten Baumstämme bereits zum Grundstück von Don Paco getragen. Die anderen beiden holen wir rasch mit einem Pferd ab. Mitten auf dem Rückweg reisst der Gaul jedoch mit den beiden schweren Stämmen auf dem Rücken aus und schlägt sich einen Weg durch das Unterholz. Weit kommt er nicht. Etwas griesgrämig steht der dann verkeilt zwischen zwei Bäumen im Grünen und beobachtet uns missmutig.
Nachdem wir ihn befreien trotted er gemächlich als wäre nichts geschehen zurück zu Don Pacos Finca.
Wir begegnen Ingo und Rodolfo, die sich von mir verabschieden und mir viel Glück wünschen. Ich habe nun die Lodge für mich alleine. Sturmfrei!
Bewaffnet mit scharfen Macheten schlagen wir nun auf dem Grundstück von Don Paco einen Platz frei für den Bau des Bürohäuschens.
Ich dresche mit böser Mine auf alles ein was in meiner Reichweite ist. Auf alles. Mit der Machete in der Hand fühle ich mich gefährlich und schrecklich verwegen.
Ob Crocodile Dundee auch mit solchen milden Lächeln bedacht wurde wie ich?
Erst Blasen an den Händen können mich stoppen. Dann blicken wir uns alle um. Wir haben gute Arbeit getan. Dann die Hiobsbotschaft. Es fehlt Holz. Also wieder los. Den Rest des Vormittages wird also wieder Holz gehackt und geschleppt und gesägt und es wird geschwitzt und gestöhnt und geflucht.
Dann esse ich bei Don Nicolas zu Mittag. Seine Frau hat sehr leckeres Essen gemacht. Seco de Pollo. Ecuadors Lieblingsessen.
Am Nachmittag wird weitergewerkelt am Haus. Und so können wir am Abend immerhin schon den Grundriss der Hütte und vier Stützbalken bewundern. Mein Spiegel kann weitere Stiche und einen kräftigen Sonnenbrand am Nacken bewundern.
Ich esse zusammen mit Raul, Rodolfo und Roberto in der Küche zu abend. Ein letztes mal verköstigt mich Raul, bevor ich alleine kochen muss, da Raul die nächste Woche in Quito verbringen wird und Touristen auf die höchsten Gipfel Ecuadors scheuchen wird.
Es ist ein lustiger Abend mit den dreien in der Küche. Wir erzählen noch lange Geschichten und ich vergesse komplett meine Müdigkeit. Zumindest einen Augenblick.
Und dann good night, Redneck!


Freitag, 7. Mai

Ein Tag frei. Nur für mich.
Ich schlafe aus. Die Lodge ist mein. Mein Schatz! Ich mache mir ein prächtiges Frühstück. Ich lese etwas auf dem Balkon. Ich schaue einige Folgen OC- California. Während Seth gerade sein erstes Mal mit Summer hat, schaue ich über den Laptoprand hinweg und sehe mitten in Regenwald. Ich kann nicht anders. Ich muss los. Also überlasse ich Seth und Summer sich selbst, streife meine Stiefel über und schlendere dann den kleinen Pfad hinunter, der von der Lodge in den Regenwald führt.
Es ist eine unglaubliche Stimmung. Das Licht der Sonne bricht sich in den unzähligen kleinen Blättern und landet nur selten ungefiltert auf dem moosigen Waldboden. Der Pfad führt am Ufer eines kleinen Flusses entlang. Klares Wasser glitzert so einladend und freundlich. Durch die Feuchtigkeit des Waldes und die Nähe des Wassers herrscht ein angenehmes Klima. Weder zu kalt, noch zu heiß. Überall schreien Vögel. Aus Angst, durch die patschend-saugenden Geräusche die meditative Stimmung zu stören, wage ich es kaum mit meinen Gummistiefeln durch den Matsch zu stapfen und zögere vor jedem Schritt.
So komme ich nur langsam voran. Doch ein Ziel habe ich keines und so laufe ich einfach immer weiter.
Ich weiss nicht wie lange ich weiter in diesem kleinen grünen Paradies umherschlendere und mich an den kleinsten Dingen erfreue. Irgendwann aber kehre ich zurück zur Lodge. Von meinem Magen getrieben. Ich mache mir eine Kleinigkeit zu essen und setze mich dann auf eine der Terassen in die Sonne. Ich mache ein Paar Notitzen für die Evaluation des DED.
Ich bleibe aber deutlich abgelenkt von den Kolibirs, die vor meiner Nase umherschwirren.
Am späteren Nachmittag laufe ich mit meinem Handy bewaffnet ins Dorf um Empfang zu finden. Zum Glück treffe ich auf Rodolfo. Er bringt mich hinauf zur Schule, von wo aus man Empfang haben sollte. Da fragt er mich gleich, ob ich denn Lust hätte den Schülern Computacion beizubringen. Ich willige ein, das an einem Tag zu übernehmen.
Dann rufe ich Flor an. Sie freut sich mich zu hören und fragt wie es mir gehe. Am Montagnachmittag komme sie vorbei mit Patrice um mich zu besuchen. Ich freue mich und lege auf.
Ein schöner Tag im Regenwald.

