Donnerstag, 28. Januar 2010

Bilder aus meinem Arbeitsalltag

Arbeitsbilder

Montag, 25. Januar 2010

La Valle de Intag

Es sind entspannende Wochen. Die Zeit vergeht im Rhythmus des brummenden Tungurahua. Jeden Morgen werden die Gehwege von der, in der Nacht gefallenen, Asche freigekehrt und die Sonne lässt sich schon lange nicht mehr sehen hinter den dicken Aschewolken.
Es sind Wochen der entspannten Arbeit und der erholender Wochenenden. Ewig kann man diesem Leben allerdings aber auch nicht treu sein. Uns zieht es also wieder hinaus in die weiten Ecuadors. In den bisher noch kaum bereisten Norden.
So nehmen Simon und ich uns den Freitag frei um schon am Morgen die weite Fahrt nach Otavalo anzutreten. Wir haben das Glück einen Direktbus nach Ibarra zu bekommen, der uns direkt in Otavalo absetzen wird.
Also etwa 7 Stunden Bus fahren. Erst nach Quito, dann durch Quito und schliesslich in den Norden. Dort schlängelt sich der Bus auf engen Strassen, die mit viel Mühe in die steilen Felswände geschlagen sind, durch die Nordanden. Kleine Kreuze, die im Laufe der Jahre angesammelt wurden, begrenzen die Strasse. Tief unter uns fliesst in einem Tal ein Fluss. Dort unten sind safftig grüne Wiesen und Sträucher zu erahnen. Hier oben nur graue Felswände, Kakteen, graues Gestrüpp und staubiges Geröll.
Immer wieder öffnen sich die engen Berghänge und es zeigt sich uns ein beeindruckendes Panorama stolzer Bergketten, das weit in den blauen Horizont rakt.
Mit der angenehmen Nachmittagssonne erreichen wir Otavalo. Noch immer gilt die 40.000 Seelen Stadt als eines der grössten Handelszentren für Kunsthandwerk Latein Amerikas. So ist Otavalo eines der Haupttouristenziele Ecuadors. Dem entsprechend sind die Strassen schön geschmückt und immer saubergefegt. Gepflegte Parks durchziehen das Stadtbild. Es ist eine schöne Stadt. Aber auch eine touristische.
Es heisst, dass der Markt von einigen mächtigen Indígena-Familien bestimmt wird. Einige sprechen bei diesem Monopol von Mafiawerk. Doch wahr ist, dass ich in Ecuador noch nie eine solch saubere Stadt gesehen habe.
Simon und ich suchen uns ein billiges Hostal für eine Nacht und schlendern dann durch die schönen Gassen. Auf dem Plaza Bolívar steht nicht etwa eine Statue von Simón Bolívar sondern eine in Stein gehauener Kopf des Inka-Generals Rumiñahui. Irgendwie ist das sinnbildlich für diese kleine Stadt, in der die Indígenas stolz ihre reichen, traditionellen Trachten tragen und auf den kleinen Alleen flanieren.
Nach ausgiebigem Abendessen und einigen Bieren schlurfen wir dann aber angestrend von der langen Fahrt in unser Hostal und fallen bald darauf in einen tiefen Schlaf, der erst am nächsten Morgen um halb 7 vom Wecker gestört wird.
Ein frischer morgen empfängt uns auf den Strassen von Otavalo, wo schon reger Betrieb herrscht. Es ist Samstag und überall in den Strassen sind Marktstände errichtet. Noch fehlt aber der Trubel des Tages und es ist schön in der starken Morgensonne durch die Strassen su schlendern. Simon erwirbt einige Alpacapullover zu einem guten Preis und wir frühstücken einige salzige und süsse Teigkringel.
