Montag, 25. Januar 2010

La Valle de Intag

Es sind entspannende Wochen. Die Zeit vergeht im Rhythmus des brummenden Tungurahua. Jeden Morgen werden die Gehwege von der, in der Nacht gefallenen, Asche freigekehrt und die Sonne lässt sich schon lange nicht mehr sehen hinter den dicken Aschewolken.
Es sind Wochen der entspannten Arbeit und der erholender Wochenenden. Ewig kann man diesem Leben allerdings aber auch nicht treu sein. Uns zieht es also wieder hinaus in die weiten Ecuadors. In den bisher noch kaum bereisten Norden.
So nehmen Simon und ich uns den Freitag frei um schon am Morgen die weite Fahrt nach Otavalo anzutreten. Wir haben das Glück einen Direktbus nach Ibarra zu bekommen, der uns direkt in Otavalo absetzen wird.
Also etwa 7 Stunden Bus fahren. Erst nach Quito, dann durch Quito und schliesslich in den Norden. Dort schlängelt sich der Bus auf engen Strassen, die mit viel Mühe in die steilen Felswände geschlagen sind, durch die Nordanden. Kleine Kreuze, die im Laufe der Jahre angesammelt wurden, begrenzen die Strasse. Tief unter uns fliesst in einem Tal ein Fluss. Dort unten sind safftig grüne Wiesen und Sträucher zu erahnen. Hier oben nur graue Felswände, Kakteen, graues Gestrüpp und staubiges Geröll.
Immer wieder öffnen sich die engen Berghänge und es zeigt sich uns ein beeindruckendes Panorama stolzer Bergketten, das weit in den blauen Horizont rakt.
Mit der angenehmen Nachmittagssonne erreichen wir Otavalo. Noch immer gilt die 40.000 Seelen Stadt als eines der grössten Handelszentren für Kunsthandwerk Latein Amerikas. So ist Otavalo eines der Haupttouristenziele Ecuadors. Dem entsprechend sind die Strassen schön geschmückt und immer saubergefegt. Gepflegte Parks durchziehen das Stadtbild. Es ist eine schöne Stadt. Aber auch eine touristische.
Es heisst, dass der Markt von einigen mächtigen Indígena-Familien bestimmt wird. Einige sprechen bei diesem Monopol von Mafiawerk. Doch wahr ist, dass ich in Ecuador noch nie eine solch saubere Stadt gesehen habe.
Simon und ich suchen uns ein billiges Hostal für eine Nacht und schlendern dann durch die schönen Gassen. Auf dem Plaza Bolívar steht nicht etwa eine Statue von Simón Bolívar sondern eine in Stein gehauener Kopf des Inka-Generals Rumiñahui. Irgendwie ist das sinnbildlich für diese kleine Stadt, in der die Indígenas stolz ihre reichen, traditionellen Trachten tragen und auf den kleinen Alleen flanieren.
Nach ausgiebigem Abendessen und einigen Bieren schlurfen wir dann aber angestrend von der langen Fahrt in unser Hostal und fallen bald darauf in einen tiefen Schlaf, der erst am nächsten Morgen um halb 7 vom Wecker gestört wird.
Ein frischer morgen empfängt uns auf den Strassen von Otavalo, wo schon reger Betrieb herrscht. Es ist Samstag und überall in den Strassen sind Marktstände errichtet. Noch fehlt aber der Trubel des Tages und es ist schön in der starken Morgensonne durch die Strassen su schlendern. Simon erwirbt einige Alpacapullover zu einem guten Preis und wir frühstücken einige salzige und süsse Teigkringel.
Dann aber müssen wir auch schon schnell wieder zum Busbahnhof. Dort warten bereits Fabian und Rafael aus Quito, Franz, Ana und Juanchito aus Cotacachi, sowie einige Verwandte von Juancho.
Der Bus ist voll. Wir haben zum Glück Sitzplätze und so treten wir die Fahrt nach Intag gutgelaunt an. Das Valle de Intag. Ein grünes, fruchtbares Tal hinter dem Vulkan Cotacachi auf 1800 Metern mit zahlreichen Flüssen, viel Primärwald und einem angenehm warmen Klima. Jahrelang war die Geschichte des Tales geprägt von Kämfen der Anwohner und Aktivisten gegen die Ausbeutung der Berge durch brutale Minengesellschaften. So entwickelte sich ein einzigartiger Standort für Ökotourismus und Umweltschützer.
Wir hatten drei cabañas (Holzhütten) in Nangulví hinter dem Dorf Apuela angemietet. Nach langer aber auch wunderschöner Busfahrt kommen wir endlich an. Die Sonne brennt und es ist sehr heiss. Schnell beziehen wir die schönen Cabañas mit Terasse und Hängematten. Direkt neben den Hütten befindet sich ein grosser Pool und ein kleineres rundes Becken mit heissem Vulkanquellwasser.
So verbringen wir die Zeit in diesem Mikrokosmos im Valle de Intag vor allem im Pool, lauschen den vielseitigen Stimmen der Vögel und dem Plätschern des nahen Flusses.
Es ist ein Stückchen Paradies mit Freunden. Mittags essen wir Forelle, abends Churasco (Steak mit Ei, Reis und Pommes). Dazu frischen Fruchtsaft und Bier.
Ein Traum.
Noch lange sitzen wir Nachts auf der Terasse. Trinken Bier, Spielen Karten und unterhalten uns. Rafael, Simon und ich stossen an. Ein halbes Jahr in Ecuador. Etwas sentimental blicke ich in die dunklen Silhoutten der Palmen. Die Zeit vergeht.
Am morgen folgt nach einem weiteren Bad im Pool, einem leckeren Eis und einem ausgiebigen Frühstück der Auszug aus dem Paradies.
Wir packen unsere Sachen. Wir bezahlen die Rechnung. Wir warten an der Strasse auf den Bus. Wir warten und warten. Simon und ich werden nervös. Wir haben noch eine lange Fahrt vor uns. Endlich kommt ein Bus die Strasse hinunter. Es ist brechend voll und stickig. Kinder schreien, Männer schnarchen und ich beginne zu schwitzen. In Apuela steigen einige Menschen aus und mir gelingt es einen Platz zu ergattern. Die Kinder schreien noch immer. Langsam wird es aber kühler. Wir fahren im Nebel über eine Bergkuppe. Die Rückfahrt dauert länger als die Hinfahrt.
Endlich in Otavalo verabschieden Simon und ich uns von unseren Freunden und springen in den wartenden Bus nach Quito. 3 Stunden nach Otavalo. 2 Stunden nach Quito Terminal Norte. 1 Stunde durch Quito zum Terminal Terrestre. 4 Stunden nach Riobamba. Dazu kanpp eine Stunde wartezeit, die wir mit Mittag-/Abendessenverbringen.
Also etwa 11 Stunden unterwegs. Endlich in Riobamba angekommen falle ich totmüde ins Bett. Doch es hat sich gelohnt. Es war ein kleines Stückchen Urlaub!

Einige Bilder von einer Peña Solidaria (Soliparty) bei Sumaklife:

Pena Solidaria



Bilder von der Reise nach Otavalo und Intag:

Valle de Intag

1 Kommentar:

  1. oooooooooh gott!!!
    ich will auch nach equador im allergeilsten pool abhängen mit der allergeilsten landschaft überhaupt.....
    naj, berlin -20 °C ist auch gut...fuck...fuck...fuck!
    gruß
    sonny black

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