Samstag, 8. Mai

Ich hatte Rodolfo versprochen ihm bei der Arbeit mit seinen chinisischen Kartoffeln zu helfen. Um Punkt acht Uhr stehe ich vor seinem Haus. Wir trinken erst noch einen Kaffee und reden über deutsche Autos und deutsche Jahreszeiten.
Er zeigt mir seinen Affen - Martin. Es ist süßes aber unglaublich freches kleines Äffchen. Es kratzt, klaut, fletscht die Zähne und ist unglaublich süß. Wir nehmen ihn mit auf Feld zur Unterhaltung.
Dann wird gearbeitet. Gott sei dank hat es in der Nacht geregnet, dadurch ist der Boden beim Pflügen schön weich und es ist nicht so heiß. Mein hellgrünes T-Shirt ist trotzdem innerhalb
kürzester Zeit dunkelgrün. Ich schwitze. Mal wieder.
In einer kleinen Pause lutschen wir Zuckerrohr und ärgern den Affen. Es macht Spaß. Dann ist es schon Mittag und ich bin mal wieder unglaublich kapputt. Ich gehe mich duschen und esse dann zusammen mit Rodolfo und seiner Familie zu Mittag. Es ist verdammt lecker und es fühlt sich so verdient an.
Zurück in der Lodge repariere ich meine FlipFlops, wasche meine Wäsche, schaue einen Film, putze die Küche und mache mir Abendessen. Ein ruhiges Leben.
Jetzt habe ich etwas Zeit um zu schreiben. Um mich herum zirpen die Grillen, Ich schlage mich regelmäßig auf Grund von kleinen Insekten oder reibe meinen Sonnenbrand.
Morgen muss ich um halb 5 aufstehen, um nach Puyo zum Einkaufen zu fahren...
Gute Nacht, Paradies...



Hier brechen die Aufzeichnungen ab. Die Anstrengungen der Tage waren zu groß um am Abend noch einen Stift in der Hand halten zu können.
Ein Resüme möchte ich trotzdem ziehen.
Ich bin stolz und glücklich diese Erfahrungen gemacht zu haben. Ich habe unheimlich viel gelernt. Habe Freude erlebt und Anstrengung in seiner reinsten Form.
Ich habe die Natur so nah wie noch nie gefühlt. Habe unerwartet Freunde gemacht. Meinen Körper noch nie so gefühlt. Fitzcarraldos Opernhaus ist ein Gewächshaus.
Und das ganze mitten im Regenwald. Und jetzt für immer in meinem Herzen.

Eine Kamera hatte ich leider nicht. Aber diese Fotos habe ich zusammengetragen:
Praktikum im Regenwald

Montag, 26. April 2010

Chilefotos

Diese Bilder sollen ein Vorgeschmack sein. Ganz ausführlich werde ich dann in der nächsten Wochen von den spannenden Abenteuern in Chile berichten.

Eine Danksagung vorweg.

Danke an Julian

Danke an Max

Danke an meine Eltern

Danke an LAN-Arlines

Danke an Chile!

Chileurlaub

Mittwoch, 21. April 2010

4 Städte in 24 Stunden

I Riobamba-Guayaquil

Von einer kleinen Erkältung gut erholt wache ich am morgen auf. Die kurze Freude über das verschwundene Halskratzen weicht schnell der kalten Angst. Mir schiesst es wie ein spitzer Pfeil durch den ganzen Körper. Ein Kältegegefühl nimmt meinen gesamten Körper in beschlag. Dann Hitze. Kalter Schweiss im Wechsel mit heissen Schauern.
Erst ein kurzer Blick auf das Handy auf dem Nachtisch beruhigt mich. Ich habe nicht verschlafen. Pünktlich vor dem Wecker bin ich erwacht.
Zur entgültigen Beruhigen klingelt in eben diesem Augenblick mein Handywecker.
Noch staunend über die natürliche Uhr in meinem Körper schlurfe ich nach drausen zur Dusche.
Frisch geduscht, parfurmiert und eingekleidet packe ich dann meine Rucksäcke fertig.
Ich blicke mich nocheinmal in meinem Zimmer um. 2 Wochen nicht mehr hier. Das ist die längste Zeit die ich je aus Riobamba fort war.
Meine Rucksäcke stehen gepackt neben der Tür. Ich in der Tür. Die übliche Unordnung meines Zimmers beruhigt bestaunen, dann die Rucksäcke schultern und die Tür hinter mir abschliessen.
Milch und Brötchen kaufen. Ein kurzes Abschiedsessen mir "abuelita", die auch ein wenig überrascht ist, dass ich so weit weg fahren werde. Nach Chile!
Zusammen frühstücken wir die leckeren Riobamba-Brötchen mitr heisser Schokolade.
Küsschen links - Küsschen rechts - ¡Dios te vendiga! und ¡ que te vaya bien! und dann stehe ich auf der Strasse.
Ich blicke hinauf zum Chimborazo, auf den die Gonzalo Davalos zuläuft. Verabschiede mich auch von diesem weissen Riesen. Er ist wieder schneebedeckter als die Monate zuvor. Die kalten regenreichen Tage haben ihm gut getan. Ich aber sehne mich nach Wärme. Und in diesem moment nach einem Taxi.
Durch die, für die "fiestas de Riobamba" gesperrten Strassen aber sind die Taxen rar geworden.
So stehe ich, den Chimborazo im Rücken, an der Strasse und sehne mich nach den gelben Autos, die meine Reise starten sollen.
Wenn man sie nicht braucht, so umzingeln und umwerben sie dich wie ein Schwarm gelb glitzernder Wespen. Aggressiv hupend und um Aufmerksamkeit heischend.
Brauchst dusie aber, so scheinen sie nicht interessiert. Verstecken sich oder sind bereits besetzt.
Schliesslich aber erbarmt sich doch ein Taxifahrer meiner und bringt mich zum Terminal.
Durch die Gassen von Riobamba gelange ich zum kleinen Busterminal.
Mein Bus nach Quayaquil steht bereits bereit und ich verstuae meinen Rucksack und lasse mich dann auf den ersten Platz fallen.
Die Strecke bin ich schon oft gefahren. Ich kenne den Übergang zwischen Sierra und Costa. Wundere mich nicht mehr über die immer üppiger werdende Vegetation und die steigenden Temperaturen. über die schmalen kurvenreichen Strassen und die steilen Abhänge. Und über die ecuadorianische Fahrweise.
Und doch sehe ich die LÑandschaft wie zum ersten mal. So klar wie noch nie. Eingentlich will ich nach Chile - in den Urlaub. Und doch will ich nicht weg - fällt mir auf.
Einerseits zieht es mih hinaus, andererseits sehe ich Ecuador auf einmal so klar wie noch nie. Die dunkelhäutigen, prallen Costeñas, die dich mit ihren frischgepressten Säften und Empanadas umwerben. Die Verkäufer im Bus, welche wie Wohltäter und altruistische Mäzen tun. Die quietschenden Bremsen und dei Klänge des Pachata...
Nach 5 Stunden dann aber schliesslich doch in Guayaquil. Und ich sehe Guayaquil das erste mal im klaren Sonnenlicht. Die Nacht zuvor hatte es schwer geregnet, erzählt mir der Taxifahrer auf dem weg zum Flaughafen. Grosse Überschwemmungen und alle Strassen waren überflutet, sagt er.
Dafür heute ein "solazo", wie schon lagen nicht mehr.
Nur einzelne, weisse unschuldige Flöckchenwolken, die von der erbarmungslosen Sonne zerrieben werden. Schwitzend aber zufrieden stehe ich vor dem grauen Flughafengebäude.