Dann aber müssen wir auch schon schnell wieder zum Busbahnhof. Dort warten bereits Fabian und Rafael aus Quito, Franz, Ana und Juanchito aus Cotacachi, sowie einige Verwandte von Juancho.
Der Bus ist voll. Wir haben zum Glück Sitzplätze und so treten wir die Fahrt nach Intag gutgelaunt an. Das Valle de Intag. Ein grünes, fruchtbares Tal hinter dem Vulkan Cotacachi auf 1800 Metern mit zahlreichen Flüssen, viel Primärwald und einem angenehm warmen Klima. Jahrelang war die Geschichte des Tales geprägt von Kämfen der Anwohner und Aktivisten gegen die Ausbeutung der Berge durch brutale Minengesellschaften. So entwickelte sich ein einzigartiger Standort für Ökotourismus und Umweltschützer.
Wir hatten drei cabañas (Holzhütten) in Nangulví hinter dem Dorf Apuela angemietet. Nach langer aber auch wunderschöner Busfahrt kommen wir endlich an. Die Sonne brennt und es ist sehr heiss. Schnell beziehen wir die schönen Cabañas mit Terasse und Hängematten. Direkt neben den Hütten befindet sich ein grosser Pool und ein kleineres rundes Becken mit heissem Vulkanquellwasser.
So verbringen wir die Zeit in diesem Mikrokosmos im Valle de Intag vor allem im Pool, lauschen den vielseitigen Stimmen der Vögel und dem Plätschern des nahen Flusses.
Es ist ein Stückchen Paradies mit Freunden. Mittags essen wir Forelle, abends Churasco (Steak mit Ei, Reis und Pommes). Dazu frischen Fruchtsaft und Bier.
Ein Traum.
Noch lange sitzen wir Nachts auf der Terasse. Trinken Bier, Spielen Karten und unterhalten uns. Rafael, Simon und ich stossen an. Ein halbes Jahr in Ecuador. Etwas sentimental blicke ich in die dunklen Silhoutten der Palmen. Die Zeit vergeht.
Am morgen folgt nach einem weiteren Bad im Pool, einem leckeren Eis und einem ausgiebigen Frühstück der Auszug aus dem Paradies.
Wir packen unsere Sachen. Wir bezahlen die Rechnung. Wir warten an der Strasse auf den Bus. Wir warten und warten. Simon und ich werden nervös. Wir haben noch eine lange Fahrt vor uns. Endlich kommt ein Bus die Strasse hinunter. Es ist brechend voll und stickig. Kinder schreien, Männer schnarchen und ich beginne zu schwitzen. In Apuela steigen einige Menschen aus und mir gelingt es einen Platz zu ergattern. Die Kinder schreien noch immer. Langsam wird es aber kühler. Wir fahren im Nebel über eine Bergkuppe. Die Rückfahrt dauert länger als die Hinfahrt.
Endlich in Otavalo verabschieden Simon und ich uns von unseren Freunden und springen in den wartenden Bus nach Quito. 3 Stunden nach Otavalo. 2 Stunden nach Quito Terminal Norte. 1 Stunde durch Quito zum Terminal Terrestre. 4 Stunden nach Riobamba. Dazu kanpp eine Stunde wartezeit, die wir mit Mittag-/Abendessenverbringen.
Also etwa 11 Stunden unterwegs. Endlich in Riobamba angekommen falle ich totmüde ins Bett. Doch es hat sich gelohnt. Es war ein kleines Stückchen Urlaub!

