Montag, 9. August 2010

Rückkehr

Ich bin wieder zurück. Seit einigen Wochen schon. Ich atme wieder deutsche Luft, trinke wieder deutsches Bier und freue mich über saftige Steaks und knackige Würstchen auf deutschen Grills.
Es ist schon komisch. Man wird schlagartig zurückgeworfen in die alte Umgebung und muss anfangs realisieren: Man hat sich verändert.
Es sind die selben Straßen, die selben Menschen, das selbe Wetter sogar, wie vor deinem Fortgang. Und doch wandelst du über diese Plätze wie im Traum. Wie im tiefsten Schlaf schüttelst du die Hände deiner alten Freunde und Bekannte.
Ich sehe mich auf der Hauptstraße laufen. Es ist wie immer. Nichts hat sich verändert und doch ist es ganz anders. Mein Blick wird fahrig vom Suchen nach bekannten Gesichtern. Jedes Gesicht wird geprüft. Und jeden Moment glaube ich gleich zu erwachen. In Ecuador, in Riobamba.
Aber man gewöhnt sich wieder an die alten Gesichter. Man merkt, dass Fruendschaften auch solche Bestandsprobn halten. Langsam lebt man sich wieder, ohne es genau zu bemerken ein.
Ich kann keinen Zeitpunkt nennen, ab welchem ich nicht mehr so oft an Ecuador dachte und ich mich nicht mehr dabei erwischte mich zu wundern. Mich zu wundern über mich selbst, über altbekanntes Verändertes, über Gleichgebliebenes. Es gibt einen Punkt, ab dem du die Sachen so annimmst. Ab welchem du dich nicht mehr wunderst.
Und du gehst wieder wie selbstverständlich zwischen deinen alten Freunden. Du streitest wieder mit deinen Eltern, du lachst wie früher und trauerst wie früher.
Dann aber gibt es noch immer Momente, die mich ermahnen. Plötzlich fühle ich mich unwohl. Und ich überlege warum. Es ist ein Gefühl der Schuld, das tief in meiner Kehle sitzt und tief kratzt. In diesen Momenten habe ich Angst. Ich habe Angst wieder zurück in meine alten Kreise zu kommen, als wäre nichts geschehen. Als währe Ecuador nie gewesen. Als hätte dieses Jahr nichts gewirkt. Und dann erwische ich mich in diesen Momenten, wie ich vor mich hin Spanisch rede. Nur um es nicht zu vergessen. Dann aber denke ich mir. Ecuador und dieses Jahr und alle Erinnerung sitzen tief in mir. Sind teil von mir geworden. Ein Teil, den mir keiner mehr nehmen kann. Ich habe so vieles gelernt und auch wenn ich mir dessen nicht jeder Minute bewusst sein kann, so trage ich doch unbewusst im Versteckten jede Sekunde dieses Gelernte, Erlebte mit mir.
Ich habe so vieles gelernt in diesem Jahr. Ich habe Probleme gesehen. Lösungen gelernt. Ich habe Freunde gefunden. Menschen getroffen und von frmeden Kulturen gelernt, bis sie nicht mehr fremd waren.
Nun aber gilt es zurückzugeben, was ich bekommen habe. Meine Schuld zu begleichen. Ich habe großes Glück gehabt so viel erleben zu dürfen. Ecuador hat für immer einen Platz in meinem Herzen. Was sehr kitschig klingt, ist denoch wahr. Das Leben in einem Land für eine längere Zeit bewegt dich mehr als du zugeben willst. Und so will ich mir hier ein Versprechen abringen. Ich möchte weitergeben, was ich gelernt und erfahren habe. Mein Wissen klug einsetzen. Ich möchte die Welt ein Stückchen näher wachsen lassen. Ich will Ecuador niemals vergessen..

Zum Schluss von meinem Blog möchte ich jetzt noch allen Lesern danken, die mich ermutigt haben weiter zu schreiben. Ich danke euch für eure Unterstützung und vor allem für eure Rückmeldungen.
Ich stehe am Ende eines reichhaltigen Jahres, doch die Zukunft wird noch größere Früchte bringen. Dessen bin ich mir sicher.
Ich lege euch allen ans Herz nach Ecuador zu fahren. Es ist das vielseitigste Land, das ich jemals gesehen habe. In kürzester Zeit kannst du soviel sehen und soviel erleben. Im tiefsten Regenwald kannst du frühstücken, du lernst fremde Kulturen kennen. Zum Teil leben sie noch vollkommen abgeschieden und autark. Du siehst eine unglaubliche Vollkommenheit und Vielseitigkeit der Natur. Pflanzen, Tiere und das alles in unglaublicher Diversität auf kleinstem Raum.
Dann fährst du weiter und isst in den Anden zu Mittag. Das leckere gebratene Meerschweinchen sei wärmstens ans Herz gelegt. Du bewunderst die reine Schönheit der weich vzerfließenden Ecuadorianischen Anden mit den vielen schneebedeckten Riesen und den feuerspeienden Vulkanen. DU erholst dich kurz in einer der vielen heißen heilenden Mineralquellen und fährst dann zu deinem Abendbrot an die Küste. Wunderschöne Sandstrände aufgereiht wie Perlen an eine rendlosen Halskette unglaublicher Schönheit und Schlichtheit. Du beschaust den Sonnenuntergang, genießt die fast karibische Umgebung zu den Klängen heißer Salsarhythmen und trinkst den kalten Kokossaft.
Auch wenn du an einem Tage von Regenwald, über die Anden, bis an die Küste fahren könntest, so kann ich aus Erfahrung sagen. Nicht einmal ein Jahr genügt um die Vielseitigkeit dieses kleinen Landes zu fassen. Ecuador ist Magie. Lass dich verzaubern.

2 Kommentare:

  1. Hey Joschie.
    Ich gehe in 3 Monaten auch für ein Jahr nach Riobamaba mit dem DED.
    Kann ich irgendwie Kontakt zu dir aufnehmen und dich paar Sachen fragen? =P
    LG
    (meine E-mail ist: uludag@online.de )

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