II Guayaquil-Lima

Tickets geholt. Gepäck bis Santiago druchgecheckt. Flughafengebühr bezahlt und Sicherheitscheck durchlaufen.
Jetzt sitze ich im weitläufigen Wartebereich. Die Landebahn spiegelt sich durch das heisse Sonnenlicht. Die Luftspiegelungen lassen mich an meinen Durst erinnern.
Ichcsetze mich in eine kleine Bar und bestelle etwas zu trinken. Dann kommt auch Beschäftigu8ng für die nächsten 2 Stunden.
Barcelona-Madrid. Live!
Das SPiel ist unterhaltsam aber nicht gut. Der Laden füllt sich und die Zeit verfliegt.
2:0 Barca. Zahlen. Auf die Toilette. Checkinn. Im Flugzeug!
Wir warten auf eine herunterkommende Maschiene. Von den Galapagosinseln. Das war vor 2 Wochen, denke ich und lehne mich lächelnd im weichen Sessel zurück.
Dann starten wir. Es geht schnell. Guayaquil liegt schon winzig unter mir.
Von oben sieht es fast übersichtlich aus. Und richtig schön mit den kleinen Flüssen und Kanälen. Die Sonne versinkt gerade rötlich. Guayaquil liegt bereits durch die tief liegenden Abendwolken im Schatten. Mein Gesicht aber wird von der Sonne bestrahlt. Ebenso wie die grotesken Wolkenbilder, die sich über Guayaquil beschützend aufblasen. Roter Zuckerwatte. Selten stimmt ein Klischee so genau.
Wir steigen höher und höher und es wird zu dunkel um noch etwas zu sehen.
Dann wittme ich mich der Bordkonsole. Tausende Filme und Serien bieten sich mir zur Auswahl. Ich wähle Magnolia.
Weit komme ich aber nicht.
Denn dann liegt Lima schon unter uns und es geht wieder abwärts.
In kürzester Zeit tuachen im Dunkeln Lichter auf und dann berühren wir schon den Boden. Wenig später find eich mich vor dem Schild " Bienvenidos en Lima/Perú " wieder.

III Lima-Santiago

Nach erneutem Sicherheitscheck bin ich dann endlich in Peru. Rechtlich jedoch warscheinlich nicht. Denn ich darf den Flughafen nicht verlassen.
An deisem Flughafen wie jedem anderen muss ich 5 Stunden totschlagen. Es gibt schlimmeres denke ich und blicke mutig den langen Flugzeuggang hinauf.
Schlafend, Trinkend, Lesend, Schlafend, Lesend, Trinkend, Essend, Redend verbringe ich die Zeit und verschlafe schliesslich doch noch fast den Check-Inn.
Im Flugzeug. Erneute Sicherheitserläuterungen. Lässig lächele ich der Stewardess zu. Als Vielflieger ist das alles ncihts neues für mich. Sie lächelt nicht zurück.
Etwas enttäuscht aber noch immer euphorisch wende ich mich wieder der Bordkonsole zu. Und finde Ablenkung in den vielen Serien.
Beim Frühstück bekomme ich dann mein Lächeln doch noch. Etwas überrascht aber doch froh über die Ravange freue ich mich bis zur Landung weiter.
Und dann bin ich in Chile.
Wir müssen durch endlose, lange Gänge laufen. Provisorisch ist die Decke repariert. Die Nebenräume sind abgesperrt. Ein Blick durch die Glastüren zeigt uns die Zerstörung, die das Erdbeben auch am Flughafen anrichtete.
Ich warte lange auf mein Gepäck. Wie immer. Dann noch eine Zollkontrolle und die obligatorische Kontrolle des Chilenischen Landwirtschaftsministeriums ob Einlieferungen fremder Produkte.
Dann bin ich wirklich und warhaftig in Santiago de Chile. Bühne von Weltpolitik und Weltliteratur.
Ich beschreiben dem Taxifahrer die Adresse von Freunden in Santiago und wir fegen durch eine kalte Chilenische Nacht.
Erst auf Autobahnen, dann durch weitläufige Alleen gesäumt von historischen Paläten und schliesslich durch kleine dunkle Gassen, in deren Schatten sich dunkle Gestalten drücken.
Wir halten in der Gasse. Ich weiss die Hausnummer nicht. Das Haus soll blau sein. Ich blicke mich um. Es gibt einige blaue Häuser. Ich trete auf eines hin und der Taxifahrer blickt unsicher umher. Ich klopfe einige Male. Der Taxifahrer wird unruhiger. Die Gegend sie nicht sicher meint er. Wie zur Demonstration erscheint in diesem moment eine Gruppe mit Baseballschlägern in der Hand aus der Dunkelheit. Ich drücke mich eng an die Häuserwand und auch der Taxifahrer, so scheint es mir zieht etwas seinen breiten Kopf ein. Doch die Gruppe schleicht unbeirrt an uns vorbei und ich klopfe erneut. Jetzt unruhiger.
Ein verzweifelter Blick zum Taxifahrer, dann ein erfreuter auf das Fenster.
Max Kopf mit verschlafenen Augen taucht im Fenster auf und mir entfährt ein Freudenschrei.
Der Taxifahrer verabschiedet sich lachend und ich falle dem verschlafenen Freund in die Arme. Vor über 9 Monaten das letzte mal im kleinen Heidelberg gesehen und nun trifft man sich irgendwo in Südamerika! Nein, nicht irgendwo! In Santiago!
Wir sind beide sprachlos vor Freude und setzen uns auf die Terasse. Eine Flasche Rum steht auf dem Tisch. Wir stossen an. Auf uns! Auf Chile! Auf die Ätzers!
Wir trinken und reden bis zum Morgengrauen.
Dann geht unsere Reise los..