Einige Bilder von einer Peña Solidaria (Soliparty) bei Sumaklife:

Pena Solidaria



Bilder von der Reise nach Otavalo und Intag:

Valle de Intag

Montag, 11. Januar 2010

Tungurahua raucht und brummt!

Nach den Aufregungen der Weihnachtszeit, den Feiereien der Sylversterzeit und einer anstrengenden Arbeitswoche hatten Simon und ich beschlossen in Rio zu bleiben und etwas auszuspannen.
So trafen wir uns am Samstag abend in der Freiwilligen-WG anderer Deutscher und kochten und tranken und assen und lachten zusammen. Nachdem der abend im Morgengrauen in der Disko endete schlief ich mich am Sonntag zunächst aus.
Im strahlenden Sonnenschein wusch ich dann meine dreckige Wäsche, die über die Feiertage zu einem unglaublichen Berg gewachsen war. Da unsere Waschmaschiene zur Zeit kapputt ist musste ich alles mit Hand waschen.
Dannach ging ich wieder zur Freiwilligen-WG um meinen Laptop abzuholen, den ich dort gestern gelassen hatte. Wir machten Mittagessen, assen und erfreuten uns der Sonne. Ich leihte mir ein Buch aus, legte mich in die Hängematte und vergass die Zeit. War in einer anderen Welt. Ein ruhige Sonntag.
Doch plötzlich... - und nun eine künstliche Pause um Spannung zu erzeugen - ...plötzlich hörte ich jemanden auf der Treppe hinaufstolpern. Celeste. Bleich und sichtbar schwer beeidruckt. Nach Luft schnappend. >> Tungurahua << höre ich sie nur jappsen. Ich wusste sofort bescheit. Tungurahua. Der einzige aktive Vulkan in der nächsten Umgebung. Seit ich in Ecuador bin war er ruhig. Schlummerte vor sich hin. Zeigte sich als wartender Riese. Erst in letzter Zeit sprach man wieder von Aktivität. Am Montag besuchte ich zum Beispiel wieder einmal die Ländereien von ERPE, auf welchen wir Amaranth anbauen. Diese Ländereien befinden sich in Montirón am Fusse des Tungurahua. Wir kamen um ein weiteres Feld zu vermessen. Doch wie gebannt blieben wir auf einmal stehen. Der Vulkan sprach. Der Berg rief. Es hörte sich an wie ein grosses Gewitter. Doch ohne Blitze oder Wolken. Es war der Berg, der wütend und unglaublich laut schrie. Mir lief ein Schauer über den Rücken.
Schon in dem Bericht über unsere Fahrt nach Palitahua hatte ich von der noch immer sichtbaren Zerstörung des letzten Ausbruchs erzählt. Nun den aktiven Vulkan mit den eigenen Ohren vernehmend machte mir die Macht dieser Natur einmal mehr deutlich.
Ausgebrochen aber war er noch nicht.
Nun aber stürzte Celeste jappsend in die Wohnung. >>Tungurahua<< auf den Lippen.
Und wirklich auf meinem Heimweg hatte ich den grossen Kegel des Tungurahua deutlich im Blick und es war eine riesige langgezogene Rauchwolke gespenstisch über ihm schwebend zu sehen. Ich musste stehenbleiben und starren. Ich starrte und guckte und sah. Und dann verfluchte ich zum ich weiss nicht wie vielten mal den Tag in Cuenca. Den Tag an dem es geschah. An der mich meine Kamera verliess und für immer von mir ging. Mir wird von Tag zu Tag wieder bewusst, dass ich eine neue Kamera brauche. Ich muss nach Quito. Eine Kamera kaufen.
Bis dahin aber eine Beruhigung für alle, die sich jetzt sorgen machen wegen dem Vulkan... Bisher ist er noch nicht ausgebrochen und raucht nur grummelnd etwas vor sich hin. Keine Gefahr also. Und selbst wenn er ausbrechen sollte ist keine Gefahr hier in Riobamba für mich. Gefahr ist nur für unsere frisch besäten Felder in Montirón. Die sind nun von einer Ascheschicht überzogen und die Pflanzen drohen zu sterben. Auch hier in Riobamba ist über Nacht etwas Asche gefallen, die nun die Strassen mit einem feinen Film überziehen.
Resümee. Keine Gefahr für mich. Unglaubliches einmaliges Erlebnis. Gefahr für unseren schönen Amaranth. Kamera kaufen!

Dienstag, 5. Januar 2010

Sylvester, Strand und Sonnenschein!

