Mittwoch, 25. November 2009

Viva la cumplañera! VIVA!

Noch über meinen Vorgänger Badin lernte ich Bayron kennen, der einen Möbelladen in der Straße meiner Arbeit betreibt. Badin hatte ihn beim Fussball spielen kennen gelernt und ihn mir in meinen ersten Wochen hier in Ecuador vorgestellt.
Noch immer haben Simon und ich Kontakt zu ihm, wenn auch seltener als gewollt, was wohl vor allem an meinen mangelnden Fussballkünsten liegt, die mich nur sehr selten dazu bewegen einmal selbst den Ball zu treten. Ich übernehme eben lieber den passiven, kommentierenden und jubelnden Sofa-Part, was Fussball angeht.
Bayron aber nun hatte uns drei Deutschen Yoki, Simon und mich am letzten Freitag zu einer Geburtstagsfeier eingeladen. Unter einer Bedingung konnten wir kommen: Wir mussten deutsche Frauen mitbringen. Also luden wir noch Regina, Eva, Celeste und Phillipa ein, die ebenfalls ihren Freiwilligendienst hier in Riobamba ableisten.
Bei der Party handelte es sich um eine Überraschungsgeburtstagsfeier von der Schwester von Bayrons Frau.
Anfangs war alles noch etwas steif, es wurde ein Endlosloop von “Happy Birthday to you” eingespielt und alle standen an den Wänden eines großen leeren Raumes, hielten sich an ihren Sektgläsern fest und betrachteten das rührende Bild der vor Freude oder Überraschung weinenden “cumplañera”. Dann wurde der Kuchen bewundert und die cumplañera musste “sterben”, will heißen mit dem Kopf in die Torte: Das bringt Glück und sieht dazu noch richtig lustig aus!
Und dann begann sich die Party langsam aufzuwärmen, die vielen Latinos in dem Raum konnten nicht lange ruhig sitzen und als der Endlosloop dann durch die altbekannten und doch feurigen Salsaklänge ersetzt wurde war fast niemand mehr zu halten und der erste Tanz wurde eröffnet. Die ganz Schnellen hatten sich eine begehrte Deutsche als Tanzpartnerin geschnappt und wirbelten diese nun durch die Luft.
Doch das hatte ich schon oft erlebt und war bis hierher auch nichts besonderes. Aber je später der Abend umso ausgelassener die Feier. Und es wurde quer durch alle Generationen getanzt. Von den kleinen Kindern, die mit ihrem Hopps-Salsa bestimmt noch besser aussehen als ich, bis zum Großmütterchen, das sich von ihrem Don Juan herumwirbeln lässt.
Nach noch mehr Tanz, Essen und Bier wurden Whisky und Puro herausgeholt und was kaum zu erwarten war: es wurde noch ausgelassener. Es wurden die ecuadorianischen Volkstänze ausgepackt und stolz den etwas tappsigen Deutschen beigebracht.
Und so wurde getanzt und gelacht und getrunken und man fühlte sich wie in einer großen Familie. Mit dem Großvater, der einem listig zwinkernd zuklatschte während man seine deutschen Tanzkünste zum besten gab oder die alten Frauen die einen offen aber freundlich auslachten und dann aber ihre Töchter schickten, es dem Deutschen doch einmal richtig beizubringen.
So wollte der Abend nicht enden und einige von den Deutschen wollten schon, völlig verschwitzt, flüchten, doch die Tür war verschlossen und auf die Frage ob man sie nicht öffnen konnte wurde nur lachend geantwortet: “Morgen früh um 10 Uhr und jetzt tanz mit mir!”
Es war, wie der Vater der cumplañera, welche tapfer mit wechselnden Partnern durchtanzte, gefordert hatte: “Heute ist ein glücklicher Tag für meine Tochter! Aber nicht nur für sie! Ein jeder hat heute etwas zu feiern, ganz egal was! Also lasst uns alle glücklich sein!”
Es war wirklich wie im Rausch - im Tanzrausch, was allerdings auch an dem Whisky und selbstgebrannten Schnapps liegen könnte.
Aber gerade diese Feier quer durch alle Generationen, die selbstverständlich nebeneinander feiern, hat mich so begeistert.
Diese Erfahrung wollte ich hier mit euch teilen, denn die Feier hat mir so gut gefallen, wie ich es mir nie von einer Feier mit Kleinkindern, Eltern, Großeltern und Freunden allen zusammen vorstellen könnte. Eine einzigartige Erfahrung, für die ich den kleinen Kater am nächsten Morgen gerne in Kauf nahm.

Ich versuche noch über Bayron an Fotos von der Feier zu kommen, aber bislang bleibt es bei der reinen Erinnerung an einen wunderschönen Abend.

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