Freitag, 9. April 2010

Ich bin dann mal weg!

Auf zu Pablo Neruda, Salvador Allende, Gabriela Mistral, Illapu und Miguel Littín!
Auf zum schmalen,weiten Streifen der Träume.
Auf zu Stränden, Anden und Wüste.
Auf zu leckeren asados und empanadas.
Auf nach Chile!



Von Samstag, den 10. April bis Samstag, den 24. April bin ich in Chile anzutreffen. Gemeinsam mit Unterstützung aus Bolivien und Brasilien - Massimo und Julián!

Bis dahin,
alles Gute und Grüsse in das Frühlingsdeutschland und in die Welt.

Montag, 29. März 2010

Zwischen Himmel und Hölle

Nirgendwo liegen Himmel und Hölle so nah wie hier.
Weisse Sandtstrände wie von einer anderen Welt. Im türkisblauen Meer tümmeln sich zahlreiche Fische und Meersäuger. Pflanzen unerdenklicher Vielfalt und Schönheit an unschuldigen Küsten.
Aber auch steinige triste Vulkanlandschaften. Ein Inferno schwarzer Vulkansteine und getrockneter Lava.
Hier konnten Tierarten abgeschlossen von der Aussenwelt lange unverändert überleben. Doch auch hier wurde der Mensch schweres Opfer seiner eigenen Fehler.
Strafkolonien, Piraten, Aussetzungen, Meuchelmorde, Hass und Inntrigen gehören mit zu diesem Paradies.
Der Fluch der Schildkröte. Die Legende sagt, der Blick einer Riesenschildkröte könne direkt ins Herzen sehen. Die ruhigen weisen Augen mustern dich lange und entshceiden dann über dein Schicksal. Kommst du in guter Absicht auf die Inseln - willst du nur sehen, fühlen und erleben ohne zu zerstören - so segnet dich das Schiksal mit Freude und Glück.
Kommst du aber mit schlechten Absichten. Möchtest rauben und zerstören. Willst mit Gier im Herzen Schätze stehlen und Hass verbreiten, so wandelt sich der Segen zum FLuch und du wirst noch auf den Inseln deine gerechte Strafe erlangen.
Das lehrt uns die Geschichte von Galapagos. Die Geschichte von einer starken Natur, menschlichem Versagen und schrecklichen Tragödien.
Ich aber kam in guten Absichten und so wurde ich so reich beschenkt wie noch nie. Ich bin noch immer sprachlos von diesem Glück und kann daher gar nicht viel schreiben, sondern will Bilder sprechen lassen.
Bilder, die beschreiben sollen, wie es mir ergangen ist. Bilder, die von geheimnsivollen Inseln sprechen. Von tragischen Geschichten. Von einer Natur in ihrer reinsten Form und von dem puren Vergnügen.
Auf Galapagos da tickt die Zeit anders. Nicht nur liegen sie in einer anderen Zeitzone als Ecuador, sondern sie scheinen auf einem anderen Planeten zu leben. So facettenreich und widersprüchlich wie die Inseln sind, so lassen sie es nicht zu beschrieben zu werden. Sie bleiben unfassbar und mysteriös.
Eine Beschreibung, die ihnen wohl am gerechtesten wird erzählt von den Frauen auf Galapagos. Ich möchte die Frauen von Galapagos, die ich kennenlernte, mit den Inseln vergleichen. Sie sind ebenso wild, ruhig, gefühlvoll, schmerzvoll und fesselnd wie die Inseln selbst. Sie haben eine vollkommen einnehmende Natur, mit der sie dich fesseln. Sie sind feurig, wie die heissen Vulkanquellen, sanft wie das warme Wasser, das dich umschmeichelt, wild wie die einzigartige Tierwelt und umarmen dich, wie der weiche Sand an den Stränden.
Ich bin gefangen in von den Inseln. Mein Körper friert schon wieder in der Andenhöhe Riobambas, während meine Seele noch immer zwischen den Palmen verbleibt. Sie wird den ganzen Weg von den Inseln zu Fuss erledigen müssen und so wird es wohl Jahre dauern, bis Seele und Körper wieder vereint sind. Bis dahin aber werde ich immer nah bei diesen Inseln sein. Bei den puresten Inseln die ich je sah. Irgendwo zwischen Himmel und Hölle...