Das Feiern hört auch nach Weihnachten noch lange nicht auf. Es folgen die Sumaklife Weihnachts- und Sylvesterparty am 29.12 mit Grillen, Ecuavolleturnieren (Volleyball mit etwas höherem Netz und einem Fussball), Bingospielen und Tanzen bis in die Nacht.
Am nächsten Morgen dann direkt nach ERPE, denn dort folgt eine weitere ähnliche Feier. Doch Simon und ich seilen uns relativ schnell schon ab, bevor die Feiertagstrinkwütigen ecuadorianischen Kollegen mit Bier und Schnaps über uns herfallen können. So verlassen wir, nachdem wir im Schatten der Palmen einige Mangos verdrückt hatten, das frei herumlaufende Lama genervt hatten und eine riesige „parillada“ goliathischen Ausmaases (Grillplatte) verschlungen hatten, das gesellige Miteinander und eilten zum Terminal. Denn es geht endlich mal wieder an den Strand. Diesmal will der Norden entdeckt werden. Sylvester in der Partystrandstadt Atacames und danach in den Dörfchen Muisne und Mompiche ausspannen.
Doch ersteinmal liegt die lange Busfahrt vor uns. Knapp vier Stunden seien es von Riobamba nach Santo Domingo und von dort aus noch einmal knapp 4 Stunden nach Atacames.
Doch nach über 4 ½ Stunden im Bus sehen wir noch immer nichts von der 330.000 Einwohner Stadt Santo Domingo. Wir sind mitten im Nichts. Auf schlammigen aufgedunsenen Strassen umgeben von dichtem grünen Wald. Es ist stickig im Bus und ich beginne zu schwitzen. Da es inzwischen dunkel geworden ist, kann man immer wieder die Lichter kleiner Haziendas ausmachen. Auf den Terassen der Anwesen sitzen die Bewohner und trinken Bier und entspannen sich. Nur wir noch immer in diesem stickigen Bus. Trotz Rippchen-Unterhemd schwitze ich unablässlich und hoffe endlich in Santo Domongo anzukommen.
Endlich nach einer Ewigkeit verlässt der Bus urplötzlich den Dschungel und ein KFC-Schild kündigt Santo Domingo an.
Jetzt aber begann erst die Aufregung der Küste. Kaum am Terminal angelangt und auf der Suche nach einem Bus nach Atacames werden wir armen kleinen Gringos von Menschenmassen überrollt die schreiend drucheinandernuschelnd Bustickets an dem Mann oder besser Gringo bringen wollen. Wir fragen nach einem Bus nach Atacames. Der erste Verkäufer lehnt sich lässig an die Wand des Kartenschalters und schüttelt nur den Kopf. So einen Bus gibt es nicht. Wir müssen nach Esmeraldas fahren, von da aus kommen wir sicher nach Atacames. Auch mitten in der Nacht? Er nicht nur. Da stürmt aber schon ein anderer Verkäufer von hinten an und klopft mir hektisch auf den Rücken. Atacames? Fragt er. Jetzt bin ich es der nur nicke. Claro, pues! Wir haben schöne Busse direkt bis Atacames, nuschelt er in seinem Costeño-Akzent. Und wann? Sofort, sagt er und stellt schon die Tickets aus.
Sofort! Ya mismo! Das habe ich schon oft gehört. Auf unseren Tickets steht trotzdem keine Urzeit und so kommt der Bus auch nach einer halben Stunde warten noch nicht.
Endlich verbreitet sich das Gerücht unter den Wartenden, dass der Bus wohl da sei. Aber nicht hier wie geplant, sondern am an anderen Ende des Terminal. Und jetzt aber rapido, rapido. ¡Ya mismo, sale! Der fährt gleich los!
Im Bus. Wir haben Sitzplätze. Got sei Dank. Die Mehrheit nicht. Es ist drückend heiss und drückend eng. Aber es geht endlich los. Wir sind froh. Durch die offenen Fenster ströhmt Fahrtwind in den Bus und ich atme die warme Küstenluft tief ein. Wir fahren wieder.
Aber nicht lange. Der Bus hält keine halbe Stunde hinter Santo Domingo wieder an, ein Polizist betritt den Bus und will das wir alle mit unserem Gepäck austeigen. Routinekontrolle.
