Donnerstag, 5. November 2009

Alle guten Dinge sind drei!

Endlich - und ich kann das voller Stolz sagen - endlich habe ich alle drei geographische Zonen Ecuadors unsicher machen können. Oh welch ein Gefühl der Freude! Das Jungfernhäutchen ist gerissen, denn der kleine Jonathan war das erste mal im Regenwald. Genauergesagt in Puyo, Hauptstadt der grössten Provinz Ecuadors Pastaza. Gemeinsam mit Simon, Regina, Yoki und Frodo, dem Berliner Freund von Yoki, der hier seine Ferien verbrachte.
Von Riobamba gelangt man relativ schnell über Baños nach Puyo. Die etwa 4 Stunden dauernde Fahrt zeigt in einer unglaublichen Geschwindigkeit den Wechsel der Vegetation zwischen Sierra und Oriente mit einem Höhenunterschied von mehr als 2000 Metern.
Die Berge werden kleiner, die Felsen kürzer, die Pflanzen grüner und die Farne höher.
Dazu rauscht nicht mehr der kühle, frische Wind des Chimborazo am Fenster vorbei, sondern die Luft hat sich zusammengeknotet und aufgebauscht zu einem warmen, feuchten Brei. Trotz der frühen Stunde - wir waren schon um 7 Uhr samstagmorgens in Riobamba losgefahren - fing ich also schon im Bus an zu schwitzen und liess meine Zunge aus dem Fenster hängen. Dem nächsten schreinden Wasserverkäufer entriss ich eine seiner Plastikflaschen und schluckte das kühle Nass sofort in eiligen Zügen hinunter.
Keine gute Idee, denn so träumte ich die letzte halbe Stunde auf dem Weg nach Puyo, wärend wir an Unmengen von reissenden Wasserfälen vorbeikamen, nur noch von einer Toilette um mein kleines Geschäft zu verrichten.
Endlich in Puyo und erheblich erleichtert wurden schnell ein Hostal, diesmal sogar mit Kabelfernsehen, und etwas zu Essen gesucht. Dann, mit einem leckeren Eis, durch die staubigen Strassen von Puyo schlendernd konnte ich Puyo zum ersten mal richtig wahrnehmen. Es entpuppte sich als staubige, etwas gesichtslose kleine Stadt, mitten im Grünen. Am Horizont sah man nur grüne bogenförmige Waldschneisen, welche langsam ins bläuliche übergingen. Durch das Eis, die unglaubliche Hitze und die kurze Hose auf den Urlaubsgeschmack gekommen, beschlossen wir dann in das nahegelegene Schwimmbad zu gehen, wo wir auch auf Yoki und Frodo trafen, die direkt aus Macas nach Puyo gereist waren. Ausser Palmen, unverschämt erfrischendem Wasser und einem Sprungturm beheimatete das Freibad auch zwei unglaublich hohe Rutschen, von welchen man eine tolle Aussicht über ganz Puyo und die umliegenden Regenwälder hatte. Doch das Rutsch an sich war noch toller. Und so fühlte ich mich wirklich wie im Urlaub mitten im Regenwald.
Am Abend liefen wir dann nocheinmal durch das kleine Städtchen Puyo. Es war schon dunkel und auf einmal fanden wir uns in einer kleinen Strasse wieder und alles um uns war duster. Wir konnten nichts wirklich sehen, lediglich hören konnten wir und das hörte sich an wie man es aus allen Regenwaldfilmen kennt - ein wildes Drucheinander an zirpen, zischen, klackern, gackern, rascheln, murmeln. So nah am Regenwald hatten wir uns doch gar nicht gefühlt. Vor Schreck hatten wir Hunger bekommen und folgten unseren Nasen zu einem Restaurant, vor dem leckere Fleischstücke gebraten wurden. Und so beschlossen wir diesen ersten Tag im Regenwald mit Fleisch und reichlich Bier.
Der nächste Tag - schon der letzte, da ein Sonntag und Ecuador Montags gearbeitet wird - war reserviert für eine Regenwaldtour mit Führung.
Mit einem Pickuptaxi fuhren wir also hinein in den Regenwald und nur immer weiter hinein. Von einer kleinen Buschstation aus liefen wir dann los. Mit unserem Führer durch den Regenwald. Neben einiger groben Witze erzählte er auch einige interessante Dinge über Flora und Fauna. So sahen wir etwa laufende Bäume, die sich durch das Abwerfen und Bilden neuer Wurzeln fortbewegen können, und noch allerlei Gewürm und Insektentierchen. Bis zu einem riesigen Wasserfall liefen wir. Schon von weitem kam uns ein nasser und kühler Wind entgegen, der ausgelöst wurde durch das in die unglaublich Tiefe stürzende Wasser. Wir befanden uns direkt unterhalb des Wasserfalles und es bot sich einem ein atemberaubendes Bild. Angeheizt durch Wetter, Sonne und unseren Führer stiegen wir dann auch ins Wasser und badete in den Staudamm, der eine unglaublic Kraft hatte, sodass man nur schwer gegen die Strömung anschwimmen konnte. Von diesen Strapazen ruhten wir uns etwas aus und liefen dann weiter, denn jetzt sollte es zur Kanufahrt gehen. Unsere Sachen trockneten natürlich kaum in der feucht stickig drückenden Luft. Auch auf dem grossen Fluss in dem Einholzkanu gab es nicht wirklich frischere Luft. SO glitten wir lagsam durch das Wasser und an uns vorbei das mächtige Grün. Auf dem Wasser war alles still, nur aus dem undurchdringbaren Gestrüpp der Ufer klangen merkwürdige Geräusche. Hier erst wurde mir die Macht des Regenwaldes richtig bewusst. Es war eine unglaubliche Macht, eine ungreifbar Macht, aber keine wirklich freundliche. Und ich merkte, ich war ein Fremdkörper in diesem grossen atmenden einzigen grünen Brei der mich heimlich beobachtete.
Von diesen Eindrücken wie benommen sollte wir nun noch eine Indígenasiedlung besuchen. Wir fühlten uns alle sehr unwohl in unserer Rolle als gaffende und staunende Europäer, die im Vorgarten des Schamanen herumtrampelten. Also möchte ih auch hierzu nicht viel schreiben, als vielmehr nur, das nach wie vor sehr viele Indigenas in der Amazonia recht traditionell leben, aber inzwischen die Chancen durch Tourismus erkannt haben und extra Shows für Touristen bieten oder Artesanía verkaufen. Dazu kann man denken was man will, ich jedenfalls fühlte mich nicht wohl in der Rolle des gaffenden Touristen beim Menschengucken.
Abgeschlossen wurde unser kleiner Ausflug in eine andere Welt mit dem Bsuch der "peces gigantes" - der Riesenfische, die bis zu 5 Metern lang werden.
Dann ging es wieder schnell zurück nach Puyo in die Zivilisation. Dort wurde ein sehr spätes Mittagessen eingenommen, ein Eis gelutscht und schliesslich auf den Bus nach Riobamba gewartet. Wieder ein Kurztrip war vorbei und eine Arbeitswoche in Riobamba konnte folgen.

Fotografieren konnte ich noch immer nicht in Ermangelung einer Kamera, doch ich zeige hier einige, die Simon mit seiner Kamer gemacht hat.

Puyo

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