Bilder:
Galapagosinseln


Auch neue Bilder gibt es im Pachijalordner zu sehen.

Dienstag, 16. März 2010

Fotos Pachijal

Unter dem folgenden Link werde ich mit der Zeit alle Fotos aus Pachijal ansammeln. Hier schon einmal ein winziger Vorgeschmack.

Pachijal

Montag, 15. März 2010

Encontrando Macondo!

Ich bin zurück. Zurück in der Zivilisation. Zurück in Riobamba. Zurück bei Sumaklife.
Und das nach einer Woche in den Nebelwäldern von Pacto. Nach einer Woche anstrengender Arbeit, neuen Erfahrungen und einer verdammt guten Zeit.
Es begann mit einer grossen Geburtstagsfeier in Riobamba am Freitag vor mehr als einer Woche. Eva feierte in einem gemieteten Club ihren Geburtstag. Feucht fröhlich feierten wir die ganze Nacht in einer grossen Gruppe von bis zu 60 Leuten. Noch leicht benebelt fuhren wir dann am Samstagmorgen nach Quito zu der Eröffnung von unserem Seminar. Riobamba kam geschlossen zu spät. Was bedeutete, das keine Zeit für Essen oder kurzes Ausruhen bestand. Müde und hungrig waren so die Rioambeños leicht von den anderen Freiwilligen zu unterscheiden. Es war eine Qual. Ein Tag voller Vorträge und Spielen ohne Pause, ohne Essen, ohne Schlaf.
Wie ich schon im letzten Blogeintrag kurz beschrieben hatte, sollten wir eine Woche lang auf Comunidades in der subtropischen Region um Gualea und Pacto mit Kindern arbeiten. Geplant war eine Art Feriencamp für die Kinder, welches wir leiten sollten.
So lernten wir an diesem Samstag, sowie am halben Sonntag viel über das Arbeiten und den Umgang mit Kindern, das Lösen von Problemsituationen und lustige Auflockerungsspiele für die kleinen Ecuadorianer. Zusammen mit Ecuadorianischen Freiwilligen erarbeiteten wir viel in kleinen Gruppen.
Samstag abend nutzen wir noch ein letztes mal für eine Woche den Luxus einer Grossstadt. Leckeres Abendessen. Heisse Dusche. Weiches Bett. Grosse Disko und viel Tanz.
Nach letzten Einweisungen und ausgiebigem Mittagessen schleppen wir Sonntagmittag unsere riesigen Reiserucksäcke in den wartenden Bus. Die Busfahrt führt uns durch das grosse Quito. Dann durch die staubig trockene interandine Region um die Mitad del Mundo. Bis hinunter in die Region der Nebelwälder. Die Strasse fällt steil bergab. Die Temperaturen steil bergauf. Das staubige Geröll wandelt sich in eine üppige Vegetation mit Palmen, Farnen und Pflanzen von jeder Gestalt. Nebelschwaden wabern über die wippenden giftgrünen Palmgipfel. Vögel schreien. Unsichtbare, unbekannte Tiere grunzen, kreischen oder fiepen.
So zieht der Bus seine Bahnen auf ungepflasterten Strassen im Zickzack bergab.
Gegen Nachmittag dann erreichen wir Pacto Centro. Dort schlagen wir in einer grossen offenen Hütte unser Lager auf. Zusammen mit Fercho und anderen jungen Leuten aus Pacto machen wir einen Ausflug zu einem nahe gelegenen Wasserfall.
Wir stapfen auf kleinen Pfaden durch das Dickicht immer an dem kleinen Fluss entlang. Ohrenbetäubend laut zierpen riesige Grillen. An einer Liane können wir über dem Fluss schaukeln. Weiter auf schlammigen Wegen. Die Flipflops sind zu rutschig für solch steile Schammwege. Schritt. Schritt. Plums. Ich muss in den Wasserfall springen. Das wird mit klar, als ich ihn dann sehe. Nicht nur der Schlamm an meinem Körper zwingt mich dazu, vielmehr das grün glitzernde tiefe Wasser, das sich schaumend den Berg hinabwirft lädt mich lockend ein. Es ist eine schwüle doch nicht unangenehme Hitze. Das Wasser ist kalt. Ich schreite, mit den nackten Zehen vorsichtig tastend, auf holprigen spitzen Steinen in das Wasser hinein. Nach solchen Fussfoltern und Schlammbädern tut das kalte Bad im tragenden Nass gut. Ich füle mich frei und leicht.
Erst als wir im Dunkeln wieder auf den Wegen auf denen wir kamen zurück stolpern und ich mehrmals ungewollt in den Schlamm abtauche verflüchtigt sich diese Leichtigkeit wieder etwas.
In Gruppen aufgeteilt wird dann gekocht, geputzt oder Karten gespielt. Dann folgt das Essen und vollkommen müde dann die letzten Anweisungen.
Endlich erfahren wir wo wir die nächste Woche verbringen sollen. Ich werde zusammen mit der Mitte 20-jährigen Maria Eugenia, genannt Canaime, nach Pachijal in Pacto gehen.
Mit ihr und einer Monitorea, die etwa so alt ist wie sollen wir das Ferienlager von Pachijal leiten.
Nach diesen letzten Organisationen wollen wir alles totmüde ins Bett fallen. Doch es gibt keine Betten. Nur unsere Schlafsäcke und den kalten staubigen Steinboden der Hütte.
Wir lassen uns also müde und aufgeregt auf den Boden fallen. Eine lange Nacht beginnt.