Keine 2 Minuten später stehen wir mit gespreizten Beinen und den Armen an die Buswand gelehnt in einer Reihe und werden gründlich gefilzt. Unsere Taschen werden kontrolliert und unsere Ausweise verlangt. Simon und ich zücken unsere ecuadorianischen Ersatzpässe, die wir erhielten um nicht immer mit Reisepass und Visum herumlaufen zu müssen. Nur in Ecuador gültig, dafür aber hier ein rechtlich vollkommen gültiges Dokument. Nur, das wissen die braven Polizisten nicht. Sie hätten solche Ausweise noch nie gesehen. Wir werden befragt und neugierig beschaut. Weitere Polizisten kommen, dann werden unsere Namen und Passnummer aufgeschrieben und schliesslich dürfen wir wieder in den Bus. Imnoch neugierig mustern uns die anderen Mitreisenden. Was sind das nur für ominöse Gringos? Egal. Wir fahren ja wieder. Die Fahrt ist lang und wir sind müde. Erst in Esmeraldas wachen wir wieder auf. Alle aussteigen heisst es. Endstation. Das kann ja nicht sein, denken wir. Wir haben doch ein Ticket bis Atacames. So steogen auch fast alle aus, nur etwa acht Reisende einschliesslich uns bleiben trotzig sitzen. Wir wollen nach Atacames. Aussteigen! Der Busfahrer wird ungeduldig. So gehe ich mit einer Costeña nach vorn und wollen die Busfahrer überzeugen doch weiterzufahren. Es sei ja nur noch weniger als eine Stunde. Uns schliesslich haben wir dafür ja gezahlt. Der Busschaffner schaut den Busfahrer von der Seite an und murmelt,< das könnten wir ja schon machen. Ist ja wirklich nicht weit.> Der Busfahrer schaut desinteressiert auf sein Lenkrad und schüttelt den Kopf. No! Zahl allen nen Dollar und die sollen sich ein Taxi nehmen. Kostet nicht viel. Schluss. Machtwort gesprochen und nichts mher zu machen. Rumms. Die Tür des Busses geht zu und wir stehen etwas verdutzt mit unserem Dollar in der Hand am Terminal. Taxi also. Ist ja schon ein Uhr in der Nacht. Da fahren keine Busse mehr.
Doch die Taxifahrer vor dem Terminal scheinen die Probleme zu kennen. Erst Bemittleiden sie uns etwas und dann werden sie plötzlich geschäftstüchtig. Nach einigem Diskutieren nehmen wir endlich zu viert ein Tyaxi nach Atacames. Für jeden 2,50 USD. Das geht ja noch. Und ausserdem sind wir müde. Bei lauter Reggaeton-Musik rasen wir aus Esmeraldas hinaus und fahren die Küste hinunter. An dem Ferienvorort Tonsupe mit seinen Hoitelmeilern, in dem alle reichen Ecuaorianer ein Ferienhaus besitzen vorbei und immer weiter in Richtung Atacames.
Endlich angekommen. In Atacames zumindest. Mit einer Motorradrikscha lassen wir uns auf den staubig, sandigen Strassen zu unserem Hostal bringen. Nach einigem Klopfen, Rufen, Klingeln und Schreien öffnet uns ein überraschter Hotalbesitzer in Rippchenhemd und Boxershort. Gähnt genüsslich, greift sich in den Schritt und führt uns am Pool vorbei zu den kleinen einzelnen Apartments. Cabañas. Dort beziehen wir unser Zimmer und gehen noch auf ein Bier an den Strand, der direkt vor unserer Haustür liegt.
Wellen, Strand, leichte Salsarhythmen, einige im Sand tanzende Paare. Um uns wird Bier getrunken und geraucht. Es ist eine leichte, eine frishce Atmosphäre. Simon und ich bestellen ein Bier. Wir stossen an. Es ist der 31. Dezember 2 Uhr morgens und wir sitzen in kurzer Hose und Rippchenhemd am Strand und trinken Bier. Ein warmer Wind streift uns. Willkommen Atacames! Willkommen kurzer Urlaub!
Trotz Ventilator kann ich nicht lange schlafen. Es ist heiss. Ich wache von der Hitze auf und schaue aus dem Fenster. Strahlender Sonneschein und im Pool planschende Kinder. Wir streifen uns eine Badehose über und frühstücken eine Kleinigkeit in einem Restaurant am Strand. Rührei mit Zwiebeln, Tomaten und Schinken. Dazu gebratene Bananen und Reis.
Ohne den leichten Wind vom Meer wäre die Hitze nicht zu ertragen. Das sagen wir uns und lächeln beim Gedanken an frierende Freunde und Familie in Deutschland. Daruaf erheben wir unsere Batidogläser. Ein feiner Strandtag kann beginnen.
Als wir Handtücher und Sonnencreme holen klingelt mien Telefon. Eva aus Riobamba ruft an. Sie sei auch in Atacames mit ihrer Schwester und Freunden aus Quito. Wir treffen uns mit ihr am Strand. Lernen ihre Freunde kennen und ab da an wird nur noch entspannt. Es sind viele Leute da. Man merkt das Atacames das Reiseziel Nummer eins über Sylvester ist. Aber der weisse Sandstrand ist langgestreckt und so nicht zu überfüllt. Wir liegen im Schatten unter Palmen. Es laufen kleine Jungen vorbei, die Batidos, Eis und Früchte verkaufen. Es ist wie im Paradies. Man muss sich nicht einmal bewegen um etwas zu trinken oder zu essen zu bekommen. Der