Montag, 11. Januar 2010

Tungurahua raucht und brummt!

Nach den Aufregungen der Weihnachtszeit, den Feiereien der Sylversterzeit und einer anstrengenden Arbeitswoche hatten Simon und ich beschlossen in Rio zu bleiben und etwas auszuspannen.
So trafen wir uns am Samstag abend in der Freiwilligen-WG anderer Deutscher und kochten und tranken und assen und lachten zusammen. Nachdem der abend im Morgengrauen in der Disko endete schlief ich mich am Sonntag zunächst aus.
Im strahlenden Sonnenschein wusch ich dann meine dreckige Wäsche, die über die Feiertage zu einem unglaublichen Berg gewachsen war. Da unsere Waschmaschiene zur Zeit kapputt ist musste ich alles mit Hand waschen.
Dannach ging ich wieder zur Freiwilligen-WG um meinen Laptop abzuholen, den ich dort gestern gelassen hatte. Wir machten Mittagessen, assen und erfreuten uns der Sonne. Ich leihte mir ein Buch aus, legte mich in die Hängematte und vergass die Zeit. War in einer anderen Welt. Ein ruhige Sonntag.
Doch plötzlich... - und nun eine künstliche Pause um Spannung zu erzeugen - ...plötzlich hörte ich jemanden auf der Treppe hinaufstolpern. Celeste. Bleich und sichtbar schwer beeidruckt. Nach Luft schnappend. >> Tungurahua << höre ich sie nur jappsen. Ich wusste sofort bescheit. Tungurahua. Der einzige aktive Vulkan in der nächsten Umgebung. Seit ich in Ecuador bin war er ruhig. Schlummerte vor sich hin. Zeigte sich als wartender Riese. Erst in letzter Zeit sprach man wieder von Aktivität. Am Montag besuchte ich zum Beispiel wieder einmal die Ländereien von ERPE, auf welchen wir Amaranth anbauen. Diese Ländereien befinden sich in Montirón am Fusse des Tungurahua. Wir kamen um ein weiteres Feld zu vermessen. Doch wie gebannt blieben wir auf einmal stehen. Der Vulkan sprach. Der Berg rief. Es hörte sich an wie ein grosses Gewitter. Doch ohne Blitze oder Wolken. Es war der Berg, der wütend und unglaublich laut schrie. Mir lief ein Schauer über den Rücken.
Schon in dem Bericht über unsere Fahrt nach Palitahua hatte ich von der noch immer sichtbaren Zerstörung des letzten Ausbruchs erzählt. Nun den aktiven Vulkan mit den eigenen Ohren vernehmend machte mir die Macht dieser Natur einmal mehr deutlich.
Ausgebrochen aber war er noch nicht.
Nun aber stürzte Celeste jappsend in die Wohnung. >>Tungurahua<< auf den Lippen.
Und wirklich auf meinem Heimweg hatte ich den grossen Kegel des Tungurahua deutlich im Blick und es war eine riesige langgezogene Rauchwolke gespenstisch über ihm schwebend zu sehen. Ich musste stehenbleiben und starren. Ich starrte und guckte und sah. Und dann verfluchte ich zum ich weiss nicht wie vielten mal den Tag in Cuenca. Den Tag an dem es geschah. An der mich meine Kamera verliess und für immer von mir ging. Mir wird von Tag zu Tag wieder bewusst, dass ich eine neue Kamera brauche. Ich muss nach Quito. Eine Kamera kaufen.
Bis dahin aber eine Beruhigung für alle, die sich jetzt sorgen machen wegen dem Vulkan... Bisher ist er noch nicht ausgebrochen und raucht nur grummelnd etwas vor sich hin. Keine Gefahr also. Und selbst wenn er ausbrechen sollte ist keine Gefahr hier in Riobamba für mich. Gefahr ist nur für unsere frisch besäten Felder in Montirón. Die sind nun von einer Ascheschicht überzogen und die Pflanzen drohen zu sterben. Auch hier in Riobamba ist über Nacht etwas Asche gefallen, die nun die Strassen mit einem feinen Film überziehen.
Resümee. Keine Gefahr für mich. Unglaubliches einmaliges Erlebnis. Gefahr für unseren schönen Amaranth. Kamera kaufen!

1 Kommentar:

  1. Hallo, ich war bis vor 2 Wochen auch Riobamba, aber nur ein halbes Jahr (Colegio) und ich kann wirklich viele deine Erzählungen persönlich bestätigen. :) Es war einfach wunderschön! M./Berlin

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