Mit schmerzenden Gliedern und knurrenden Mägen erwachen wir am Montagmorgen in aller Frühe. Nach Frühstück und dem eiligen Zusammenschnüren unserer Sachen verteilen wir uns auf einige Pickups und dann geht die Fahrt in die Comunidades los.
Pachijal ist wohl die am weitesten entfernte Comunidad. Ewigkeiten fahren wir auf schlammigen Wegen durch Pfützen und Flüsse. Um uns wird die Vegetation noch üppiger und die Temperatur steigt weiter. Wir nähern uns dem Höhenmeter Null rapide an.
Ich bin von der Hitze schläfrig geworden. Um mich etwas auszuruhen lehne ich meine Kopf an das Fenster des Pickups. Doch bei jedem kleinen Schlagloch klatscht mein Kopf gegen das Glas. Er schmerzt und ich raufe mir ärgerlich mein kurzes Haar. Maria Eugenia lacht wärenddessen. Und redet. Sie redet viel fällt mir auf.
Dann sind wir da. Nach Stunden. Ein kleines süsses Dörfchen mitten im Regenwald. Ein Fluss rauscht vorbei. Grillen zirpen und Vögel zwitschern. Auf dem Dorfplatz ist ein kleines überdachtes Rondell errichtet. Das ganze Dorf scheint versammelt zu sein. Sie diskutieren über die verschiedensten Dinge. Direkt daneben liegt das Volleyballfeld. Bei Nacht scheinen Flutlichter den Dortplatz und das Volleyballfeld zu beleuchten.
Wir stellen uns vor. Wir beide. Wir sind Freiwillige. Und wir sind hier um mit den Kindern das Ferienlager zu verrichten und auch einfach das Leben in Pachijal kennenzulernen. Sie hören uns aufmerksam zu. Scheinen sich aber etwas zu wundern. Dennoch lächeln die uns freundlich an. Wir setzen uns wieder und gehören nun in den Kreis der Dorfgemeinschaft. Über die verschiedensten Dinge wird geredet. Ich staune,was so ein kleines Dorf alles Planen muss und was es an Organisationstalent bedarf. Eine Frau will sich nur bedanken. Das ganze Dorf hat ihr ermöglicht das ihr Sohn nun über ein Stipendium in Quito studieren kann. Sie hat Tränen in den Augen und man aplaudiert. Doris, die 19-jährige Monitorea mit der wir zusammenarbeiten werden kommt zu uns. Wir werden bei ihr wohnen. Dort lassen wir nun auch unsere Sachen. Ich habe ein eigenes Zimmer. Das Fenster geht hinaus auf das Volleyballfeld. Ein grosses Bett, das mit dem Mückennetz grosse Ähnlichkeiten zu einem Himmelbett aufweisst.
Das Haus ist offen und doch robust gebaut. Es gefällt mir und passt in den Dschungel. Im Hinterhof, der an den Fluss hinanreicht steht ein Verschlag mit Toilette und ein Wassersammelbecken. Mit kleinen Kübeln und Eimern kann ich mich hier duschen.
Als wir wieder hinausgehen hat es begonnen zu regnen. Wir gehen trotzdem an den Fluss. Jetzt im Winter ist Regenzeit. Dementsprechend gross und reissend ist der Fluss. Er ist aber erfrischend kühl. Maria Eugenia hat Angst. Sie will lieber am Rand planschen. Doris und ich schwimmen auf die andere Seite. Ich werde stark abgetrieben. Die Strömung ist stärker als vermutet. Der Fluss ist wunderschön. Klares Wasser. An den Uferseiten hängen grüne Pflanzen des üppigen Waldes verschwenderisch in das Wasser. Papageien fliegen durch die Luft.
Ich weiss es schon jetzt. Ich bin da. Endlich im Paradies.
Jeden Abend essen wir in einer anderen Families. Jeden Morgen genauso. Und die Leute sind freundlich und geben uns gern. Und viel. Genauso gern erzählen sie. Von den Zigeunern, die eines Tages in ihr Dorf kamen. Von den Ursprüngen, wie das Dorf errichtet wurde. Von dem Pumas, Bären und Löwen, welche früher die Umgebung unsicher machten. Von Schlangen, die Kühe in einem Stück verspeisen. Von Frauen, die sich in Vögel verwandeln. Mythen, Märchen und Warheiten werden uns erzählt. Schicksale preisgegeben. Leben erzählt und Glück gezeigt.
Wir merken schnell. Es ist ein hartes Landleben. Frühes Aufstehen und harte Arbeit. Aber auch ein Gemeinschaftsleben. Das Dorf ist wie eine grosse Familie. Jeder kennt jeden und jeder hilft jedem. Aber die Leute sind offen den Fremden gegenüber. Das mag an ihrer eigenen Geschichte liegen. Sie alle kommen von irgendwoanders. Von der Küste zumeist. Erst seit einer Generation sind sie hier. Nur die wenigsten der Erwachsenen sind auch hier geboren. Aber auch diese gibt es. Es ist ein hartes aber auch ein ruhiges Leben. Die Umwelt wirkt sicher und freundlich hier. Die Kinder springen umher und spielen auf den Strassen und in den Wäldern. Es ist ein kleines Bullerbue. Ein Bullerbue im Warmen. Im ewigen Sommer. Ein Ort von dem ich als kleines Kind immer geträumt habe. Die Woche vergeht wie im Fluge und ich vergesse die Aussenwelt. Ich bin wie in einer anderen Welt und möchte nicht mehr fort. Abends sitzt man bis spät in die laue Nacht auf dem Dorfplatz zusammen und spielt Volleyball, unterhält sich bei einigen Bieren oder spielt Karten. Ein Paradies auf Erden.