leichte Wind treibt die Salsarhythmen von den Bars an der Strandpromenade zu uns. Ich bin glücklich. Als es zu heiss wird, springen wir alle zusammen ins Meer. Es ist verdammt warm. Aber erfrischend. Grosse Wellen und eine unglaubliche Ströhmung machen das Schwimmen unmöglich, das Planschen aber zu einem unheimlichen Spass. Der Strandwächter lächelt uns an und ermahnt uns nicht zu weit hinauszugehen. Es sterben viel zu viele Menschen hier. Die stärkste Ströhmung Ecuadors verbunden mit grossen Alkoholkonsum der Feiertage ist eine deadly combination wie man so schön sagt. Das erklärt er uns und lässt sich demonstrativ einige Zeit mit der Ströhmung treiben. Wir schauen im zu und bekommen dann wieder Durst. Zufrieden an einer Kokosnuss nuckelnd liegen wir wieder im Schatten der Palmen. Ein Strandtag, Nicht mehr und nicht weniger. Doch einfach traumhaft.
Plötzlich steht noch Blondschopf vor uns. Servus sagt er. Es ist Franz aus Cotacachi. Noch ein DED-Freiwilliger. Die Feiertage schwemmen unmengen vion Freiwillige hier an der Küste an. Was für ein Zufall. Auf den Schreck, wie klein doch Ecuador ist und wie viele Freiwillige es hier gibt, trinken wir ersteinmal ein Bier. Und so geht es noch den ganzen Tag. Sonne, Strand und Sylvester.
Abends sehen wir die Neujahresansprache von Angela Merkel auf Deutsche Welle Tv, duschen, essen frischen Fisch am Strand und dann treffen wir uns alle mit Fabian und Juan, die gerade aus Manabí eingetroffen sind. Jetzt ist die Runde komplett. Das Sylvesterfeiern beginnt. Punkt 12 stehen alle am Strand. Lagerfeuer sind entzündet um die Muñecos zu verbrennen, Puppen in Menschenform, die man verbrennt um alles Schlechte des letzten Jahres zu zerstören. Das Feuerwerk beginnt. Ein Augenblick der Verwirrung weil alle Umstehehenden andere Uhrzeiten haben. Und dann fällt sich ein jeder in die Arme. 2010! Das Jahr 2009 war schon ein fantastisches Jahr. Erst die Erwartung auf das kommende Abitur. Dann das Abitur. Dann die Feierei. Und was für eine Feierei. Und aus dieser Euphorie hinaus direkt nach Ecuador. Und jetzt hier. Schon über 5 Monate. Und genauso gut, wenn nicht besser sollte es weitergehen. Weitere 7 Monate in Ecuador. Ein Reise nach Chile. Die Galapagosinseln. Dann die Rückkehr. Studium. Auch dieses Jahr wird viel Neues bringen. Hoffentlich viel Gutes bringen. Ich will meine Zeit hier gut nutzen. Konstruktiv und produktiv. Zumindest relativ.
Wir feiern noch bis tief in die Nacht. Atacames schläft nie. An der Legende ist etwas wares dran. Wieder wache ich aber sehr früh auf. Diese Hitze. Ich schalte den Fernseher an. Der kubanische Nationalsender läuft. Ich sehe eine Reportage über, oder besser ein Loblied auf die kubanische Revolution. Träumerische Bilder in Sepia werden von Fidel Castro und seinem Comandante gemalt. Dann frühstücken wir etwas. Wir wollen früh aufbrechen nach Muisne. Entspannen. Dunkle Wolken am Himmel. Die Luft steht. Es ist stickig schwül und einfach nur heiss. Endlich finden wir einen Bus, der uns nach Muisne bringt.
Nach einer Stunde Fahrt durch den Costadschungel, an Haziendas, Palmenwäldern und dürren Kälbern vorbei, kommen wir in Muisne an. Eine dreckige Kleinstadt an einem braunen Fluss. Keine Spur von Strand oder Meer. Auch hier steht die Luft. Man erklärt uns wir sollten den Fluss mit dem Kanu überqueren. Am anderen Ufer sei der Strand.
Zusammen mit vielen anderen betreten wir das breite Kanu und langsam gleiten wir durch das braune Wasser. Die Stadt steht inmitten von Palmenwäldern. Nur grüne Palmen soweit das Auge reicht. Wo ist der Strand fragen wir am anderen Ufer. Ich bring euch hin sagt ein Motorradrikschafahrer. Er ist jung. Seine Freundin sitzt auf seinem Schoss. Beide lächeln uns an. Wir fahren über staubige Strassen. Wo ist denn nur der schöne Strand? Schon verlassen wir das verschalefene Dörfchen wieder. Nur noch vereinzelte kleine einfache Häuschen am Strassenrand. Und doch deuten immer wieder Schilder auf den Playa hin. Weit kann er nicht sein. Und plötzlich ist er da. Einfach so. Die Strasse besteht jetzt