Mittwoch, 16. Juni 2010

Der Berg ruft

Um mich herum ein dichtes Schneetreiben.
Ein stechender scharfer Schmerz in meinen Lungen. Mein Herz klopft schnell und ich schnappe gierig nach Luft.
Doch ich blicke in ein Panorama, welches gleichen ich noch nie gesehen habe. Vor mir erhebt sich die weite schneebedeckte Kuppe des Cotopaxi - mit knapp 5900 Metern größter aktiver Vulkan der Welt. Zur anderen Seite öffnet sich ein weites tiefes Tal, das tiefe Einblicke erlaubt. Zwischen Tal und mir, da liegen die Wolkenlandschaften. Ich stehe über diesen grotesken Wolkenbildern, die immer weicher zerfließen zu scheinen.
Während die Schneeflocken um mich wirbeln und ich mit dem Fuß in einem Eisklumpen scharre, da atme ich die dünne Luft tief ein und blicke ins weite.
Was ist geschehen? Gestern noch war ich im tiefsten Regnewald auf knapp 900 Metern höhe. Dann aber die Rückkehr nach Riobamba. Nach einem Monat endlich wieder in meinem kleinen Städtchen Riobamba.
Am nächsten Tag aber brach ich mit Regina auf, um den Cotopaxi zu erklimmen.
Und dort stehe ich nun. Oberhalb des Refugio Jose Ribas, auf über 4800 Metern. Einen Monat nur zuvor hatte ein Freund von uns den 5900 Meter hohen Gipfel erklommen. Das aber schien uns nun unmöglich. Auf dieser Höhe kostet ein Schritt unglaublich viel Kraft. Du kommst nur langsam vorwärts und schnappst heftig nach Luft.
Eine Besteigung bedarf größerer Planung, größerer Ausdauer und mehr Training.
So aber genossen wir schon hier an der Schneegrenze die unglaubliche Höhe und den ersten Schnee nach über einem Jahr.
Heute Morgen noch war ich im T-Shirt zum Bus gelaufen und nun stand ich schon zitternd im Schnee. Dieses Land überrascht. Und es überrascht jeden Tag.
Nach unglaublichen Minuten dort oben in einer anderen Welt, über den Wolken, begannen wir wieder den Abstieg.
Am Abend belohnten wir uns mit dicken Hamburgern, Popkorn und einem Film im Kino von Ambato, bevor wir am späten Abend wieder nach Riobamba zurückfuhren.
Der nächste Tag sollte wieder der alltäglichen Arbeit bei Sumaklife gewidmet sein. Nach einem Monat zurück bei Sumaklife.

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