Auch die Arbeit mit den Kinder läuft besser als gedacht. Noch in Quito konnte ich mir nicht viel unter der Arbeit vorstellen. Ich wusste nicht wie viel Verantwortung ich haben sollte. Ob ich alles alleine planen musste und so weiter. Hier aber stellt sich alles als sehr leicht haraus. Am ersten Tag kommen ca. 30 Kinder. Zu dritt sprechen Doris, Maria und ich uns dann ab und planen einige kleine Spiele oder basteln Kleinigkeiten. Auch die Alterdfifferenzen fallen nicht gross auf. Es handelt sich um Kinder von 4 bis 14 Jahre. Aber die Älteren machen immer super mit, wissen Idee für eigene Spiele und helfen den Jüngeren. Die nächsten Tage planen wir vor allem für die Olympiade, die am Samstag zwischen allen Comunidades stattfinden soll. Wir müssen Spiele üben, die Kandidaten auswählen. Eine Schönheitskönigin wählen. Eine Uniform, Flagge und Fähnchen basteln. Ausserdem für Verpflegung am Samstag sorgen und die weite Anfahrt nach Paraguas, wo die Olympiade stattfinden soll, planen. Wir haben also viel zu tun und so langweilen sich auch die Kinder nicht.
Ich will allerdings nicht nur schwärmen. Natürlich ist die Arbeit auch anstrengend und ich kann vieles mit den Kindern nicht erreichen, was ich eigentlich wollte. Es gibt Schlägereien und andere Zwischenfälle zwischen den Kindern. Aber insgesamt ist es eine wirklich schöne Erfahrung und da die Zeit so absehbar war, hatte ich das Gefühl so könnte es ewig weitergehen.
Nach der Arbeit renne ich dann oftmal völlig durchgeschwitzt, verbrannt und fertig an den Fluss und lasse mich in den kalten Fluten treiben. Dann kann ich mich wieder entspannen und werde ruhig.
Zusammen mit Maria, Doris und anderen aus der Umgebung machen wir kleinere Ausflüge. Verwandte von Doris züchten Fische in riesigen Becken. Diese befinden sich auf einer wunderschönenen kleinen Lichtung im Urwald. Dort springen Rebhühner, Pollos chinos und anderes kleines Federvieh umher und gacker aufgeregt. Dazwischen im stillen Ausgleich einige wunderschöne Orchideen. Dazu reichhaltige Natur anderer Pflanzensorten. Kakaopflanzen, Palmitas, Früchte wirklich jeder Geschmacksrichtung und die bunte Vielfalt der Bütenpracht.
Ein anderes Mal machen wir einen Ausflug zu einem naheglegenen Wasserfall. Wir wandern zunächst in Gummistiefeln durch Schlammpfützen. Reiten dann etwas den Berg hinauf und klettern schliesslich den letzten Weg auf kaum sichtbaren Pfaden durch scheinbar undurchdringliches Dickicht. Wir schrecken ein kleines faultierähnliches Wildschwein auf und rutschen den Weg weiter. Kaum Sonnenlicht dringt durch die Bäume zu uns hinab. Dann liegt der Wasserfall vor uns. Man spürt schon einige Meter entfernt den scharfen Luftzug, den das fallende Wasser mit sich trägt. Wir bleiben eine Weile. Es ist wunderschön. Ruhig und zeitlos.
Der Rückweg erscheint noch mühsamer. Immer wieder muss man aufpassen nicht auszurutschen oder falsch zu treten. Schon in der Dämmerung erreichen wir das aus von Javier. Seine Eltern bieten uns Empanadas, frischen Fruchtsaft und Litschies an. Alles hausgemacht. Die Früchte stammen aus dem Garten, der fliessend in den Regenwald übergeht. Orangen, Litschies, Limas, Limonen,... tausende verschiedene Früchte leckerster Geschmäcker.
Stockfinster ist es schon als wir dann nach Hause aufbrechen. Es ist schwierig in der vollkommenen Dunkelheit sicher zu gehen. Aber passieren kann uns hier nichts. Das wissen wir.
So oder ähnlich unternehmen wir einige Ausflüge und die Zeit vergeht wie im Fluge. Ich geniesse die Zeit so sehr, das ich gar nicht merke wie kurz ich erst hier bin. Ich fühle mich wie zu Hause. Mitten im Regenwald.
Samstagmorgen muss ich mir Tränen aus den Augen wischen. Mehr aus Müdigkeit, denn aus Trauer. Aber traurig bin ich dennoch. Ich muss Pachijal verlassen.
Um halb 7 Uhr morgens stehen wir auf, packen unsere Sachen und besteigen mit Kindern und Eltern einen wartenden LKW um zu der Olympiade nach Paraguas zu fahren.
Es wird eine lange Fahrt. Und ich habe keine Lust Pachijal zu verlassen. Was soll ich denn in Paraguas? Und was in Quito? Ich bin weit weg mit meinen Gedanken von Riobamba oder Quito. Die Fahrt wird trotzdem lustig. Die Kinder erzählen Wize und sind super gelaunt. Das erleben sie nicht jeden Tag. Eine so weite Reise.
Um 9 Uhr nach Stunden auf holprigen Wegen erreichen wir ein deutlich kühleres Paraguas. Hier hat Yoki seine Woche verbracht. Es ist ein niedliches kleines Dörfchen. Kleine Häuschen. Eine Kapelle. Umgeben von grünen saftigen Bergen. In der Sonne schwitze ich trotz der im Vergleich zu Pachijal sehr kühlen Luft.