nur noch aus Sand. Strahlender Sonnenschein. Weisser Sandstrand und um uns nur grüne Palmenwälder. Ein kleines Paradies. Nur wenige Häuser stehen an der Strandpromenade. Einige Hostal und Restaurants. Sonst ist hier nichts. Nur pure Schönheit. Wir checken in ein Hostal ein. Der Besitzer freut sich und will wissen was wir hier machen. Dann an den Strand. Warmes, beinahe weiches Wasser. Und ebenso feiner Sandstrand. Kein Tourist oder Gringito zu sehen. Wir fallen auf. Wir sind glücklich es gefällt uns sehr gut. Die pure Erholung. Kleine Kunder spielen um uns herum Fussball. Der Koskosnussmann haut die Nüsse mit seiner Machete zurecht. Eine Idylle.
Wärend wir zu abend essen sehen wir den Sonnenuntergang. Die Sonne ist ballongross und blutrot. Sie taucht in das grüne Meer. Die schwarzen Umrisse von unzähligen Palmen und flanierenden Menschen am Strand bilden einen Kontrast zu dem tiefroten Abendhimmel. Ein stückchen Glück in Bildern.
Am nächsten Morgen packen wir wieder unsere Sachen. Wir wollen das Paradies hinter uns lassen und nach Mompiche weiterfahren. Vielleicht kein Paradies der Schönheit, wohl aber das Surferparadies Ecuadors. Von Muisne aus fahren wir mit dem Bus eine halbe Stunde nach El Salto. Ein kleines Dörfchen im Nichts. Von dort aus aber sollen Busse nach Mompiche fahren. Wir warten. Zusammen mit Männern mit wettergegerbten Gesichtern und Macheten in der Hand warten wir. Wir kaufen ein paar Mangos und Orangen, die uns in der schwülen Hitze erfrischen sollen. Eine Grossfamilie kommt in einem Pickup an. Vorne sechs Leute hinten auf der Ladefläche nocheinmal sechs und zwei Bierkästen. Wo wir herkommen fragt einer. Die ganze Familie hört uns gespannt wärend wir erzählen. Nach Mompiche wollen wir, sagt Simon. Da fahren wir auch hin. Wir kommen aus Esmeraldas und machen einen Familienausflug nach Mompiche. Also steigt auf. Wir nehmen euch mit. Nun zu acht auf der Ladefläche wurde es allmählich eng. Noch dazu hatten wir unsere Rucksäcke dabei. Also musste Ballast verschwinden wurde beschlossen und die Bierflaschen wurden geöffnet. Biertrinkend und über Ecuador und Deutschland redend verbrachten wir die Zeit wärend wir auf staubigen Strassen durch den Dschungel nach Mompiche fuhren.
Dort verabschiedeten wir uns herzlich von der ganzen Familie und wünschten noch einen schönen Kurzurlaub. Nun also Mompiche. Beschreiben lässt es sich wohl am besten mit einer Mischung aus Muisne und Montañita. Nicht so überlaufen und touristisch wie Montañita, wohl aber deutlich mehr los als in Muisne. Irgendetwas dazwischen eben. Weisser Strand, Palmen und riesige Wellen. Zu recht das Surferparadies. Echte Surferwellen machen das Baden hier zu einem Abendteuer. Aber man kann auch genausogut am Strand liegen, Batidos trinken, den Klängen von Orishas, Manu Chao und Cale 13 zuhören und einfach nur die Seele baumeln lassen.
Mit der Zeit aber verschwindet der Strand immer weiter. Das Meer dringt bis zu den Häusern der Strandpromenade hinauf und die Sandstrassen verwandeln sich in braune Bäche und schlammige Flüsse. Die unaufgeregten Surfer und jungen rauchenden, kiffenden, trinkenden Besucher stört das aber herzlich wenig. Simon und ich flüchten vor dem hereinbrechenden Wasser auf die Terasse einer Strandbar. Eine Deutsche serviert unsere Burger. Sie kommt aus Berlin, lernte letztes Jahr auf den Galapagosinseln ihren ecuadorianischen Freund kennen und betreibt nun seit etwa einem Monat mit ihm diese Bar am Strand. Sie schein glücklich zu sein. Ihr Freund auch. Wir unterhalten uns mit den beiden. Er erklärt uns die Bedeutung des kleinen Inselhauses in der Mitte der Bucht von Mompiche. Ein kleiner weisser Fleck mitten im Wasser. Das sei eine Wachstation der Polizei und des Militär. Zu viele Schmuggler gab es hier. Vor allem aus Kolumbien. Es sind ja nur etwa 2 Stunden von hier nach Esmeraldas.
Beide haben Sorgen wegen dem hohen Wasser. Jetzt ist der ganze Strand verschwunden, auch die Terasse ist unterspühlt von dem Meereswasser. Weiter darf das Wasser nicht steigen sagt die Berlinerin. Schon jetzt steht unser unteres Stockwerk regelmässig unter Wasser. Wir wünschen den beiden viel Glück weiterhin und versprechen wiederzukommen.
Die Surfer haben jetzt die Herrschaft über das Wasser. Sie surfen fleissig hin und her. Simon und ich bekommen nasse Füsse. Wir gehen in unser Hostal zurück und leihen uns Bücher aus. Dann steigen wir hinauf auf die Dachterasse, blinzeln in die Sonne und legen uns in die Hängematten. Ich lese Llosas La guerra del fin del mundo. Wieder alles anders hiera n der Küste. Keine Stunde gefahren und schon wieder alles anders. Was für ein Land denke ich. So verbringen wir den Tag. Lesend. Blinzelnd. Liegend. Glücklich.
Nur der Hunger treibt uns schliesslich wieder aus den Hängematten und wir streifen durch die sandigen Strassen auf der Suche nach einem kleinen Restaurant. Wir finden es und wir erleben wieder eine Überraschung. An dem ersten Tisch sitzt ein bekanntes Gesicht. Fabian, den wir schon in Atacames trafen. Wir freuen uns über das unverhoffte Treffen. Wir essen. Reden. Dann schlendern wir am zurückgekehrten Strand, der jetzt unheimlich breit ist. In einer kleinen Strandbar, bevölkert von Surfern, lassen wir uns nieder und trinken noch ein paar Bier. Das Leben ist schön. Und hier fliesst es langsam und gleichmässig.
Nun ist aber auch schon der letzte Tag des Urlaubs angebrochen es ist Sonntag morgen und der Montag wieder ein Arbeitstag. Wir stehen um 7 Uhr morgens auf um noch ein Bad in Wasser zu nehmen und dann so früh wie möglich mit dem Bus nach Esmeraldas zu fahren. Doch unsere Hostalbesitzer sind verschwunden. Wir müssen noch bezahlen und all unsere Wertsachen sind im Safe eingeschlossen. Erst kurz vor 9 tauchen sie auf und wir können endlich losfahren. So denken wir. Doch der Bus, der eigentlich stündlich fahren sollte taucht erst um 11 Uhr auf und wir fahren endlich in Richtung Esmeraldas. Von dort aus dann weiter nach Santo Domingo, wo uns eine böse Überraschung erwartet. Alle Busse nach Riobamba sind bereits ausverkauft. Erst am nächsten Morgen um 7 wäre wieder eine Möglichkeit. Mit viel Glück ergattern wir eine Karte nach Ambato. Die Stunde Wartezeit verbringen wir mit Essen, Trinken und – klar – warten. Mit einer weiteren Stunde Verspätung kommt dann der Bus endlich an und wir fallen müde in die Sitze. Verwundert sehen wir etwa 10 Minuten hinter dem Terminal einen Mann, der erst erschreckt telefoniert und dann verlangt sofort auszusteigen. Er nimmt sein Paket unter den Arm und rennt aus dem Bus. Wir wundern uns etwas, da er doch ein Ticket bis Ambato besitzt. Doch keine 5 Minuten später erfahren wir einen möglichen Grund für sein Verhalten. Eine weitere Poliziekontrolle. Ob er gewarnt wurde? Wieder austeigen, Gepäck öffnen, Ausweise zeigen, einsteigen. Diesmal keine Probleme. Nur ein Mann muss sein riesiges Messer abgeben, das er allerdings nur ungern hergibt. Und dann endlich weiterfahren. Ich schlafe ein. Als ich aufwache ist es kalt geworden. Wir sind wieder in der vertrauten Sierra, keine Viertelstunde vor Ambato. Endlich!
Von Ambato fahren regelmässig Busse nach Riobamba, was keine Stunde entfernt ist. Aber immerhin ist es schon halb 1 Uhr in der Nacht. Wir warten an einer Strassenecke auf vorüberfahrende Busse. Wärmen uns in der andischen Kälte mit Kaffee und heissen Tortillas. Es fahren mehrere Busse vorbei, doch keiner fährt nach Riobamba oder möchte uns mitnehmen. Endlich, nach einer Stunde warten, kommt ein Bus nach Cuenca, der uns anbietet in Riobamba rauszulassen. So stehen wir eine Stunde im Gang des Busses und träumen von unseren schönen warmen Betten. Und schliesslich. Riobamba! Wieder zuhause...
Was für ein Urlaub. Ein unvergessliches Sylvester an wunderschönen Stränden. Eine Reise kurz und toll zugleich. Ein guter Start ins Neue Jahr.
Als Belohung für die Leser, die sich durch diesen goliathaesken Bericht gekämpft haben wünsche ich euch ein frohes Neues Jahr auf das es ein erfolgreiches und glückliches und ereignissreiches Jahr wird.
Danke für eure Aufmerksamkeit und meine Gedanken sind bei euch in Deutschland.