Die Fackel wird entzündet und die Olympiade beginnt in dem geschmückten Dörfchen mit unglaublich vielen Kindern aus unglaublich vielen Comunidades.
Sackhüpfen, Eierlauf, Kreiselspiele, Seilspringen, Hüpfspiele und Bretterlaufen sind die traditionellen Spiele die wir hier praktizieren. Pachijal holt ganze 8 Medaillen und freut sich sehr darüber! Es ist ein Riesenspass und alle amüsieren sich prächtig. Sodass auh hier die Zeit wie Fluge vergeht und so heisst es nach dem kleinen Mittagessen endgütlig Abschied nehmen. Die Kinder scheinen sehr traurig und wollen genau wie ihre Eltern wissen, wann ich denn mal wieder komme. Es ist ihnen anzusehen, das ihnen das alles viel Spass gemacht hat. Wir machen noch einige Gruppenbilder und dann wird jeder gedrückt und wir brechen auf nach Pacto, wo unser Bus nach Quito wartet.
Die Woche insgesamt war eine einzigartige und wundervolle Erfahrung für mich und in jeder Hinsicht ein Erfolg.
Die Kinder, die nornmalerweise ihren Eltern auf den Feldern helfen müssen und keine Zeit zum Spielen haben, konnten wir für das Feriencamp gewinnen. Jeden Tag kamen mehr Kinder zu unseren treffen. Anfangs noch 30, so war unsere Zahl am Ende auf fast 50 gestiegen. Doch mehr noch. Wir konnten die Kinder ausserdem begeistern und mit ihnen auch etwas über die Umwelt, Machismus und andere Dinge reden. Ich möchte in keinster Weise sagen, ich habe den Kindern viel beigebracht. Nein. Vielmehr habe ich gelernt. Aber dennoch hatten sie eine schöne Zeit und haben sich für die Sache begeistert und das ist die Hauptsache. Ein Wehmutstropfen bleibt noch, das nur wenige Kinder an den Olympiaden teilnehmen konnten, da sie nicht das Geld für den Transport hatten oder ihre Eltern sie nicht gehen lassen wollten. Doch dafür, dass es das erste Jahr in Pachijal war in dem ein solches Projekt gestartet wurde war es ein voller Erfolg meiner Meinung nach. Ausserdem aber begeisterten mich auch die Menschen, denen ich begegnet bin, die Geschichten die ich hörte und die Natur die mich Umgab. Für mich waren es Stunden im Paradies auf Erden, dabei darf man aber nicht vergessen, wie hart das Leben aber auch dort ist.
Ich hatte also wirklich Macondo gefunden. Die Stadt der Hundert Jahre Einsamkeit. Stell dir vor es gibt Macondo und jeder kann hin. Ich war dort.
Die Rückker nach Quito war merkwürdig. Ich war vollgestopft mit Erfahrungen, Gedanken und Empfindungen und wusste nicht ein Ventil dafür. Hinzu kam der rasche Wandel von dem kleinen ruhigen Macondo im Regenwald zur Haupstadtmetropole mit heisser Dusche, Pizza und sauberen weissen weichen Handtüchern. Man war so schnell so weit weg aus Pachijal und aus dem Dschungel, als das man es gar nicht richtig begriff. Und dennoch gewöhnt man sich rasch. Unter der Dusche hat die Seife die Freiheit heruntergewaschen. Die Natureindr¨cuke mit dem weissen Handtuch weggerubbelt und selbst die letzten Reste der Nachdenklichkeit tötete der Alkohol in der Nacht ab, als wir Marens Geburtstag feierten.
Die nächsten zwei Tage sollte eigentlich ein Seminar der Reflexion, verbunden mit einem Zwischenseminar flogen. Das fiel in Anbetracht der Müdigkeit unserer Acompañantes, die ebenfalls am Projekt teilgenommen hatten jedoch aus.
So hatten wir noch einen gesamten Sonntag in Quito und am Montag sollten wir dann nach Riobamba in unsere Projektplätze zurückkehren. Am Vormittag buchte ich mit 4 Freunden gleich das nächste Paradies: Galapagosinseln! Geplant und angedacht für nächsten Samstag.
Dann nach erfolgreichem Gespräch in einem Reisebüro schlenderten wir noch durch Quito und erholten uns von der doch anstrengenden Woche in einem Park in Quito.
Am Abend kamen dann Simons Eltern in Quito an. Und mit ihnen meine neue Kamera. Extra für Galapagos: 3 Meter Wasserdicht!
Dann in den Bus nach Riobamba und ab ins Bett.
Ich habe versucht mich mit diesem Bericht über die Zeit in Pachijal kurz zu halten. Das ist mir so schwer gefallen, wie noch nie. Es ist einfach viel zu viel geschehen und in meinem Kopf drehten viele Gedanken umher, die zu sammeln und zu fassen nur sehr schwer war.
Dennoch hoffe ich euch etwas von den Erfahrungen hier migegeben zu haben. Für mich war es eine unvergessliche Erfahrung.
Um die Eindrücke noch deutlicher werden zu lassen möchte ich euch auch gerne Fotos zeigen. Maria, meine Kollegin hat sehr viele gemacht und ich hoffe sie von ihr noch zu bekommen.
Bis dahin gedulded euch bitte etwas...
Viele Grüsse, El Pachijaleño.